Biologische Vielfalt bewahren, um Krankheiten vorzubeugen und Gesellschaften zu stärken – darum und um weitere Aspekte von Natur- und Artenschutz ging es auf einer wegweisenden Veranstaltung im usbekischen Samarkand vergangene Woche. Auch Deutschland ist mit verschiedenen Institutionen und Organisationen beteiligt.

In der usbekischen Metropole Samarkand stand vergangene Woche alles im Zeichen des Artenschutzes. Vom 12. bis 17. Februar tagten dort die Teilnehmer des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (COP 14). Das Treffen, bei dem Regierungen, Wissenschaftler und Interessenvertreter zusammenkamen, stand unter dem Motto „Natur kennt keine Grenzen“ – als Erinnerung daran, dass die betreffenden Herausforderungen vor staatlichen Grenzen nicht Halt machen und gemeinsame politische Ansätze mehrerer Partner sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfordern. Zugleich ist in der Bezeichnung die Kritik enthalten, dass Grenzzäune Migrationsrouten abschneiden und Tiere daran hindern, sich frei durch Landschaften zu bewegen.

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Treffens war die Verabschiedung der Initiative „One Health Central Asia“, die eine internationale Partnerschaft unter Leitung des Weltnaturschutzbundes (IUCN) angestoßen hat. Dabei geht es darum, das Risiko von Zoonosen – Krankheiten, die auf natürliche Weise von Tieren auf Menschen übertragbar sind – in Zentralasien zu verringern. Die neue Initiative wurde in Samarkand im Beisein von Regierungsvertretern der Partnerländer Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan angekündigt.

Risiko von Krankheiten steigt durch Verlust biologischer Vielfalt

„Naturschutz kann dazu beitragen, das Risiko von Zoonoseausbrüchen zu verringern“ kommentierte Grethel Aguilar, Generaldirektorin der IUCN. Die neue Initiative werde die Widerstandsfähigkeit der zentralasiatischen Landschaften stärken und den Gesellschaften zahlreiche Vorteile bringen. „Wir werden die Regierungen hier weiterhin dabei unterstützen, regionale Kapazitäten aufzubauen, um die Instrumente und Standards der IUCN anzuwenden – einschließlich der Grünen Liste der IUCN, bewährter Praktiken im Artenmanagement und der neuesten Fortschritte in der Zoonoseforschung“, so die IUCN-Vertreterin weiter.

Das Risiko zoonotischer Krankheiten in Zentralasien wird durch den Verlust der biologischen Vielfalt und Veränderungen in der Interaktion zwischen Mensch und Tier verschärft. Im Rahmen der neuen Initiative sollen Experten daran arbeiten, ein faires und effektives regionales Netzwerk von Schutz- und Naturschutzgebieten zu konsolidieren, Schutzmaßnahmen und Wildtiermanagement zur Minderung des Krankheitsrisikos zu stärken und die neuesten Fortschritte in der Zoonoseforschung und -technologie zu fördern, heißt es in einer Mitteilung der IUCN.

„Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, wie die Ausbreitung zoonotischer Krankheiten wie COVID-19 globale Auswirkungen haben kann“, sagte Asis Abduchakimow, Minister für Ökologie, Umweltschutz und Klimawandel Usbekistans. Dies habe dazu geführt, dass ganze Länder stillgelegt und Transportverbindungen unterbrochen wurden, Probleme mit der Ernährungssicherheit zunahmen und sich massive sozioökonomische Folgen ergaben.

„Wir setzen uns dafür ein, die regionale Zusammenarbeit für eine nachhaltige Bewirtschaftung geschützter Naturgebiete auszubauen, die einzigartige biologische Vielfalt zu bewahren und zum Umweltgleichgewicht in der zentralasiatischen Region beizutragen“, ergänzte der usbekische Politiker.

Deutsche Partner stark in Projekte eingebunden

Eine wichtige Rolle im Rahmen des genannten Projekts kommt auch der deutschen Seite zu. So stellt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) einen Betrag in Höhe von elf Millionen Euro zur Verfügung, die in den kommenden sechs Jahren über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) fließen sollen.

Die Initiative mit dem Titel „Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Landschaft gegenüber dem Auftreten zoonotischer Krankheiten durch Konsolidierung der Naturschutzsysteme in Zentralasien“ wird sich auf die Vernetzung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt konzentrieren und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes zur Bewältigung komplexer Herausforderungen hervorheben.

„Eine effektive Umsetzung des One-Health-Ansatzes erfordert die Zusammenarbeit auf allen Ebenen, von lokal bis international. Wir freuen uns über die Unterstützung dieser umfassenden und ehrgeizigen Initiative, die vielfältige Vorteile – einschließlich der Seuchenbekämpfung und -bewältigung – für die Menschen, Tiere und Ökosysteme Zentralasiens verspricht“, betonte Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im BMUV.

Zusammenarbeit im Zarafschan-Tal als Best-Practice-Beispiel

Zu den internationalen Partnern, die unter Koordination der IUCN an der Initiative „One Health Central Asia“ arbeiten, gehören die Michael Succow Stiftung, das Sekretariat des Übereinkommens über wandernde Arten (CMS), das UNEP World Conservation Monitoring Centre (WCMC) und die Zoological Society of London (ZSL). Einige der nationalen Behörden und Expertenorganisationen in der Region Zentralasien, mit denen sie zusammenarbeiten werden, sind etwa das CAMP Alatoo in Kirgisistan, das Zoologische Institut Kasachstans und das Zoologische Institut der Usbekischen Akademie der Wissenschaften und der Tadschikischen Naturstiftung (TNF).

Erwähnenswert im Zusammenhang mit der COP 14 ist zudem eine Nebenveranstaltung, bei der die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die Michael Succow Stiftung und die Assoziation zur Bewahrung der Biodiversität Kasachstans (ACBK) die laufende grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den benachbarten Staaten Zentralasiens vorstellten. Auch Best-Practice-Beispiele wie die Zusammenarbeit im Zarafschan-Tal wurden dabei präsentiert. Etwa 100 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil.

DAZ

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