Ein Projekt im Rahmen des Lektorenprogramms der Robert-Bosch-Stiftung bemüht sich um die Wahrung des Friedens im Ferghanatal. Dabei begeben sich Schüler und Studenten aus der Region mit erlernten journalistischen Techniken in die eigenen Familiengeschichten.

Das Ferghanatal ist ethnisch eine sehr heterogene Region in Zentralasien. Verteilt auf drei Staaten – Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan – bildet es einen Kristallisationspunkt der politischen und ethnischen Konfliktthemen der gesamten Region.

Drei Staaten – eine Geschichte

Migration prägt Biographien und Familiengeschichten im geographischen Raum des Ferghanatals – besonders stark auch in den letzten Jahrzehnten. Sei es aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen – fast jede Familie kann eine Geschichte des Wohnortwechsels in den letzten zwei Generationen erzählen, zumal die Grenzen innerhalb des Tals im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrmals geändert wurden. Teils finden einzelne Personen bessere Arbeitsbedingungen im Ausland, teils leben Kinder oder Enkel mit ihrer eigenen Familie in einem anderen Land als dem ursprünglichen Geburtsland oder dem Wohnort ihrer nächsten Verwandten. Migration, die eint: Beziehungen jenseits der nationalen Grenzen werden spürbar, eine gemeinsame Chronik der Staaten wird sichtbar, die die Gegenwart wie auch die Zukunft der Region prägt.

„Frag deine Oma!“

20 Schüler und Studierende (Sprachniveau Deutsch A2/B1 und höher) aus Dschalalabad, Osch, Andischon, Fergana und Choschand machen sich auf Spurensuche in ihren Familiengeschichten. Wo kamen Großeltern und Eltern zur Welt, wo leben sie jetzt? Weshalb? Was hat sie geprägt? Was verbindet die Familien? Den Startpunkt machte letzte Woche eine dreitägige Auftaktkonferenz im „neutralen“ Almaty. Programmpunkte waren neben der persönlichen Begegnung der Teilnehmenden die Heranführung an die Methode „Oral History“, ein Workshop zur Vermittlung journalistischer Techniken im Interviewführen und Porträtschreiben, sowie die Sensibilisierung für aktuelle Fragen der Zentralasienforschung. Für die Studierenden folgt nun eine ca. vierwöchige Produktionsphase mit eigenständigen Recherchen, Interviews und Verfassen von Texten. Sie werden dabei durch Bosch-Lektoren vor Ort unterstützt.

Neben der methodischen Kompetenzvermittlung sind dauerhafte Vernetzung, grenzübergreifende Freundschaften sowie Sprachenkompetenz besonders wichtige Programmpunkte. Das gemeinsame Ziel ist die Veröffentlichung der in Deutsch geschriebenen Berichte sowie Porträts auf einer eigenen Projekthomepage. Damit trägt das Projekt aktiv zur Friedensförderung in einer konfliktbelasteten, instabilen Region bei.

Florian Coppenrath, Simone Helmschrott (Bosch-Lektoren in Osch und Fergana)

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