Beim diesjährigen Gipfeltreffen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in Duschanbe stand nicht nur die regionale Zusammenarbeit im Mittelpunkt, sondern auch die Frage, wie die postsowjetischen Länder in einer zunehmend unruhigen Welt gemeinsam bestehen können. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew nutzte die Bühne, um zu mehr Einheit, wirtschaftlicher Modernisierung und technologischem Aufbruch aufzurufen – und machte deutlich, dass Kasachstan innerhalb der GUS eine aktive Gestalterrolle einnehmen will.

Am 10. Oktober 2025 fand in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, die Sitzung des Rates der Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten statt. An dem Gipfel nahmen die Präsidenten und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten teil, darunter Russland, Belarus, Armenien, Usbekistan, Kirgisistan, Aserbaidschan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kasachstan. Im Mittelpunkt des Treffens standen Fragen der wirtschaftlichen Integration, der Sicherheit in der Region sowie der Zusammenarbeit in den Bereichen Technologie, Umwelt und Kultur. Die Staatschefs tauschten sich über aktuelle politische Entwicklungen aus und verabschiedeten mehrere gemeinsame Dokumente zur Vertiefung der Kooperation in wirtschaftlichen und humanitären Belangen.

In seiner Rede betonte Tokajew die Bedeutung der GUS als stabile Plattform für Dialog und gegenseitiges Vertrauen. Er dankte Tadschikistans Präsident Emomali Rachmon für die Organisation des Gipfels und hob hervor, dass die GUS trotz globaler Spannungen ihre Rolle als wichtiger Integrationsraum in Eurasien beibehalten habe.

Tokajew für engere Zusammenarbeit

Tokajew erinnerte an den 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg und rief dazu auf, das historische Erbe zu bewahren und den Frieden zu schützen. Angesichts wachsender internationaler Spannungen warnte er vor der Erosion des Völkerrechts und forderte die Mitgliedsstaaten auf, enger zusammenzuarbeiten, um Stabilität und gegenseitiges Vertrauen zu sichern.

Ein Schwerpunkt seiner Rede lag auf der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Tokajew hob hervor, dass der Handel zwischen den GUS-Staaten deutlich gewachsen sei, und forderte mehr gemeinsame Produktionsprojekte, Investitionen und die Schaffung transparenter Märkte. Besonders betonte er die Bedeutung moderner Verkehrskorridore wie der Routen Nord–Süd, Ost–West und des Transkaspischen Wegs sowie die Entwicklung einer digitalen Logistikplattform zur besseren Vernetzung der Mitgliedsstaaten.

Darüber hinaus sprach er sich für eine engere Kooperation in Zukunftsfeldern aus. Er schlug vor, eine gemeinsame Strategie im Bereich Künstliche Intelligenz zu entwickeln, eine spezialisierte KI-Universität in Kasachstan zu eröffnen und die Programme zur Ausbildung junger Fachkräfte auch auf der GUS-Ebene auszuweiten.

Ein weiteres Anliegen war der Umweltschutz: Tokajew warnte vor den Folgen eines weiteren Rückgangs des Wasserspiegels im Kaspischen Meer und regte die Einrichtung eines regionalen Zentrums für Klima- und Katastrophenmanagement an. Zum Abschluss betonte er die Bedeutung der kulturellen und humanitären Zusammenarbeit und schlug die Gründung einer Assoziation kreativer Industrien vor.

Bilaterales Treffen mit Wladimir Putin

Am Rande des Gipfels führte Präsident Tokajew zudem ein bilaterales Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Beide Staatschefs bekräftigten die enge strategische Partnerschaft zwischen Kasachstan und Russland und kündigten an, den politischen Dialog weiter zu vertiefen. Putin lobte die besonderen Beziehungen zwischen beiden Ländern und sprach von einer „starken Vertrauensbasis“, die sich in zahlreichen gemeinsamen Projekten widerspiegele.

Tokajew wies darauf hin, dass das Handelsvolumen im vergangenen Jahr 28 Milliarden US-Dollar erreicht habe und russische Unternehmen über 26 Milliarden US-Dollar in die kasachische Wirtschaft investiert hätten. Insgesamt seien derzeit 114 gemeinsame Projekte mit einem Gesamtwert von rund 22 Milliarden US-Dollar in Umsetzung. Auch im Bildungsbereich arbeiten beide Länder eng zusammen: In Kasachstan sind derzeit neun Filialen russischer Universitäten aktiv, die den wissenschaftlichen Austausch fördern. Zudem sprachen die Präsidenten über neue Kooperationsfelder, darunter Energie, Hochtechnologie und den Bau eines Atomkraftwerks in Kasachstan mit Beteiligung von „Rosatom“.

Das Treffen in Duschanbe machte deutlich, dass Kasachstan die GUS als eine zentrale Plattform für regionale Stabilität und gemeinsames Wachstum betrachtet. Tokajews Auftritt und seine Gespräche mit Putin unterstrichen den Anspruch seines Landes, die wirtschaftliche Integration, die technologische Entwicklung und die friedliche Zusammenarbeit in Eurasien aktiv mitzugestalten.

aro.

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