Die V. Internationale Wissenschaftliche Konferenz an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) widmete sich Mitte März dem Thema: „Die Staaten Zentralasiens – Wege der Modernisierung“. Erstmals kamen über 50 Teilnehmer aus allen fünf zentralasiatischen Staaten sowie aus Deutschland, Belgien und Großbritannien nach Almaty, um sich dem Thema in fundierten Vorträgen und anregenden Diskussionen zu widmen.

/Foto: Goethe-Institut/

In vier verschiedenen Sektionen setzten sich die Wissenschaftler und Studenten mit Aspekten des Umweltschutzes, Politik, Kultur und Wirtschaft in der zentralasiatischen Region auseinander. Johann W. Gerlach, Rektor der DKU betonte, dass die V. Internationale Wissenschaftliche Konferenz der DKU einen wichtigen Beitrag zum Austausch zwischen Zentralasien und Europa leistet. „Wir freuen uns, dass wir neben den Gästen aus einigen europäischen Ländern, Teilnehmer aus allen fünf zentralasiatischen Staaten an der DKU begrüßen durften.“

Die alljährlich stattfindende Konferenz verfolgt zudem das Ziel, junge Studenten und Nachwuchswissenschaftler mit erfahrenen Fachkräften und Wissenschaftlern zu vernetzen. „Aus Sicht der DKU ist dies ein guter Weg, das selbständige Denken und Handeln der Studenten und jüngeren Teilnehmer zu fördern“, so Gerlach, „Wissenschaft findet ihre Grenzen nicht an den Türschwellen namhafter Professoren und Forscher – der Austausch mit ihnen ist für die nachfolgende Generation sehr wichtig.“

Die Konferenz begann mit einer Plenarsitzung, in der Matthias Kramer, Prorektor für Forschung und Internationale Beziehungen an der DKU, über „Nachhaltiges Wirtschaften in Kasachstan“ sprach. In diesem einleitenden Vortrag brachte er Aspekte der Energieeffizienz und des bewussten Umgangs mit Naturressourcen auf die Tagesordnung – nicht nur ein Thema für Kasachstan, sondern in allen zentralasiatischen Ländern. „Die DKU wendet sich dieser Problematik zu, indem Sie in neuartigen Studiengängen wie Energie- und Umwelttechnik Spezialisten ausbildet, die Lösungen auf diesem Gebiet erarbeiten können“, so Kramer.

Mythos von der „Tankstelle Europas“

Volker Weichsel, Herausgeber des in Deutschland erscheinenden Magazins „Osteuropa“ referierte über die Wahrnehmung Zentralasiens in Europa. Dabei schilderte er den Zuhörern verschiedene Mythen, die seiner Ansicht nach in den Köpfen der Europäer über die zentralasiatische Region existieren. „Oft wird Zentralasien als die ‚Tankstelle Europas’ gesehen. Das liegt an den großen Vorkommen an Erdöl und Erdgas in der Region, die jedoch stark überschätzt werden“, erklärt Weichsel. Ein weiterer Mythos bestehe laut Weichsel im islamistischen Terrorismus, der nach Wahrnehmung vieler Europäer, auch von Zentralasien ausgeht. Der Politologe wies jedoch darauf hin, dass sich das Bild der zentralasiatischen Region auf Grund der Ausarbeitung der Zentralasienstrategie der Europäischen Union in den letzten Jahren differenziert hat. „Europa sieht heute – aus der eigenen Erfahrung – zwei zentrale Elemente, die Zentralasien Frieden und Prosperität versprechen: Demokratisierung und Regionalisierung“, betonte Weichsel.

Bodo Lochmann, DAAD-Lektor an der DKU, befürwortete in seinem Konferenzbeitrag die stärkere Zusammenarbeit der zentralasiatischen Staaten auf dem Gebiet des Umweltschutzes, aber auch im wirtschaftlichen Sinne. Eine grenzüberschreitende Kooperation der zentralasiatischen Staaten auf unterschiedlichen Gebieten wurde von vielen Referenten gefordert. Eine regionale Integration, wie beispielsweise in der Europäischen Union, scheint jedoch nach Ansicht der meisten Konferenzteilnehmer auf Grund der vielen inländischen Probleme der einzelnen Staaten noch in weiter Ferne.

Neues gegenseitiges Interesse

Welches Verhältnis haben Zentralasien und Europa zueinander? Gibt es angesichts der europäischen „Zentralasien-Strategie“ ein neues gegenseitiges Interesse? Diese Fragen diskutierten der kasachische Politologe und Publizist Dosym Satpajew und der deutsche Politikwissenschaftler Volker Weichsel auf Einladung des Goethe-Instituts Almaty in einer „Nachtakademie“. Satpajew kritisierte unter anderem den globalen Blick auf die Region der seitens der Europäer durch die „Zentralasienstrategie“ zum Ausdruck käme, und forderte, mehr Rücksicht auf die Unterschiede in Politik und Wirtschaft der einzelnen zentralasiatischen Staaten zu nehmen.

Mit der „Nachtakademie“ öffnete sich die Konferenz ganz bewusst für Nicht-Wissenschaftler. Günter Hasenkamp, Leiter des Goethe-Instituts Almaty, war mit der Resonanz sehr zu frieden und stellte weitere „Nachtakademien“ in Aussicht. Der DKU gelang es mit ihrer V. Wissenschaftlichen Konferenz erstmals Referenten aus allen fünf zentralasiatischen Staaten in ihrem Haus zu einem wissenschaftlichen Diskurs zu versammeln. Damit hat zumindest schon einmal die Wissenschaft die zentralasiatischen Grenzen überwunden.

Fortsetzung von Seite 1.

21/03/08

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