Vor einem Jahr begann mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers die Finanzkrise. Die Entscheidung der Regierung Bush, die Bank bankrott gehen zu lassen, gilt heute als großer Fehler. Nach der Pleite der Investmentbank wurden Regierungen und Notenbank in einem beängstigenden Tempo hyperaktiv.

Allein die USA-Regierung stellte zur Rettung der Volkswirtschaft bisher etwa 11 Billionen Dollar bereit, das ist fast soviel wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Jahres. Im Ergebnis wurde der Zusammenbruch der Weltwirtschaft verhindert, bislang jedenfalls.

Über die Krisenursachen besteht heute weitgehend Einigkeit: Ein Teil der Banken war zu groß geworden, um sie einfach fallen zu lassen, und sie waren zu lange mit viel zu billigem Geld durch die Nationalbank versorgt worden. Große Banken werden leicht zu „systemrelevanten Faktoren“ und können im Problemfall nicht ihrem Schicksal überlassen werden, sondern müssen auch bei gegebener Unvernunft des Vorgangs vom Staat gerettet werden. Zu den Erkenntnissen aus der Krise gehört deshalb, dass Wachstum der Banken zukünftig zu begrenzen, so dass diese den Staat im Notfall nicht mehr so stark erpressen können. Kleinere Banken kann man ohne das Risiko eines Gesamtbankenzusammenbruchs eher Pleite gehen lassen als große.

Zwang bleibt notwendig

Die G20, eine Versammlung der 20 größten Wirtschaftsnationen, hat Mitte September eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Regulierung des Bankensektors beschlossen. Es gibt keine Garantie, dass mit diesen Vorschriften die Exzesse der Vergangenheit verhindert werden können, erschwert werden sie aber auf alle Fälle. Solche Zwangsmaßnahmen sind notwendig, entscheidender scheint mir die Veränderung der Psychologie aller Beteiligten zu sein. Das betrifft den Bankensektor, aber auch alle anderen Wirtschaftsbereiche. Sie sind aufgerufen, zu vernünftigen und kritischen Maßstäben des eigenen Handelns zurückzukehren.

Im Moment scheint Zwang durchaus notwendig zu sein, um wieder in ein normales Fahrwasser der Entwicklung zurückkehren zu können. Die Zukunft wird zeigen, wie ernst es den Beteiligten mit ihren Regulierungsmaßnahmen ist. Im Moment sieht es so aus, als verringere sich mit der leichten Erholung der Weltwirtschaft auch die Bereitschaft mancher Politiker zur radikalen Veränderung des eigenen Verhaltens.

Zu billiges Geld der Nationalbanken

Offen ist auch die Frage des Ausschaltens der zweiten zentralen Krisenursache. Die Geldpolitik der Notenbanken spielt in den bisherigen Überlegungen keine Rolle. Gerade die Überschwemmung der Märkte mit billigem Geld durch die Notenbanken hat in den letzten 15 Jahren dazu geführt, dass Geld so billig war wie nie zuvor. Dies führte zu einem leichtfertigen Umgang mit Geld. Wirtschaftsprobleme mit dem Ausschütten von billigem Geld zu bekämpfen, kann immer nur eine kurzfristige Lösung sein. Das billige Geld der Nationalbanken hilft aus der Krise zu kommen, bereitet die nächste aber schon damit vor.

Zudem ist trotz der Ruhe im Geld- und Finanzbereich die Krise keinesfalls überstanden. Weltweit ist erst ein Drittel der vergifteten Wertpapiere abgeschrieben, der größte Teil wartet noch darauf. Auch in Kasachstan stehen neue Probleme bevor. Die BTA-Bank und die Allianzbank sind noch nicht gerettet, da wird mitgeteilt, dass neun weitere Banken akut bedroht sind. Der Krisenerreger lebt also munter weiter.

Bodo Lochmann

02/10/09

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