Sie trennte Familien, Städte, ein ganzes Land. Der 5. Februar 2018 kennzeichnete ein besonderes Ereignis der Berliner Mauer: Mehr als 28 Jahre oder genau 10.315 Tage sind seit ihrem Fall vergangen – ebenso viele Tage, wie die Mauer zwischen 1961 und 1989 die Stadt Berlin und Deutschland teilte.

Wie würde Deutschland heute ohne den Mauerfall aussehen? Diese Frage haben in dieser Woche Tausende in zum Teil sehr persönlichen Geschichten beantwortet. Am 5. Februar war es soweit: Vor genau 28 Jahren, 2 Monaten und 26 Tagen fiel die Berliner Mauer. Genauso viele Tage stand sie zwischen dem Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961 und der Maueröffnung am 9. November 1989. Anlässlich des „Zirkeltages“ hatte die Berliner Zeitung in den sozialen Medien Menschen dazu aufgerufen, unter dem Hashtag #ohneMauerfall ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Über 4.000 Tweets, kurze Texte mit maximal 300 Zeichen, wurden innerhalb der ersten 24 Stunden der Aktion über den Kurznachrichtendienst Twitter abgesetzt.

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Verpasste Chancen

Viele schreiben, dass sie ohne Mauerfall nie ihre Partner und Freunde getroffen hätten, dass sie nicht hätten reisen und studieren können, Julia Grass zum Beispiel: „Als die Mauer gefallen ist, war eine meiner besten Freundinnen ein Baby im Osten und ich ein Baby im Westen. #ohneMauerfall hätten wir nicht unsere 20er hindurch nächtelang gefeiert, tagelang über die Liebe diskutiert, zusammen geweint, gelacht, geflucht.“

Manche Tweets beziehen sich auch nur auf die ehemals geteilte Stadt Berlin. Die Journalistin Anne Vorbringer schreibt zum Beispiel: „#ohneMauerfall wäre ich nie am Bahnhof Hermannplatz ausgestiegen, hätte nie mit der Ringbahn Berlin umrunden können, nicht im Schlachtensee baden und am Kudamm einkaufen können.“

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Hunderte Mauertote

Heute finden sich an vielen Orten Berlins Hinweise auf die gefallene Mauer.
Heute finden sich an vielen Orten Berlins Hinweise auf die gefallene Mauer. | Bild: pixabay

Ohne den Mauerfall hätte es wahrscheinlich noch mehr Mauertote gegeben. Die Anzahl der Opfer, die an der Grenze starben, zum Beispiel bei Fluchtversuchen in den Westen, ist nicht genau bekannt. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) und die Stiftung Berliner Mauer geht von mindestens 139 Maueropfern aus, darunter 101 DDR-Flüchtlinge, 30 Personen aus Ost und West, die ohne Fluchtabsicht verunglückten oder erschossen wurden, und 8 im Dienst getötete Grenzsoldaten. Die Arbeitsgemeinschaft „13. August“, Betreiberin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie, rechnet mit 245 Maeropfern.

Doch bei weitem nicht alle Kommentare sind positiv. Wie jedes Jahr am Tag des Mauerfalls, kommt auch am „Zirkeltag“ die Ostalgie, also die positive Betrachtung der DDR, mehr als deutlich zum Vorschein. Häufig wird von verlorenen Jobs und Studienplätzen geschrieben, von den Schwierigkeiten in einer neuen Gesellschaft ankommen zu müssen und den Umbrüchen, die mit dem Systemwechsel einhergingen.

Kasachstans „Zirkeltag“

Für die meisten ist die deutsche Einheit ein Grund zur Freude. Zudem war der Mauerfall die Folge einer Kettenreaktion, ausgelöst von der Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn, deren Auswirkungen bis nach Kasachstan reichten. Ende 1991 zerfiel die Sowjetunion endgültig und Kasachstan wurde ein eigenständiger Staat. Der Zirkeltag Kasachstan wird übrigens erst im Dezember 1960 sein: Dann ist Land genauso lange unabhängig, wie es Teil der Sowjetunion war.

Othmara Glas

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