Die Maßnahmen gegen Corona schränken das öffentliche Leben auch in Kasachstan ein. Zur Zeit verbringen wir fast jede Minute zuhause und versuchen, unseren beruflichen und privaten Alltag weiterhin so produktiv und interessant wie möglich zu gestalten. Das fällt vielen schwer. Das DAZ-Team hat sich bei den deutschen Jugendklubs im Land umgehört, was den jungen Leuten fehlt, wie sie mit der neuen Situation klarkommen, und worauf sie sich nach Ende der Quarantäne am meisten freuen.

Darja Barsukowa, Taraz

Während der Quarantäne kam ich bis vor kurzem immer noch an meinen Arbeitsplatz, obwohl es ungewöhnlich ist, in einem leeren Büro zu sein – ja, sogar traurig. Ich mag es nicht, zuhause zu arbeiten. Wie meine Mutter sagt: „Bring keine Arbeit nach Hause, zu Hause wartet auf dich der Haushalt.“ Das Schwierigste ist, zu Hause zu sitzen. Es fühlt sich ungewohnt an ohne Treffen mit den Jungs und Mädels. Ich befürchte, dass der Zustand verlängert werden könnte und es danach viel schwieriger wird, die Jungs und Mädels zusammenzubringen. Aber ich hoffe noch, dass sich die Situation bessert und wir in den gewohnten Rhythmus des Lebens zurückkehren. „Juwel“ wird wiederbelebt, Treffen werden wieder stattfinden, und die Arbeitskreise und das Theaterstudio werden beginnen, wieder zu arbeiten.

Elisaweta Lachno, Almaty

Die Umstände der Quarantäne sind nicht einfach für mich. Ich lebe in ständiger Bewegung, im schnellen Rhythmus des Lebens, und die Begegnungen mit Menschen sind seit langem ein Teil davon geworden. Trotz der Selbstisolierung versuche ich viel Positives zu finden und mich nicht entmutigen zu lassen. Der Umgang mit dem Coronovirus hilft uns allen auch, neue Erfahrungen zu sammeln – etwa bei der Durchführung von Online-Meetings und Webinaren. Ich bin in der Arbeitsgruppe des Vereins der deutschen Jugend „Vorwärts“ und leite auch unsere sozialen Netzwerke zusammen mit Kollegen. Die ganze Arbeit liegt jetzt bei unserer Gruppe von SMM-Redakteuren. Wir versuchen, unseren Abonnenten interessante Inhalte zu bieten, und ermutigen alle, zu Hause zu bleiben. Ich hoffe, dass unsere Mitstreiter auch virtuelle Treffen annehmen, während wir versuchen werden, weiterhin alle Veranstaltungen genauso spannend wie sonst durchzuführen. Wir freuen uns alle sehr auf das Ende der Quarantäne.

Eugenija Schreiber, Ust-Kamenogorsk

In unserer Stadt wird die Quarantäne erst jetzt eingeführt. Ab dem 6. April gilt komplett der Modus der Bewegungseinschränkung und wir werden zuhause bleiben. Aber schon jetzt sind viele Spielplätze, Turnhallen und Betriebe geschlossen. Besonders fehlt mir nur das Fitnessstudio und das regelmäßige Training.

Da es bislang keine strikte Quarantäne gibt, hatte die Situation bislang keinen großen Einfluss auf unsere Lebensweise. Mit den neuen Maßnahmen wird es meiner Meinung nach schwieriger. Man kann Arbeit, Haus und Familie nicht mehr trennen, die Grenzen verschwimmen. Ich habe einige Pläne für die Quarantänezeit, falls diese länger dauert: Deutsch üben, Kurse machen, Heimwerkeln. Nach der Quarantäne möchte ich irgendwohin fahren. Unsere Mitglieder bevorzugen eigentlich Aktivitäten im Freien und Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Daher könnte es schwer werden, unsere Treffen online zu organisieren.

Tatjana Woronzowa, Uralsk

Die Ausgangssperre ist am 30. März in Kraft getreten. Wir sitzen zu Hause, arbeiten und stehen mit Verwandten nur online in Kontakt. Es ist sehr traurig, denn der Frühling steht vor der Tür, draußen ist es sehr warm, die Blätter beginnen zu blühen, die Vögel singen vor dem Fenster. Schmetterlinge im Bauch, herrlich. Im Rahmen unseres Vereins werden wir alle Aktivitäten online durchführen. Wie sich herausstellte, sind viele Leute noch nicht dazu bereit: Sie wissen nicht, ob sie Zeit einplanen können oder ob es bequem ist, sich online zu treffen. Das Theaterstudio arbeitet bereits online – so wollen wir weiterhin ein Stück inszenieren, woran uns auch die Pandemie nicht hindern kann.

Nach der Quarantäne werde ich in den Park gehen. Und bis zum nächsten Morgen werde ich definitiv nicht nach Hause gehen. Besonders wenn man zuhause sitzen muss, bekommt man das Verlangen danach einfach, spazieren zu gehen. Hinzu kommt, dass die jungen Leute heute schon sehr stark mit dem Lernen beschäftigt sind; jetzt müssen sie sich auch noch an den Online-Lernmodus gewöhnen, das ist eine schwierige Sache. Glücklicherweise lerne und arbeite ich seit acht Jahren online und werde meine Erfahrungen und Fähigkeiten gerne teilen.

Anastasia Rimmer, Koordinatorin der Jugendprojekte der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ‚Wiedergeburt’”, Nur-Sultan

Die Situation, die sich in der Welt im Allgemeinen und in unserem Land im Besonderen entwickelt hat, erfordert bedeutende Anpassungen in unserer üblichen Projektarbeit. In ganz Kasachstan haben die Vereine der deutschen Jugend auf das Online-Arbeitsformat umgestellt. Das ist neu und ungewöhnlich für uns und daher nicht ganz so einfach. Aber wer, wenn nicht die Jugend, wird im Digitalisierungsprozess allen anderen voraus sein?
Wir müssen nicht in Panik verfallen, sondern die Chance nutzen, etwas Neues in unsere Vereinsarbeit einzubringen, neue Programme zu erlernen und unseren YouTube-Kanal mit Videokursen zu auszustatten. Vielleicht wird ein Großteil dieser Erfahrung nach der Quarantäne ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Jugendverbände. Außerdem ist unsere zeitweilige Isolation eine Chance, für deutsche Jugendliche interessanter und zugänglicher zu werden.

Anna Geher, Aktobe

In der Quarantäne versuche ich, nicht traurig zu sein, und mich weiter selbst zu entwickeln, auch wenn es schwer ist. Ich glaube, dass man die Zeit sinnvoll nutzen muss. In der Stadt hat alles außer Apotheken und Krankenhäusern geschlossen. Obwohl allen gesagt wurde, zu Hause zu bleiben, gehen viele immer noch spazieren. Auch auf den Verein hat sich die Quarantäne ausgewirkt: Wir entwickeln neue Anwendungen für die Online-Kommunikation. Es ist jedoch sehr schwierig, alle zusammenzubringen, da manch einer Probleme mit dem Internet hat, ein anderer wiederum keinen Computer.

Kristina Hirschfeld, Kokschetau

Die Quarantäne ist für mich eine Zeit ungewöhnlicher Lebensbedingungen. Ich bin noch Studentin, jeden Wochentag bin ich zur Universität gegangen, momentan ist es ein Fernstudium.. Dank meiner Freunde und meiner Familie ist die Quarantäne deutlich erträglicher. Ich arbeite auch als SMM-Spezialist im VDJK. Die Arbeit ist nicht weniger geworden, dafür ist es schwieriger geworden, Informationen zu finden.

Mein Rat an alle, die diesen Artikel lesen: Bitte bleiben Sie zu Hause und sehen Sie dies als kostbare Zeit für sich selbst! Das ist das Beste für Sie und Sie schützen sich und andere vor Krankheiten.

Angelina Masur-Sozkaja, Abaj

Was derzeit geschieht, verändert bereits jetzt meine Weltsicht, meine Einstellungen und Wünsche. Wie ich persönlich momentan meine Zeit verbringe? Ich verlasse das Haus sehr selten und versuche, die Zeit so effizient wie möglich zu nutzen. Ich belege verschiedene Online-Kurse, lerne Sprachen, mache Handarbeiten. Das Gute ist, dass es nicht mehr notwendig ist, früh am Morgen aufzustehen, um zur Schule zu gehen, im Bus zu fahren und dann wieder zurückzukehren. Ich habe etwas Angst, dass es nach längerer Abwesenheit schwer wird, die Jungs und Mädels wieder zu sammeln. Aber wir versuchen, alles zu tun, damit das Interesse nicht erlischt, und nach Ende der Quarantäne alle mit neuer Kraft und vor allem ausgeschlafen wiederkommen.

Wie wir sehen, ist die Quarantäne zwar für alle eine Herausforderung – aber kein Grund für soziale Isolation. Skype und ähnliche Anbieter helfen uns dabei, die Situation zu meistern.

Kristina Librikht

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