An diesem Wochenende wird es in der usbekischen Stadt Moynaq, die auch als Schiffsfriedhof bekannt ist, sehr lebendig. Zum dritten Mal strömen Tausende Fans von Extremtourismus zusammen, um beim Festival „Stihia“ Techno-Musik auf dem getrockneten Boden des Aralsees zu genießen.

Zu Sowjetzeiten war Moynaq eine entwickelte Hafenstadt mit einer großen Fischkonservenfabrik am viertgrößten Binnensee der Welt. Mit der Zeit ist der Aralsee zum Symbol einer der größten menschengemachten ökologischen Katastrophen geworden. Die ausgetrocknete Fläche des Sees beträgt 40.000 Quadratkilometer und ist fast genau so groß wie die Schweiz.

Das „Stihia“ Festival wurde 2017 von der usbekischen Enthusiastengruppe „Fakultät der Akustik“ organisiert und zielt darauf ab, einen der außergewöhnlichsten Orte der Welt in ein Gravitationszentrum zu verwandeln. Ursprünglich war das Festival ausschließlich eine Musik-Veranstaltung für Techno-Fans. Später zog es zahlreiche Musiker, DJs, Producer, Künstler und Wissenschaftler aus Zentralasien und dem Ausland an, die zur Entwicklung der Aralsee-Region beitragen möchten.

Stihia-Festival auch bei Ausländern beliebt

Der Eintritt zum Festival ist frei, und trotzdem sind viele nicht bereit, den Weg dorthin auf sich zu nehmen. Denn „Stihia“ ist eine Art Extremtourismus. Um Moynaq zu erreichen, muss man von der usbekischen Hauptstadt Taschkent mit dem Flugzeug oder der Bahn nach der karakalpakischen Hauptstadt Nukus gelangen. Von dort geht es noch bis zu drei Stunden mit dem Taxi durch die Wüste. Statt in einem der wenigen Hostelzimmer oder bei Gastfamilien eine Unterkunft zu finden, bevorzugen es viele Besucher, sich selbst um einen Platz in einer Jurte oder um ein Zelt zu kümmern.

Trotzdem zieht das Festival mehrere Tausend Menschen an. Auf Anfrage der DAZ teilten die Organisatoren mit, über 5.000 Besucher würden in diesem Jahr erwartet, darunter auch etwa 500 Ausländer. „Stihia“ erfreut sich auch unter der kasachischen und russischen progressiven Jugend großer Beliebtheit. Auch westliche Ausländer, darunter Deutsche und Amerikaner, kennen „Stihia“ und wollen das Ereignis nicht versäumen. Die Organisatoren scherzen, in Moynaq kenne man Techno-Musik besser als in der Hauptstadt Taschkent.

„Stihia“ will auch zur grünen Wiedergeburt der Region beitragen

Am Samstag stehen sowohl junge als auch erfahrene DJs aus Zentralasien, Russland und der Türkei auf der Bühne. In diesem Jahr schließt das Repertoire außer Techno noch Alternative Rock, Elektro-Rock und -Jazz ein. Wie einer der Organisatoren mitteilt, konnten jedoch europäische Künstler, die zur Entwicklung der elektronischen Musik beigetragen hatten, wegen der Pandemie nicht eingeladen werden. Trotzdem freuen sich die Organisatoren auf ein intensives Programm und hoffen, dass alles Neue vom Publikum wohlgeheißen wird.

Am zweiten Tag des Festivals findet das wissenschaftliche Forum Stihia N+1 in Partnerschaft mit der usbekischen Regierung und der GIZ statt. Bis 2024 setzt die GIZ das Projekt zur grenzüberschreitenden, ökologisch nachhaltigen und wirtschaftlichen Entwicklung der Aralsee-Region zusammen mit den zuständigen Ministerien Usbekistans und Kasachstans um. Ökologie-Wissenschaftler und Aralsee-Forscher aus Usbekistan, Russland und den USA werden darüber diskutieren, wie man die nachhaltige Entwicklung in einer Region mit Ressourcenknappheit erreichen und den Klimawandel bewältigen kann.

Darüber hinaus unterstützt „Stihia“ den Plan der usbekischen Regierung, den Boden des Aralsees in einen Wald umzuwandeln. Zusammen mit dem Staatlichen Komitee für Forstwirtschaft und mit finanzieller Unterstützung des russischen Konzerns „Rosatom“ möchte „Stihia“ 5.000 Bäume auf 10 ha pflanzen. Jeder Festival-Besucher kann daran teilnehmen. In einem erfolgreichen Szenario würden 6 Milliarden Holzpflanzen auf 4 Millionen Hektar dazu beitragen, Flora und Fauna der Region zu neuem Leben zu erwecken.

Aizere Malaisarova

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