Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur die Aussprache, sondern auch allzu oft das andersartige Vokabular. In unserer Reihe Österreichisch für Anfänger bemüht sich Rafaela Lobaza, gebürtige Österreicherin, einen Einblick in das Sammelsurium der österreichischen Wörter und Phrasen zu bieten, die einem Deutschen wohl eher unbekannt sind. Diese Woche widmen wir uns dem Wort „Kipferl“.
Der Begriff Kipferl beschreibt ein sichelförmiges, meistens essbares Etwas. Kipferl sind für viele Österreicher ein fixer Bestandteil ihrer Kindheitserinnerungen. Die meisten bekamen als Kind zumindest ab und an ein Frühstückskipferl von der Oma.
Dieses ähnelt in Form und Funktion wohl am ehesten noch dem französischen Croissant. Mit dem kleinen Unterschied, dass Kipferl aus den verschiedensten Teigsorten hergestellt werden. Je nach Vorliebe kann man sich ein Briochekipferl, ein Kipferl aus Plunderteig oder aber auch aus Blätterteig kaufen. Dieses kann dann entweder gleich so oder aber zum Beispiel mit Butter und Marmelade (österreichisch: Konfitüre) verspeist werden.
Ganz besonders wichtig werden die Kipferl kurz vor Weihnachten. Denn da haben wir plötzlich nicht mehr nur all unsere croissantartigen Kipferl zur Auswahl. Zusätzlich gibt es im Advent auch Vanillekipferl, die verspeist werden wollen. Dabei handelt es sich um kipferlförmige kleine Kekse, die so unwiderstehlich nach Vanillezucker schmecken, dass sie aus den meisten österreichischen Keksdosen schneller verschwinden als alle anderen Kekse.
Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass auch Menschen als Kipferl bezeichnet werden können. „Du bist aber auch ein Kipferl!“, ist wohl eine der freundlichsten Arten jemandem mitzuteilen, dass seine vorangegangenen Handlungen als ein bisschen dämlich einzustufen sind.