Ich war zuletzt in Basel und hatte Hunger. Sehr großen Hunger. Zu großen Hunger, um entspannt eine angemessene Quelle zu suchen. Angemessen heißt: Es entspricht meinem aktuellen Appetit, ist nahrhaft, in einer angemessenen Preisklasse, man kann gemütlich stehen oder sitzen und wenn man sich in einer fremden Region befindet (was in diesem Fall zutraf), probiere man noch die regionaltypischen Produkte oder Gerichte.
Mein Heißhunger ließ jedoch nur einen Schnellscan zu, mein Blick blieb am gelben M hängen: McDonalds! Genau, einfach rein, Speisen und Preise sind bekannt, geht schnell, macht zwar nicht nachhaltig, aber kurzfristig satt. Doch dann kam das ewig reflektierende und zensierende Stimmchen, das da riet und bremste: Nein, halte ein! Du bist in Basel und kannst doch hier und jetzt nicht zu McDonalds gehen. Du musst dir und den Kleinunternehmern und der Region angemessen Rechnung tragen, und denke an deine Gesundheit usw. usf. Ich riss mich also zusammen und einigte mich mit meinen verschiedenen Stimmen auf einen Kompromiss: Ich würde McDonalds ansteuern, aber auf dem Weg dorthin aufmerksam nach etwas Angemessenerem Ausschau halten. Und falls ich nichts fände, würde es eben doch McDonalds werden. Abgemacht, losgestapft.
Nur drei Sekunden später passierte ich einen Falafel-Laden und dachte: Siehste, na, das ist doch was! Nahrhaft, gesund, relativ schnell, Förderung des Mittelstands, zwar nicht regional, aber Förderung selbständiger Migranten. Einen netten Platz am Fenster mit Blick auf Basel hatte es auch, tipptopp. Einzig der mürrische Inhaber wollte mir nicht so recht schmecken. Ich erkundigte mich nach den Zutaten in einem Gericht auf einem Bild an der Wand, seine eh schon finstere Mine verfinsterte sich noch mehr und er tippte wortlos auf einen Behälter. Aha! Was ich in dem Behälter sah, hatte Ähnlichkeit mit dem, was ich auf dem Bild an der Wand sah, ansonsten vermisste ich komplett Informationsgehalt und Kundenorientierung. Ich fragte, warum er so unfreundlich zu mir sei. Er blaffte mich an: „Was, Sie finden, dass ich unfreundlich bin?!“ „Ja genau, jetzt schon wieder. Für mich fühlt es sich unfreundlich an.“ Das Blaffen wurde zum Bellen: „Für Sie kann sich anfühlen, was Sie wollen …“ den Rest des Satzes müssen Sie sich selbst zusammenreimen, da war ich schon wieder draußen.
Ach, wäre ich doch zu McDonalds gegangen, schalt ich mich. Der erste Impuls ist eben doch oft der beste Wegweiser. Aber mein Zensor fand noch immer, ich solle mich nach etwas Gesünderem umschauen. Und siehe da, zwei Schritte weiter war ein Stand mit belegten Brezeln. Ich wählte eine mit Salat und fand wieder, ich hätte alles richtig gemacht von wegen gesund und nahrhaft und so. Jetzt brauchte ich nur noch ein gemütliches Plätzchen, um meine gesunde Brezel genüsslich zu verzehren. Der Platz war schnell gefunden, im kühlen Innenhof des historischen Rathauses. Jedoch … Zum einen ist das eine doofe Idee, eine Brezel zu belegen, weil sie bekanntlich Löcher hat, durch die der Belag durchflutscht, sobald man die Brezel bewegt. Zudem wurde ich dauernd von Touristen gestört, die mich für eine Baselerin hielten und dies und das wissen wollten. Ach, wäre ich doch…