In das „Schloßhotel Berlin by Patrick Hellmann“ mit seinem exklusiven Ambiente lud die Dialogplattform „Open International Dialogue“ die Botschaft der Republik Kasachstan kürzlich zum Gesprächsformat „DIPLOMATIC FUSION“ ein.

Die Abendveranstaltung in der 1914 fertig gestellten Villa im italienischen Renaissance-Stil besuchten internationale Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Zum einem, um Informationen über Kasachstan aus erster Hand zu erhalten; zum anderen, um musikalisch in die Welt des Landes einzutauchen. Das Besondere: Fast keiner der Gäste war bis dato je mit Kasachstan in Berührung gekommen. Sie hatten daher einen großen Informationsbedarf und waren sehr neugierig darauf, was ihnen von Frau Sholpan Shynassylova, Gesandte der Botschaft der Republik Kasachstan, mitteilen würde.

Sholpan Shynassylova, Gesandte der Botschaft der Republik Kasachstan

Die Idee hinter „DIPLOMATIC FUSION“ ist, dass ein Botschafter in entspannter Atmosphäre sein Land, dessen Küche, Gastfreundschaft, Kuriositäten, Philosophie oder aber die aktuelle politische Situation vorstellt und mit einem kleinen Kreis von maximal 25 Gästen erörtert. Es soll sich ein Dialog mit den Gästen entwickeln, und nicht nur ein klassischer Vortrag mit Fragen und Antworten. Natürlich sind auch andere Themen möglich.

Gleichzeitig wird im Rahmen des Formats ein Künstler aus dem Land vorgestellt, der etwa die landestypische Musik seiner Heimat präsentiert oder die Instrumente und deren genaue Funktionsweise erklärt.

Beschbarmak, Kumys und Volkstänze

Das Konzept findet sehr großen Anklang, so dass die Veranstaltungen bisher immer ausgebucht sind. Bisherige Veranstaltungen fanden mit den Botschaftern von Ruanda, der Republik Moldau, Sri Lanka, Nepal, Südafrika, Panama und Afghanistan statt. Die Nachfrage nach der Veranstaltung mit Kasachstan war besonders groß.

Die Violinistin Aiken Aitbay

„DIPLOMATIC FUSION“ fand in der „Champagner Lounge“ statt. Dieser besondere Ort voll Eleganz und Entspannung lud Frau Shynassylova dazu ein, den Gästen zuerst etwas über die kulinarischen Gewohnheiten der Kasachen zu erzählen. Erwähnung fand natürlich das Nationalgericht Beschbarmak. Der Name bedeutet so viel wie „Fünf Finger“ und hat seinen Ursprung darin, dass Nomaden die Mahlzeit normalerweise mit bloßen Händen aßen. Bemerkenswert war auch die Vorstellung von Kumys. Wobei es sich um vergorene Stutenmilch handelt, die einen sehr eigenwilligen, säuerlichen Geschmack hat. An der Gärung von Kumys sind Milchsäurebakterien und Hefen beteiligt.

Musikalisch wurde der Abend von der aus Almaty stammenden kasachischen Violinistin Aiken Aitbay eröffnet und begleitet. Ihre Ausbildung zur Violinistin erhielt sie am Kazakh National Conservatory, der Kazakh National University of Arts und an der Zürcher Hochschule der Künste. In der Zwischenzeit hat sie zahlreiche internationale Preise erhalten.

Vorgetragen wurden zwei folkloristische Stücke. Zum einen vom kasachischen Komponisten Daulet Kerai mit dem Stück „bul – bul“; zum anderen vom kasachischen Komponisten Kuat Shildebaev mit dem Stück „Karakemer“.

Politische Reise durch Kasachstan

Die Gesandte gab einen intensiven und tiefen Einblick über die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Republik Kasachstan. Dabei verwies sie auf die bereits zahlreichen Erfolge beim Übergang von einer autokratisch geführten in eine demokratische Gesellschaft.

2023 fanden erstmals seit 20 Jahren in Kasachstan Parlamentswahlen mit unabhängigen Kandidaten statt. Gewählt wurde die 98 Sitze umfassende Maschilis, das Unterhaus des kasachischen Parlaments. Hier zeigte die Gesandte dem interessierten Publikum auf, welche Veränderungen für die politischen Parteien eingeführt wurden (DAZ berichtete).

Weiter erklärte die Gesandte, dass sich die Wahl in das von Präsident Kassym-Schomart Tokajew begonnene politische Reformprogramm einreihte, mit dem mehr politische Pluralität und eine allmähliche Annäherung des Landes an westliche Demokratiestandards erreicht werden soll. Es handele sich dabei um einen langwierigen Prozess, der insgesamt von der Bevölkerung positiv aufgenommen werde, aber auch weiterhin mit vielen Herausforderungen verbunden sei.

Vorreiter bei der Entnuklearisierung

Besondere Erwähnung war der Gesandten wert, dass die Republik Kasachstan 1991 freiwillig auf das viertgrößte Atomwaffenarsenal der Erde verzichtete. Es wurden damals über 1.000 Sprengköpfe zerstört, darunter 100 SS-18-Interkontinentalraketen.

Im Jahr 2009 riefen die Vereinten Nationen auf Kasachstans Initiative den „Internationalen Tag gegen Nukleartests“ ins Leben. Der 29. August erinnert an die Schließung des sowjetischen Nukleartestgeländes bei Semipalatinsk im Jahr 1991. Ein Jahr später unterzeichnete Kasachstan den nuklearen Nichtverbreitungsvertrag und stellte alle Nuklearobjekte unter die Kontrolle der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO). 2006 gründete es auf UN-Initiative hin in Semipalatinsk gemeinsam mit Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan die erste atomwaffenfreie Zone auf der nördlichen Erdhalbkugel.

László Ungvári, ehemaliger Präsident und Rektor der Deutsch-Kasachischen Universität, mit Ehefrau

Die vom damaligen Präsidenten Nasarbajew auf der 70. Sitzung der UN-Vollversammlung vorgestellte „Universale Erklärung für eine Welt frei von Atomwaffen“ wurde am 7. Dezember 2015 als offizielles Dokument der Vereinten Nationen angenommen. Kasachstan gehört zudem zu den 122 Mitgliedstaaten der UN, die dem Vertrag über das völkerrechtliche Verbot von Atomwaffen zugestimmt haben.

Was die politische Ausrichtung Kasachstans betrifft, erläuterte die Gesandte, dass das neuntgrößte Land der Erde sehr auf seine Neutralität bedacht sei – in den Beziehungen sowohl zu Russland, als auch zu China und seinen sonstigen Nachbarstaaten in der Region. Russland sei der wichtigste strategische Partner und Verbündete Kasachstans und gleichzeitig einer der wichtigsten Handelspartner von Kasachstan. Die intensiven wirtschaftlichen Beziehungen zu China zeigten sich indes darin, dass der bilaterale Außenhandel in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 auf einen Rekordwert von 24,3 Milliarden Dollar angewachsen ist.

Kasachstan touristisch bei Europäern unter dem Schirm

Ein weiteres Thema, auf das die Gesandte einging, ist der Tourismus. Kasachstan hat in diesem Segment ein enormes Potential, welches leider von den Europäern zu wenig entdeckt wird. Dabei spielen Ökotourismus und Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Damit verbunden ist auch die Erhaltung von Tierarten oder die Wiedereingliederung von fast ausgestorbenen Tierarten wie dem Kulan – dem Asiatischen Wildesel.

Fantastische Landschaften wie das Altai-Gebirge, außergewöhnliche Fels- und Bergformationen, Skigebiete und die große weite Steppe mit den unendlichen Tulpenlandschaften laden dazu ein, Kasachstan als Reisedestination zu besuchen.

In dem Zusammenhang ging die Gesandte abschließend auch darauf ein, dass die Tulpe aus Kasachstan kommt. Im 16. Jahrhundert wurde ein Teil des heutigen Kasachstans vom Osmanischen Reich erobert. Ogier Ghislain de Busbecq, ein Gesandter von Kaiser Ferdinand I. am Hofe des türkischen Sultans in Konstantinopel, brachte die Gartentulpe im 16. Jahrhundert nach Prag und Wien. Er nannte die Pflanze „Tulipan“, woraus dann später „Tulpe“ wurde.

Tulpen in Kasachstan sind im Frühling überall vorzufinden – in den nördlichen Ebenen, in den Steppen und Halbwüsten, in Wüsten, in den Ausläufern, Bergen, auf den Almen oder auf den grünen Lichtungen des Westlichen Tienschan.

Der Abend war für die kasachische Botschaft und für die Gäste ein voller Erfolg. Das Publikum diskutierte begeistert mit der Gesandten. Es zeigte sich dabei auch, dass viele Menschen in Deutschland kaum etwas über Kasachstan wissen. Das macht solche Veranstaltungsformate geradewegs zu einem Muss, um die Menschen aufzuklären und für das Land zu begeistern.

Christian Grosse

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1 Kommentar

  1. Dieses Veranstaltungsformat des Open international Dialogue ist ein fester Bestandteil des Vereins zur Verständigung zwischen den Völkern. Besseres Verständnis, im gegenseitigen Dialog erarbeitet, bietet die besten Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander. Jede Veranstaltung bringt alle Teilnehmenden einander näher. Ich möchte keinen Abend missen.

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