In Kasachstan gibt es immer mehr Jungunternehmer. Einige von ihnen sind noch nicht einmal volljährig. Wie kommt es, dass sich gerade Jugendliche für die Selbstständigkeit begeistern? Arina Belozkaja (15) von der Schule 46 in Astana hat mit drei von ihnen gesprochen.
Alina, 16, Astana
„Meine Familie betreibt seit mehr als 15 Jahren ein Bekleidungsgeschäft namens ‚Sema‘. Wir haben heute 16 Filialen in Astana und Karaganda. Deswegen weiß ich schon seit meiner Kindheit, dass ich eines Tages selbständig sein will. Warum habe ich mich in diesem Alter dafür entschieden? Der wichtigste Grund ist, dass ich eigenständig werden möchte. Ich möchte unabhängig von meinen Eltern sein.
Die Idee, ein Geschäft zu eröffnen, hatte ich nicht sofort. Allerdings träume ich schon lange von einem eigenen Schönheitssalon. Jetzt ist es mein Ziel, meinen Traum wahr werden zu lassen. Ich habe klein angefangen: Zuerst habe ich meinen Freundinnen künstliche Wimpern, dann Lippenstifte verkauft. So habe ich meine ersten Fortschritte gemacht. Fragen wie: „In welchem Bereich soll ich mich entwickeln?“ hatte ich nie. Ich wusste immer, dass ich den Beautybereich will, weil ich viel darüber weiß.
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Mein Alter stört mich dabei nicht. Jetzt, mit 16 Jahren, habe ich mein Unternehmen gegründet. Die ersten Probleme entstanden mit den Lieferanten, welche aufgrund meines jungen Alters zu Beginn kein Vertrauen in mich hatten. Deswegen war es schwierig, jemanden zu finden, mit dem ich ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen konnte. Leider kann ich aufgrund der Gesetzeslage kein eigenes Geschäft besitzen. Deswegen übernimmt meine Mutter die Verantwortung, wie beispielsweise Steuern oder Altersvorsorge.
Mein kleines Geschäft läuft jetzt schon seit neun Monaten, und es ist für mich kinderleicht. Dies spornt mich an, mich in diesem Bereich weiterzubilden. Meiner Meinung nach läuft alles gut, ohne dabei die Schule zu vernachlässigen. Ich arbeite etwa zwei bis vier Stunden pro Tag, sodass ich, ehrlich gesagt, fast keine Freizeit mehr habe. Meine zukünftigen Pläne sind das Studium an der ENU (Eurasian National Universität, Anm. d. Red.) in Astana, wo ich meine Kenntnisse erweitern kann und die Chance habe, ein Praktikum im Ausland zu machen. Damit kann ich neue Fähigkeiten nach Kasachstan bringen.
Ich möchte den Jugendlichen in meinem Alter sagen, dass heutzutage alles möglich ist. Deswegen müssen wir uns nur anstrengen, um unsere Träume und Ziele zu erreichen! Wichtig ist, niemals aufzugeben!“
Imangali, 17, Astana
„Hallo, ich heiße Imangali, bin 17 Jahre alt und bin seit vier Monaten selbstständig. Ich bin in Almaty geboren, aber meine Familie ist nach Astana gezogen, als ich sechs Jahre alt war. Dort gibt es nun meinen Beautysalon „Dry Bar“.
Wie fast jeder Mensch möchte auch ich nicht von meinen Eltern finanziell abhängig sein. Deshalb begann ich schon früh, selbst Geld zu verdienen. Ich habe Werbung ausgetragen und als Hilfskraft beim Friseur gearbeitet. Die Idee, einen Beautysalon zu eröffnen, kam spontan von meiner Freundin. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich möchte mich in diesem Bereich weiterbilden, weil ich seit meiner Kindergartenzeit großes Interesse daran habe. Meine Arbeit gefällt mir sehr, weil sie mir einfach Spaß macht. In Laufe der Zeit möchte ich meine Schönheitssalons nicht nur in Astana, sondern auch in vielen anderen Städten eröffnen. Ich bin mir sicher, dass ich alles schaffen kann, was ich möchte und verfolge deshalb meine Ziele.“
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Adelia, 15, Astana
„Mein Name ist Adelia und ich bin 15 Jahre alt. Ich bin Schülerin der 32. Schule in Astana. Mein Hobby ist Schlittschuhfahren. Seit einiger Zeit bin ich außerdem selbstständig. Im Internet habe ich ein Online-Shop eröffnet, wo man Handyhüllen kaufen kann, da es bei uns in Astana sehr wenig Orte gibt, wo schöne und praktische Handyhüllen verkauft werden.
Den Gedanken, selbstständig zu sein, habe ich seit der fünften Klasse. Ich dachte, dass ich diese Idee im Alter von 18-20 Jahren realisieren werde. Aber vor kurzem stellte ich mir die Frage, worauf ich eigentlich warte. Warum beginne ich nicht gleich?
Mein Internetgeschäft läuft erst seit vier Monaten, trotzdem strebe ich nach der weiteren Entwicklung. Zum Glück gelingt es mir, meine Schule und die Selbständigkeit zu vereinbaren. Meiner Meinung nach sollte man seine Zeit immer exakt einteilen, um alles pünktlich zu erledigen. Das Wichtigste an meiner Tätigkeit ist, positiv und flexibel zu sein. Da ich an ganz verschiedenen Sachen interessiert und offen für Neues bin, weiß ich, dass ich in der Zukunft in einem anderen Bereich tätig sein werde. Deswegen wird mein Unternehmen dann eine Nebenbeschäftigung sein.
Ich möchte allen raten, keine Angst vor dem Anfang zu haben und immer zu versuchen, sich auf Neues einzulassen. Unsere Handlungen sind die beste Investition in die Zukunft.“
Hinter der Geschichte
Arina Belozkaja hat den Text aus eigenem Interesse geschrieben: „Ich denke, dass es nicht unbedingt notwendig ist, volljährig zu sein, um eigenes Geld zu verdienen. Deswegen bin ich seit zwei Monaten selbstständig. Ich besitze mit meinem Freund einen Online-Shop für T-Shirts. Wir verkaufen T-Shirts mit von uns ausgedachten Prints oder auf Bestellung. Das hilft mir, meine Ideen in die Tat umzusetzen und zu begreifen, wie kompliziert es ist, eigenes Geld zu verdienen. Ich lerne, wie man sich mit Kunden unterhält und sich die Zeit einteilt. Ich will in Zukunft zwar in einem ganz anderen Bereich arbeiten, trotzdem finde ich, dass mir mein eigenes Unternehmen die nötige Praxis und neue Kenntnisse liefert.“