Auf Einladung des Botschafters der Republik Kasachstans, S. E. Nurlan Onzhanov, fand in der Botschaft von Kasachstan ein „Runder Tisch“ zum Thema „Möglichkeiten für die touristische Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland“ statt.

Eingeladen wurden Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen. Anwesend waren der der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, des Bundesverbands unabhängiger Reiseunternehmen, führender deutscher Reiseveranstalter, der Fluggesellschaften Air Astana und SCAT Airlines, als auch Dagmar Schreiber, die Herausgeberin des bekannten Reiseführers „Kasachstan“. Zugeschaltet aus Astana nahmen Vertreter des kasachischen Ministeriums für Tourismus und Sport, des regionalen Akimats und der nationalen Gesellschaft „kazakh-tourism“ teil.

In seiner Begrüßungsrede betonte der Botschafter, dass die Vertiefung der Partnerschaft im Tourismussektor eine wichtige Richtung in den kasachisch-deutschen Beziehungen darstellt. Nach seinen Worten trägt Tourismus nicht nur zum wirtschaftlichen Wachstum bei, sondern spielt auch eine bedeutende Rolle, indem er Brücken des Vertrauens, der Freundschaft und des kulturellen Austauschs zwischen den Völkern schafft. „Wir sehen in Deutschland einen strategischen Partner, mit dem Kasachstan bereit ist, neue Horizonte der Zusammenarbeit zu eröffnen und einzigartige Angebote für Touristen zu entwickeln“, so der Botschafter.

Die Teilnehmer erörterten ein breites Spektrum an Fragen der bilateralen Zusammenarbeit im Tourismussektor. Im Mittelpunkt standen die Entwicklung des Incoming-Tourismus aus Deutschland, die Förderung der Tourismusmarke Kasachstans auf dem deutschen und dem europäischen Markt, sowie die Möglichkeiten zur Umsetzung gemeinsamer Projekte im Bereich Kultur-, Geschäfts- und Ökotourismus.

Alle Seiten waren sich darin einige, das Kasachstan, mit seinen vielfältigen Landschaftsstrukturen, großes Potential hat als Reisedestination noch erfolgreicher zu werden. Nach den aktuellen Zahlen von „kazakh-tourism“ von 2024 kamen die meisten Touristen aus Russland, China (173.000), Indien und der Türkei, 34.000 Touristen kamen aus Deutschland.

Norbert Fiebig berichtete über eine Informationsreise einer deutschen Delegation nach Kasachstan. Es fanden Treffen und Besuche in Astana, Almaty und Baikonur statt. In Astana machte sich die Delegation mit der dynamischen Entwicklung der Hauptstadt und ihrer Infrastruktur vertraut, in Almaty – mit dem reichen kulturellen Erbe und den modernen touristischen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Einen besonderen Eindruck hinterließ bei der deutschen Seite der Besuch des Kosmodroms Baikonur, einschließlich des Museums zur Geschichte des Kosmodroms.

Im Rahmen des Besuchs fanden Treffen mit dem stellvertretenden Premierminister der Republik Kasachstan – Ermek Kosherbayev, dem Minister für Tourismus und Sport – Erbol Myrzabossynov, sowie Vertretern der kasachischen Tourismusbranche statt.

Dabei wurde eine Vereinbarung über die Durchführung eines speziellen Forums zur Förderung Kasachstans bei deutschen Touristen im Herbst 2026 erzielt. Fiebig hob hervor, dass Kasachstan über ein enormes Potenzial als Ziel für Kultur- und Aktivtourismus verfügt. Der Erfolg bereits bestehender Projekte ist eine solide Grundlage für die weitere Ausweitung der Zusammenarbeit. Der DRV-Präsident bestätigte seine Bereitschaft, auch weiterhin Initiativen zu unterstützen, die auf die Gewinnung deutscher Touristen für Kasachstan abzielen.

Kazakhstan: Born Bold

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde auch auf „Kazakhstan: Born Bold“ hingewiesen. Dies ist eine internationale Imagekampagne Kasachstans, die den dynamischen, zukunftsorientierten Ansatz des Landes in Bezug auf Wirtschaftswachstum, sozialen Fortschritt und Innovation demonstrieren soll.

Die Vision für die Kampagne „Born Bold“ in Kasachstan wurde erstmals von Präsident Tokajew in seiner Rede bei der Eröffnungsfeier der World Nomad Games am 8. September 2024 dargelegt. Er betonte insbesondere, dass Nomaden „der Mut angeboren ist“ (wörtlich „tumysynan kaisar“), was auf die dem kasachischen Volk innewohnende Fähigkeit hinweist, schwierigen Umständen mit Stärke und Widerstandsfähigkeit zu begegnen.

Die Medienkampagne hebt Kasachstans strategische Sektoren wie Energie, Logistik, Bildung und Tourismus hervor und positioniert das Land als ein attraktives Ziel für globale Geschäfte, Investitionen und kulturellen Austausch. Aber auch, Kasachstan zu einem wichtigen Investitions- und Innovationszentrum in Zentralasien zu machen, das Europa und Asien durch strategische Handels-, Logistik-, Infrastruktur- und Technologieprojekte miteinander verbindet. Generell konzentriert sich die Kampagne darauf, das globale Image Kasachstans zu stärken und das Land als moderne, fortschrittliche und dynamische Nation zu positionieren.

Nachdenkliche Stimmen

Neben der Tatsache, dass Kasachstan eine beeindruckende Geschichte und fantastische Reiseziele wie beispielsweise das Hodscha Ahmad Mausoleum in Turkestan, den Charyn Canyon oder die Region Burabai, vorzuweisen hat.

Gab es auch nachdenkliche Stimmen bzgl. der Erweiterung des Tourismus. Zum Beispiel hinsichtlich der Erweiterung von Skigebieten. Die auf Ökotourismus spezialisierte Dagmar Schreiber wies darauf hin, dass in den letzten 80 Jahren die durchschnittliche Temperatur in Kasachstan um 5°C gestiegen ist. So, dass ein Eingriff in die Natur zum Bau, von beispielsweise neuen Skiliften in Skigebiete, hinterfragt werden sollte.

Zumal man sich in der Provinz Almaty bereits über 44 Pistenkilometer freuen kann die von 32 Skiliften erschlossen sind. Die größten Skigebiete bieten bis zu 20 Pistenkilometer (Shymbulak) und reichen bis auf eine Höhe von 3.180 Metern.

Ökotourismus

Erörtert wurde auch die Wichtigkeit des Ökotourismus, der in Kasachstan eine immer größere Rolle spielt. Als Beispiel ist der Altyn-Emel-Nationalpark als ein Öko-Ziel mit einzigartigen Naturlandschaften zu nennen. Darunter die „Singende Düne“ (Schnungur) und die bunten Aktau-Berge. Der Park hat eine extrem große Artenvielfalt in der Flora und Fauna. Obwohl die Landschaft oft als trocken und karg erscheint, bietet der Park eine Fülle von Tieren und Pflanzen, darunter Gazellen, Steinböcke, turkmenische Halbesel und über 230 Vogelarten.

Wegen der rudimentären Infrastruktur ist eine gute Planung, und ist oft nur mit geführten Touren, zugänglich. Auch hier gibt es erhöhten Handlungsbedarf, um diese Touristengruppe zu erschließen.

Der Zentralasienexperte, Christian Grosse, verwies darauf, dass es in Deutschland eine große Herausforderung ist, Kasachstan für deutsche Touristen zu begeistern. In seinen Vorträgen über Kasachstan und Zentralasien insgesamt, stellt er immer wieder fest, dass ca. 95 Prozent der Deutschen kaum etwas über diese dynamische Region bekannt ist. Auch das Thema Sicherheit und Religion spielt in diesem Zusammenhang eine immens wichtige Rolle, um Entscheidungen zu treffen, nach Kasachstan zu reisen. Hier herrscht klarer Handlungs- und Aufklärungsbedarf, um die Reisedestination Kasachstan dem deutschen Touristen besser zugänglich zu machen.

Zum Abschluss der Veranstaltung fand, bei einem gemeinsamen Empfang, ein lebhafter Meinungs- und Informationsaustausch zwischen den Vertretern beider Seiten statt. Die Teilnehmer diskutierten praktische Schritte zur Stärkung der Geschäftsbeziehungen sowie neue Formen der Vermarktung Kasachstans auf dem deutschen Markt.

Die Experten betonten die immens wichtige Bedeutung solcher Treffen für die Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses und die koordinierte Kooperation im Bereich Tourismus. Zudem zeigten sie sich zuversichtlich, dass gemeinsame Initiativen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland leisten.

Christian Grosse

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