Usbekistan auf der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin

Haupteingang zur „Internationalen Grünen Woche“
Haupteingang zur „Internationalen Grünen Woche“

„Möge die Vielfalt mit euch sein!“ – unter diesem Motto lud vom 20. Januar bis 29. Januar die „Internationale Grüne Woche“ (IGW) nach Berlin. Die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau fand erstmals seit 2020 nach coronabedingter Pause wieder live und in Präsenz statt. Auf einer Ausstellungsfläche von 115.000 Quadratmetern konnten die Besucher Produkte und Geräte von rund 1.400 Ausstellern aus 55 Ländern begutachten. Usbekistan war als Land mit einem eigenen Stand in Halle 8 präsent.

Innovativ – Ökologisch – Zukunftsweisend

Ein interessantes Erzeugnis aus Usbekistan, das auf der IGW präsentiert wurde, ist das „Hemp Seed Oil“, zu Deutsch Hanfsamenöl. Es wird in der Stadt Khavast (ca. 150 Kilometer südöstlich von Taschkent) von der Firma RS Success Agro in Kooperation mit der Industrial Innovation Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten produziert. Dabei werden nach Angaben der Hersteller neueste Techniken unter ökologischen Gesichtspunkten verwendet.

Aufgrund des Wassermangels in Usbekistan hat die RS Success Agro in Rekordzeit ein unterirdisches Tropfbewässerungssystem auf 441 Hektar Land installiert. Es wird durch 46 artesische Brunnen betrieben, die das Wasser nicht aus Oberflächenwasserquellen, sondern aus der Ebene unterhalb des Grundwasserspiegels pumpen, um den natürlichen Wasserkreislauf zu erhalten.

Hanfsamenöl aus Usbekistan auf der IGW
Hanfsamenöl aus Usbekistan auf der Internationalen Grünen Woch in Berlin

Dank der Unterstützung der usbekischen Regierung und der internationalen Zusammenarbeit ist RS Success Agro das erste Unternehmen des Landes, das eine Lizenz für den Anbau, die Verarbeitung, die Lagerung, den Transport und den Verkauf von Industriehanf im Land erhalten hat. RS Success Agro setzt dabei modernste Anlagen und weltweite Produktionsmethoden ein, die es ermöglichen, den Prozess der Umwandlung von Hanfsamen in Öl zu organisieren und zu verfolgen.

Besonders interessant hierbei ist die Tatsache, dass jede einzeln produzierte Flasche „Hemp Seed Oil“ ein eigenes Label erhält, auf dem man mittels eines QR-Codes sämtliche Laboranalysen nachvollziehen kann. Ebenso zu erkennen ist ein entsprechendes Zertifikat.

Ein weiterer usbekischer Stand zeigte eine kleine Übersicht von Produkten wie Safran, Kompott, Süßigkeiten, Säften oder aber auch eingelegtem Obst.

Anfangsstadium in der Entwicklung: Tiefkühlprodukte

Was bisher kaum bekannt ist, ist die Tatsache, dass sich Usbekistan zu einem großen Exporteur von Tiefkühlgemüse, -obst und –beeren, entwickelt.

Die Exporte von Tiefkühlprodukten aus Usbekistan wachsen schnell und gehören bereits zu den 6-8 Haupteinnahmequellen für den Obst- und Gemüsesektor des Landes. Nach vorläufigen Schätzungen brachten gefrorenes Obst und Gemüse Usbekistan Ende 2022 Exporteinnahmen in Höhe von rund 30 Millionen US-Dollar. Die Exporteinnahmen stiegen im Jahresvergleich um 85 Prozent, in den letzten drei Jahren sogar um fast das 8-fache.

Das Sortiment an Tiefkühlgemüse und -obst, das aus Usbekistan exportiert wird, wird ständig erweitert. So begann das Land 2022 erstmals mit dem Export von gefrorenen Melonenwürfeln und gefrorenem Spinat. Die Exporte von gefrorenem Zuckermais und gefrorenen Erdbeeren wuchsen im Jahr 2022 am schnellsten, obwohl das Volumen der Erdbeerexporte aufgrund veralteter Anbautechnologien und der veralteten Sortenzusammensetzung der einheimischen Beeren weiterhin äußerst gering ist.

Tiefkühlgemüse und -obst aus Usbekistan; Foto: East Fruit
Tiefkühlgemüse und -obst aus Usbekistan; Foto: East Fruit

Die Haupteinnahmen im Bereich der Obst- und Gemüsegefrierung werden in Usbekistan primär durch das Segment des gefrorenen Gemüses erzielt, vor allem durch Brokkoli, Blumenkohl und Paprika.

Die Ausfuhren von gefrorenen Früchten wachsen etwas langsamer, stehen aber in Bezug auf die Einnahmen an zweiter Stelle. In Usbekistan werden vor allem Kirschen, Pfirsiche sowie Pflaumen und Aprikosen eingefroren.

Die Struktur der Ausfuhren ist nicht die rentabelste, da die preiswertesten Produkte in den größten Mengen exportiert werden. Das Geschäft steckt also noch im Anfangsstadium seiner Entwicklung. Das liegt strukturell auch an der langjährigen Gewohnheit, nach Russland zu exportieren – in ein Land, in dem der niedrige Preis viel wichtiger ist als die Qualität und in dem die meisten Verbraucher relativ arm sind und sich teure Produkte nicht leisten können. Gleichzeitig sind die ersten Lieferungen kommerzieller gefrorener Beeren in die EU-Länder, insbesondere nach Polen, zu verzeichnen, was ein positiver Trend ist.

Binnenlage als Problem

Angesichts der Rezession, des starken Einkommensrückgangs der russischen Bevölkerung sowie des rapiden Bevölkerungsrückgangs in Russland denkt Usbekistan über eine Diversifizierung der Ausfuhren von Tiefkühlgemüse und -Obst nach, um die weitere Entwicklung des Obst- und Gemüsegefrierens zu gewährleisten.

Außerdem sind die wichtigsten Märkte für Tiefkühlgemüse und -obst die reichsten Regionen der Welt: die USA, Kanada und die Europäische Union, die bereit sind, für qualitativ hochwertige Produkte wesentlich höhere Preise zu zahlen.

Da Usbekistan weit von den wichtigsten Märkten entfernt ist und keinen Zugang zum Meer hat, ist die Ausfuhr von frischem, verderblichem Obst und Gemüse mit großen Risiken verbunden und unterliegt erheblichen Einschränkungen. Gefrorene Beeren, Früchte und Gemüse können dagegen fast beliebig lange ohne Qualitätsverlust gelagert und transportiert werden.

Usbekistan auf der Internationalen Grünen Woche mit Madina
Usbekistan auf der Internationalen Grünen Woche mit Madina

Ein weiterer Vorteil Usbekistans ist sein hervorragendes Klima, das es ermöglicht, Produkte mit einem ausgezeichneten Geschmack zu erhalten. Während für den Frischmarkt Produkte in einem niedrigeren Reifestadium geerntet werden müssen, damit die Ware eine lange Reise übersteht, können Tiefkühlgemüse und -früchte vollreif geerntet werden und durch Schockfrosten ihren Geschmack bewahren.

Die Entwicklung der Tiefkühlindustrie erweitert auch die Investitionsmöglichkeiten für die usbekischen Landwirte erheblich, denn sie könnten sogar Beeren für den Export anbauen. Beeren sind sehr viel teurer als Gemüse, das Usbekistan jetzt hauptsächlich exportiert. Sie sind trendy und arbeitsintensiv, so dass Usbekistan hier zusätzliche Vorteile hat. Und es sind Beeren, die bei den Importeuren von Tiefkühlprodukten in den USA und der EU am meisten gefragt sind, aber dieses Segment ist in Usbekistan am wenigsten entwickelt. Das bedeutet sehr gute Investitionsmöglichkeiten für in- wie auch ausländische Investoren.

Gemeinsame Investitionsprojekte im Agrarsektor zwischen Usbekistan und Kasachstan

Kasachstan und Usbekistan beabsichtigen, das Volumen des gegenseitigen Handels zu erhöhen und gemeinsame Investitionsprojekte im Agrarsektor durchzuführen. Es ist geplant, bis 2025 zwölf Investitionsprojekte im Wert von 193,1 Mio. US-Dollar durchzuführen und die Lieferung von 2,1 Mio. Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Wert von 1,2 Mrd. US-Dollar zu organisieren. Geplant sind Lieferungen von Kartoffeln, Gemüse, Fleisch und Fleischprodukten.

In der Statistik des Handelsumsatzes zwischen beiden Ländern in Bezug auf landwirtschaftliche Produkte ist ein ständiger Austausch von Kasachstan und Usbekistan zu beobachten. Das Abkommen, welches im Dezember 2022 auf einer Wirtschaftskonferenz beider Landwirtschaftsminister in Taschkent geschlossen wurde, hat das Ziel, den gegenseitigen Nahrungsmittelbedarf zu ergänzen.

Eines der wichtigsten Themen dabei ist die Schaffung günstiger Bedingungen für eine Ausweitung des Handels durch die Senkung der Zölle, einschließlich der Transitzölle, die Erleichterung der Handels- und Transitverfahrens und die Anwendung einer transparenten Handelspolitik gegenüber dem jeweils anderen Land.

Der Handelsumsatz zwischen Kasachstan und Usbekistan im Agrarsektor hat sich positiv entwickelt und ist in den ersten zehn Monaten in 2022 um 31 Prozent auf über 1,4 Mrd. US-Dollar gestiegen. Das Volumen der Ausfuhren aus Kasachstan belief sich auf mehr als 1,165 Mrd. US-Dollar.

Letztlich bleibt festzuhalten, dass Usbekistan auf einem guten Weg ist, in Zentralasien eine führende Rolle in der Agrarwirtschaft einzunehmen – vor allem im Bereich der Produktion von Obst und Gemüse. Die Diversifikation in der Landwirtschaft hat höchste Priorität, um sich von anderen Ländern unabhängiger zu machen. Hinzu kommt, dass sowohl für in- als auch ausländische Investoren große Chancen vorhanden sind, in einen zukunftsträchtigen Markt zu investieren.

Christian Grosse

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