Eine hochkarätige Besetzung von Künstlern und Künstlerinnen aus der Republik Kasachstan und eine Uraufführung des Sinfonieorchesters „World Phil“ unter der künstlerischen Leitung von Erwin Muntaniol – das gab es am Freitag im Kammersaal der Berliner Philharmonie zu sehen. Anlass war einmal mehr das 30-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan. Den Festakt eröffnete der Botschafter Kasachstans in Deutschland, S.E. Dauren Karipov, mit den Worten: „Musik ist die universelle Sprache, die Grenzen überschreitet“.

S.E. Dauren Karipov, Botschafter der Republik Kasachstan

Unter den Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft befanden sich unter anderem der Bundespräsident a.D., Prof. Dr. Horst Köhler, Matthias Lüttenberg, Beauftragter für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien beim Auswärtigen Amt sowie der Vorsitzende der Deutsch – Kasachischen Gesellschaft Thomas Helm.

Im Einzelnen verwies der Botschafter Dauren Karipov auf die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland. Damit verbunden, stellte er die einzelnen Künstler aus Kasachstan vor, die beispielhaft eine lebendige Brücke zwischen Deutschland und Kasachstan bilden.

Der Beauftragte Matthias Lüttenberg begrüßte in seiner Rede die Reformpläne des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew und verwies zugleich auf die damit verbundenen Herausforderungen. Er betonte zudem, dass Kasachstan für Deutschland eine ein verlässlicher und geschätzter Partner sei und der Dialog beider Länder fortgeführt werden solle.

„HasSak“ – Ethno Folk aus Kasachstan

Der Beauftragte für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, Matthias Lüttenberg

Eröffnet wurde das Festkonzert von der mittlerweile über Kasachstan hinaus bekannten Ethno-Folk-Gruppe „HasSak“. Das Wort „HasSaknama“ bedeutet die Schrift der wahren Saken oder das edle Erbe und die Werte, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Das „HasSak“- Ensemble wurde vor neun Jahren aus den Preisträgern internationaler und nationaler Wettbewerbe, Studenten und Absolventen des Kasachischen Nationalen Kurmangazy-Konservatoriums und der Nationalen Muskiakademie gebildet und hat mittlerweile drei CDs veröffentlicht.

Es ist ein modernes nationales Ensemble, das die Verschmelzung von traditioneller kasachischer Musik und alten türkischen Ritterhymnen darstellt. Jedes der Werke ist einzigartig wie die künstlerische Schöpfung, auf die der Schatz der kasachischen Musikkunst und der nationalen Kunst einen tiefgreifenden Einfluss hatte.

„HasSak“

Ihre Werke sind inspirierend und verleihen der nationalen Musik Vitalität. Das talentierte Kreativteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Musik- instrumente zu restaurieren und die ursprünglich der Natur sehr verbundene Musik zu reproduzieren, was sich in den circa 30 unterschiedlichen Musikinstrumenten im Konzert bemerkbar macht. Jedes Mitglied der Band ist ein Instrumentalist, der eine Vielzahl von Volksmusikinstrumenten spielt – von Kobyz über Dombra, Sybyzgy, Saz Syrnay bis hin zu Shan Kobyz.

Zarina Altynbayeva – eine Stimme so klar wie Glas

Zarina Altynbayeva

Als nächste Künstlerin trat die kasachische Sopranistin Zarina Altynbayeva auf, die das Publikum sofort in ihren Bann zog. Mit Ihrer glasklaren Stimme trug sie unter anderem die Arie von „Ashar“ aus der Oper „Abai“ von Achmet Shubanov und Latif Hamidi sowie den „Kasachischen Walzer“ der gleichnamigen Komponisten vor.

Als ausgebildete Opernsängerin wurde Altynbayeva 2013 Solistin des Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheaters Abay (Almaty), wo sie bis heute tätig ist. Seit 2017 eröffnet sie jedes Jahr die Theatersaison. Sie trat bisher an internationalen Opernhäusern auf, wo sie sich in der Zwischenzeit einen Namen machen konnte.

Neben dem Opernrepertoire singt Zarina Altynbayeva auch Kammermusik, klassische Romanzen und Barockmusik. 2019 veröffentlichte sie ihr Soloalbum „Baroque Pearls“ und organisierte im gleichen Jahr den Wettbewerb „Prima Nota Fest“, der zugleich als Festival für junge Musiker zu einem bedeutenden Ereignis im kulturellen Leben Kasachstans wurde.

Der Wettbewerb zielt auf die Entwicklung der klassischen darstellenden Künste ab. Das Projekt wurde mit Unterstützung der Kulturabteilung des Almaty Akimat und des Kurmangazy Kasachischen Nationalkonservatoriums durchgeführt. Die Hauptidee dieses Festivals ist es, junge Talente zu erkennen und ihnen eine Chance und einen Anreiz zu geben, sich zu entwickeln.

Aiman Mussakhajayeva – höchste Klangsphären mit der Stradivari-Violine

Aiman Mussakhajayeva

Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt von Aiman Mussakhajayeva. Sie gehört zu den besten Vertreterinnen der kasachischen Geigenschule und hat zahlreiche Preise sowie Anerkennungen erhalten – etwa als Volkskünstlerin und Ehrenkünstlerin der Republik Usbekistan sowie als „Künstlerin für den Frieden” der Unesco.

Sie spielte in Recitals, als Kammermusikerin und als Solistin mit Orchestern in den wichtigsten Konzertsälen Europas, Asiens und den Vereinigten Staaten, aber auch in der Berliner Philharmonie sowie Konzerthäusern in New York, Paris, London und Wien.

Ihre meisterhafte Technik, ihr Verständnis und ihr tiefes Wissen verschiedener Stile ermöglichten es ihr, sich mit den komplexesten Kompositionen für Violine auseinanderzusetzen und ein umfangreiches Repertoire aufzubauen, das Komponisten aller Epochen und Stile umfasst. Der Klang ihrer Stradivari-Violine aus dem Jahr 1732 ist ein einmaliges akustisches Hörerlebnis. Gespielt wurden Werke von Astor Piazzolla: Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires – Winter und Frühling, in der Bearbeitung für Solovioline und Streichorchester.

Debütkonzert mit dem neuen Ensemble „World Phil“

Orchester „World Phil“

Unter der künstlerischen Leitung von Erwin Muntaniol, dessen Wurzeln in Kasachstan liegen, fand am Freitag das erste Konzert von „World Phil“ im Kammermusiksaal der Philharmonie statt. Aufgeführt wurde die Sinfonie Nr. 41 C-Dur Jupiter von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Sinfonieorchester „World Phil“ ist eine Symbiose zweier Kulturen und Aufführungsstile, die dem Klang deutscher und kasachischer Musik neue Facetten geben.

Der Klangkörper des Orchesters setzt sich aus internationalen Musikerinnen und Musikern aus Berlin, aus ganz Deutschland und auch aus Kasachstan selbst zusammen. Das World Phil Berlin Orchester möchte dadurch bisherige Grenzen überschreiten und einen neuen Austausch schaffen.

Professionalität trifft Begeisterung

Erwin Muntaniol studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen (Schwarzwald) und setzte seine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart fort. Seit 10 Jahren gründet er immer wieder neue Ensembles wie die Camerata Muntagnola, das Ensemble Bariolé, oder jüngst ,mit Aiken Aitbay, die „World Phil“ Berlin. Er ist ein gefragter Orchestermusiker im süddeutschen Raum und bereitete Jugendorchester für Orchesterkonzerte vor.

Der Wunsch, ein neues Orchester mit neuen Konzertformaten zu gründen, war schon immer da. Den entscheidenden Impuls gab dabei die Deutsch-Kasachische Botschaft mit einer Einladung zu einer kulturellen Veranstaltung in der „Mall of Berlin“ am Potsdamer Platz.

v.l.n.r. Christian Grosse-Präsident Open International Dialogue, Violinistin Aiman Mussakhajayeva, Künstlerischer Leiter „World Phil“-Erwin Muntaniol

Aiken Aitbay ist eine Geigerin aus Almaty und setzte ihr Masterstudium in Zürich, Schweiz, bei bedeutenden Lehrern wie I. Gringolts und R. Koelman fort. Sie trat an renommierten Orten wie der Tonhalle Zürich und dem Konzerthaus Berlin als Teil von Ensembles und Orchestern auf. Zudem ist sie Konzertmanagerin für große Musikprojekte in Europa und Kasachstan. Sie stellt unter anderem Aiman Mussakhajayeva und andere Musiker aus Kasachstan in der Europäischen Union vor, gründete die Eventagentur I Stella und organisiert Kulturveranstaltungen.

Durch die Kooperation mit Aiken Aitbay und anderen Musikern entstand pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum der deutsch-kasachischen diplomatischen Beziehungen das Sinfonieorchester, das sich zum Gründungskonzert erst fünf Tage lang kannte.

Das Festkonzert in der voll besetzten „Berliner Philharmonie“ war die beste Werbung für beide Länder, die freundschaftlichen Beziehungen zu intensivieren und fortzuführen. Es war ein fantastischer und unvergesslicher musikalischer Abend, an den man sich noch lange erinnern wird.

Christian Grosse

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