Am 16. Dezember feiert die Republik Kasachstan den 30. Jahrestag seiner Unabhängigkeit, der der für einen jeden Kasachstaner von großer Bedeutung ist. Dies ist die Zeit, über den historischen Weg und die Wahl unseres Volkes, über seine Symbole und Werte nachzudenken. Was bedeutet dieses Datum im Leben junger Menschen?
Vor 30 Jahren erlangte Kasachstan seine Unabhängigkeit, einen neuen Status und neue Möglichkeiten. Über 120 Länder haben die Souveränität Kasachstans offiziell anerkannt und diplomatische Beziehungen zum Staat aufgenommen. Es ist sehr symbolisch, dass die Bundesrepublik Deutschland als eine der ersten die Souveränität unseres Landes anerkannt hat. Im nächsten Jahr feiern wir den 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland. Zu Sowjetzeiten wurden Volksdeutsche nach Kasachstan umgesiedelt, wo sie vom kasachischen Volk herzlich aufgenommen wurden. Kasachstandeutsche haben eine solide Brücke zwischen unseren beiden Ländern geschlagen und sind ein wirklich einzigartiges Phänomen, das zwei Kulturen bewahrt hat.
In diesem Jahr öffnete das Kasachisch-Deutsche Zentrum seine Tore und ist zum Anziehungspunkt für Deutsche aus der ganzen Republik geworden. Die Gesellschaftliche Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ‚Wiedergeburt‘“ veranstaltet Konferenzen und Sitzungen, Runde Tische, Seminare, Treffen und Beratungsveranstaltungen unter Beteiligung von Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern. Damit leistet sie einen herausragenden Beitrag zur Kultur-, Sprach- und Bildungsarbeit für die Bewahrung des deutschen Erbes in Kasachstan.
Die heranwachsende Generation hat in einem unabhängigen Land begonnen, ernsthafte Schritte zum Erfolg zu gehen. Wer jene sind, die so alt sind wie das unabhängige Kasachstan, wird die Deutsche Allgemeine Zeitung erzählen. Wir haben hierfür ein Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Jugendclubs „Vorwärts“ und Leiter der Musiklounge „A-Musik“ Mstislaw Isheim geführt.
Du bist in Kasachstan geboren und hast deine ganze Kindheit hier verbracht. Was kannst du über deine Formungsperiode erzählen?
Meine Formungsperiode fiel in die 1990er und 2000er Jahren. Das Ende des letzten Jahrhunderts war eine schwierige Zeit, die von sozialen Konflikten und wirtschaftlichem Niedergang geprägt war. Man kann schon sagen, dass das Land in Trümmern lag, obwohl es keinen Krieg gab. Viele Leute unserer Herkunft wanderten aus. Damals gab es Spannungen auf persönlicher Ebene, man konnte einfach so geschlagen werden, nur weil man nicht so aussah, wie es gewünscht war. Unsere Eltern hatten Angst, uns abends spazieren gehen zu lassen.
Als ich in der Schule sagte, dass ich Deutscher bin, begannen andere Kinder, mich sofort als Faschist zu beschimpfen. Zum Glück war eine der Lehrerinnen auch Russlanddeutsche, und als sie davon erfuhr, erklärte sie ihnen, dass wir aus dem Wolgagebiet stammen und unsere Vorfahren keine Kriegsverbrechen begingen.
Doch trotz aller Probleme auf persönlicher Ebene war die staatliche Politik weise, und das Land konnte durch diese Umbruchperiode ohne Kriege und blutige Konflikte seinen Weg gehen. Zweifellos ist dies größtenteils der Verdienst des ersten Präsidenten Kasachstans. Im Gegensatz zu vielen anderen GUS-Staaten verlief die ganze Periode der Unabhängigkeit ruhig. Das Land unterhielt gute Bezihungen zu allen wichtigen Partnern und das spiegelte sich auch in den Möglichkeiten, die Kasachstan seinen Bürgern gibt, wider. Nach dem Umbruch kam die Erneuerung, die wirtschaftliche Lage verbesserte sich, und viele der Schwierigkeiten der 90er Jahre wurden zu einer Angelegenheit der Vergangenheit.
Du sprichst von Möglichkeiten, die Kasachstan seinen Bürgern gibt. Was meinst du? Kannst du das an deinem Beispiel erklären?
In den 2000er Jahren lernte ich an einer Privatschule für hochbegabte Kinder. Obwohl wir Studiengebühren bezahlten, weiß ich, dass die Schule vom Staat unterstützt wurde. Dadurch waren die Gebühren nicht so hoch, wie sie hätten sein können. Ich nahm an verschiedenen Olympiaden teil, die meistens von örtlichen Behörden organisiert wurden. Ich hatte auch die Möglichkeit, auszureisen und an internationalen Wettbewerben in anderen Ländern teilzunehmen – und ich nutzte sie. Nach dem Schulabschluss erhielt ich vom Staat Ausbildungsförderung fürs Studium an einer Universität. Beim Zulassungstest bekam ich so gute Noten, dass ich jede beliebige Universität und jeden Fachbereich wählen konnte.
In Kasachstan gibt es auch sogenannte Sozialprogramme. Von welchen weißt du? Waren sie für dich nützlich?
Eines von diesen Programmen ist das Ausbildungsprogramm “Bolaschak”. Es ermöglicht begabten Jugendlichen aus allen sozialen Schichten, an einer Universität im Ausland zu studieren. Sie erhalten oft gut bezahlte Arbeit im öffentlichen Dienst und werden zu Führungskräften. Aber nach dem Studium müssen sie unbedingt zurückkehren und an einem bestimmten Arbeitsplatz viele Jahre lang arbeiten. Solche Bedingungen waren für mich inakzeptabel, und deshalb nutzte ich dieses Programm nicht.
Du bist nicht ausgewandert, sondern engagierst dich hier aktiv in der deutschen Selbstorganisation. Verbindest du deine Zukunft mit Kasachstan?
Eigentlich ist es eine schwierige Frage. Es ist nicht unbedingt mein Ziel, für immer im Land zu bleiben. Momentan habe ich aber eine sehr interessante, gut bezahlte Arbeit hier, gute Freunde im Klub der deutschen Jugend, unsere Selbstorganisation ist voller guter Leute, wir genießen kulturelle und religiöse Freiheiten in diesem muslimisch geprägten Land, die soziale Lage ist stabil, Kasachstan bietet gute Bedingungen für Start-ups und Geschäftstätigkeiten, es herrschen Recht und Gesetz. Deshalb habe ich momentan keinen Grund, das Land zu verlassen.
Vielen Dank für das Interview, Mstislaw. Viel Erfolg weiterhin!
Die Fragen stellte Kristina Librikht.
Alles machen wir zusammen:
Bauen, schaffen, feiern, atmen.
Was geschah ist nicht vergessen,
Was geschieht ist immer besser.
Unser Volk ist stolz und mächtig,
Die Zukunft ist hell und prächtig.
Frieden herrscht in allen Herzen,
Werden wir das immer schätzen.
Wunderschön ist unser Land:
Seine Wälder, sein Sand,
Grüne Wiesen, blaue Berge,
Die wir immer lieben werden.