Der Wandel des Klimas beschäftigt zunehmend neben den Wissenschaftlern und Politikern auch die einfachen Leute. Im Internet wimmelt es dort nur so von Seiten, auf denen unterschiedliche Aspekte, aber auch unterschiedliche und ablehnende Haltungen dargestellt werden.

Sicher ist das Phänomen Klima noch nicht vollständig erforscht, vielleicht ist es überhaupt nicht komplett erforschbar. Das Klima ist ein enorm komplexer Prozess und das Zusammenwirken von hunderttausenden von Einzelaspekten mit ausreichender wissenschaftlicher Sicherheit miteinander zu verknüpfen ist definitiv sehr kompliziert. Dieses Fehlen von „ultimativ letzten“ Beweisen, dass der Klimawandel wirklich vor sich geht, ist auch der Grund dafür, dass manchmal die mittlerweile allgemein anerkannte Tatsache, dass er vor sich geht, negiert wird. Der für mich bekannteste Gegner des Klimawandelgedankens ist der tschechische Präsident Klaus, der nicht müde wird, in Büchern und Interviews das Nichtvorhandensein des genannten Effektes zu „beweisen“. Letzteres beschränkt sich jedoch überwiegend darauf, den Experten, die diesen Effekt festgestellt haben, ihre Fachkompetenz abzusprechen. Doch auch wenn es keinen Klimawandel geben sollte, ist es in jeder Hinsicht in höchstem Maße vernünftig, massive und wirtschaftlich sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen zu praktizieren. Man braucht ja nur mal an die schlechte Luft in Almaty zu denken oder an die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe und das drastische Weltbevölkerungswachstum.
Die wesentliche Ursache für das Entstehen von Umwelt- und Klimaschäden ist die Nutzung von Kohlenwasserstoffen (Kohle, Erdgas, Erdöl) zur Energiegewinnung. Bei deren Verbrennung entstehen große Mengen von schädlichen Gasen (Kohlenstoffdioxid, Stickoxide). Auch wenn man das Vorhandensein des Klimawandels negiert, bewirken Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Verbesserung der Energienutzung vielfältige positive Effekte, und das nicht nur in Sachen Umwelt.

Der Energieeinsatz ist in Kasachstan für dieselben Leistungen und Produkte bis zu viermal höher als in den westlichen Industriestaaten. Energieeinsparung, die ohne Einbußen beim Lebenskomfort hinnehmen zu müssen möglich ist, bewirkt eine Verringerung der Produktionskosten und damit eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Erzeugnisse. Für die Privathaushalte bedeutet Energieeinsparung Einsparung von Geld, das die Familie dann für andere Zwecke ausgeben kann.

Einen großen und qualitativ neu strukturierten Boom hat die Diskussion um den Klimawandel etwa seit 2005 erlebt. In den letzten Jahren wurden sehr viele Studien und Forschungsergebnisse unterschiedlicher Einrichtungen vorgestellt, die alle den Tenor haben: der Klimawandel ist in vollem Gange, und um ihn zu verlangsamen – um ihn zu verhindern ist es bereits zu spät – sind umgehend enorme Anstrengungen notwendig. Jeder Tag Zögern und Abwarten erhöht die zu erwartenden Schäden und die dann entstehenden Kosten um ein Vielfaches. Dabei ist die Diskussion um den Einfluss der menschlichen Tätigkeit auf die Umwelt keinesfalls neu. Spätestens seit Anfang der 1970er Jahre gibt es eine große Zahl von Studien und Publikationen, die Teil- oder Komplexzusammenhänge aufgezeigt haben. Neu an den aktuellen Diskussionen sind jedoch vor allem zwei Aspekte:

Zum ersten die breite Teilnahme „einfacher“ Leute, das heißt die Diskussionen haben die engen Expertenzirkel verlassen. Sicher haben dazu nicht unwesentlich die Häufung von Umweltkatastrophen in den letzten Jahren und das starke Ansteigen der Energietarife beigetragen. Letztlich beginnt auch in Europa der größere Teil der Leute erst dann aktiv zu werden, wenn es an das eigene Portemonnaie geht. Die Massenmedien haben das Thema natürlich dankbar aufgenommen und nicht nur mit allgemeinen Darstellungen, sondern mit sehr konkreten Hinweisen und Tipps zur Energieeinsparung im täglichen Leben beflügelt. Eine solche breite Sensibilisierung der Bevölkerung durch Politik und Massenmedien fehlt hierzulande leider fast völlig.

Der zweite neue Aspekt ist die Bereitschaft eines wichtigen Teiles der Politiker zum konkreten Handeln. Man kann es schon einen tollen Durchbruch nennen, dass die deutsche Regierungschefin sich des Klimaschutzes angenommen hat und ihn auf der internationalen politischen Bühne, zum Beispiel während des G-8-Gipfels 2007 in Deutschland, zum zentralen Arbeitsthema gemacht hat. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, da ihre konservative Partei, die CDU, noch vor wenigen Jahren die Partei „Die Grünen“ eher als „Spinner“ und eine Art unnötigen politischen Ballast begriffen und behandelt hat.

Doch das jetzt eingeleitete Handeln wird nicht bedeuten, dass damit das Problem gelöst wäre. Dafür ist der Startschuss für konkrete Maßnahmen zu spät erfolgt. Außerdem sind bei weitem nicht alle Regierungen und die Mehrzahl der „einfachen“ Menschen zu wirklich energischen Maßnahmen bereit. Der Klimawandel wird der Menschheit und auch Kasachstan mittel- bis langfristig viele Probleme bereiten und mit einer Reihe bisher kaum bekannter Probleme konfrontieren. Zukünftig wird ein Großteil des wirtschaftlichen Potentials zur Sicherung der einfachen Grundversorgung nötig sein und nicht mehr wie bisher zur Erhöhung des Lebensniveaus zur Verfügung stehen. Der Klimawandel wird allerdings auch Gewinner kennen. Das werden die Unternehmen und Länder sein, die rechtzeitig neue energiesparende Technologien entwickeln und bereitstellen. Im Moment befindet sich Kasachstan in dieser Hinsicht eher nicht auf der Gewinnerseite.

Bodo Lochmann

30/05/08

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