An einem Februarabend strömen Besucher ins Staatliche Kastejew-Museum Almaty. Sie sind nicht nur da, um Kunstwerke zu bestaunen, sondern auch um dem musikalischen Wunderkind, der Flötistin Meruert Tulenowa, zu lauschen, die u.a. auch eine Ausbildung in Deutschland genoss.
Meruert Tulenowa ist zierlich wie das Instrument, das sie seit ihrer Kindheit spielt. Anmutig und doch schüchtern steht die junge Frau vor dem Publikum, das den Raum im Staatlichen Kastejew-Museum bis zur letzten Ecke ausfüllt. Es raschelt, brabbelt, hustet – Stühle werden geschoben, während Absatzschuhe über das Parkett klackern und Kinder nervös auf dem Schoß ihrer Eltern turnen. Als Tulenowa mit ihrem langen schwarzen Rock, der eng um ihre Hüfte haftet und bis zum Boden reicht, vor die Gäste tritt, verstummt der Lärm. Sie holt tief Luft, positioniert ihre Finger auf dem hellen Holz und konzentriert sich auf die Notenblätter vor ihr. Tulenowa verzaubert die Sinne mit einem kleinen, zarten Instrument namens Flöte. Mit ihrer Musik kehrt Stille in den Raum zurück.
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Die Künstlerin spielt Meisterwerke der Weltflötenmusik und eigene Interpretationen von Klassik, Folklore sowie Jazzkompositionen. Das vielfältige Programm umfasst unter anderen das Flötenquartett von Mozart, François Bornes Carmen-Fantasie für Flöte und Klavier sowie das Libertango von Piazzollo. Nach dem ersten Stück verliert Tulenowa jegliche Anspannungen. Sie steht felsenfest mit beiden Beinen auf dem Boden, während ihr Oberkörper mit der Melodie schwingt. Leicht und erfrischend präsentiert sie musikalische Stücke von weltbekannten Komponisten. Ein Quartett, ein Bassist und eine Pianistin begleiten sie dabei. Alle sind gleichermaßen geschickt mit ihrem Instrument und harmonieren mit der Flötistin. Dabei ist es der erste gemeinsame Auftritt der Musiker mit Tulenowa vor Publikum.
Das Ergebnis ist ein schöner, gleichmäßiger Klang, der jeden im Raum fesselt. „Wir wählten die Kulisse des Konzerts bewusst“, erklärt Clara Isabaeva, Kuratorin des Staatlichen Kastejew-Museums. „Wir möchten Kunst und Musik vereinen. Heute Abend lauschen wir klassischer Musik, umgeben von klassischen europäischen Gemälden.“ Die Idee stammt von der Direktorin des Museums Gulmira Schalabaeva. Isabaeva steuert ihre Inspirationen und Erfahrungen aus den europäischen Städten Wien und Prag bei. Dort seien musikalischen Vernissagen sehr beliebt und locken zahlreiche Besucher an. Isabaeva brennt für das Konzept „Musikalisches Museum“ und setzt es erfolgreich um. Auch heute Abend ist das Konzert erneut gut besucht.
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Die Musik untermalt die Gemälde in einem besonderen Glanz. Unter den französischen und italienischen schmücken auch deutsche Werke die Wände. So zum Beispiel das Porträt von Friedrich dem Großen oder das Gemälde „Angriff auf die Herde“ des bekannten deutschen Tiermalers Johann Elias Ridinger, der seine Vorliebe für die Jagd zum Studium des Wildes am Hofe des Grafen Metternich nachging. Zwischen diesen Zeugnissen aus vergangenen Jahrhunderten genießen die Gäste eine gelungene musikalische Performance, während welcher Ohren und Augen auf ihre Kosten kommen.
Am 2. März lädt das Staatliche Kastejew-Museum zu der musikalischen Vernissage „Aus den Tiefen der Jahrhunderte“ ein. Diesmal findet das |nzert in der kasachischen Halle statt passend zur Darbietung altkasachischer Musik mit traditionellen Instrumenten. Kontakt: 394-57-18, 8-705-888-6562, 8-747-181-5126.