Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), benannt nach dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten Deutschlands, arbeitet in über hundert Ländern der Welt. Auch in Zentralasien hat die Stiftung mehrere Regionalbüros. Die DAZ sprach mit der Leiterin des Büros in Almaty, Elvira Pak, über die Ziele der FES in der Region

DAZ: Frau Pak, können Sie die Friedrich-Ebert-Stiftung kurz vorstellen?

Elvira Pak: Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist eine gesellschaftliche, politische und kulturelle Organisation, die sich durch das Entwicklungsprinzip der Sozialdemokratie hervorhebt. Die Stiftung versucht unter anderem auch, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien zu fördern. In erster Linie setzt sich die Stiftung dafür ein, dass sich die demokratischen sowie die ökonomischen Prozesse in dem jeweiligen Land entwickeln. Dafür bieten wir unsere Erfahrung und unser Wissen an.

DAZ: Auf der Homepage der FES (www.fes.de) heißt es: „Die Arbeitsschwerpunkte der FES-Büros entsprechen den Bedürfnissen der lokalen Partner.“ Bekommt die FES hauptsächlich Aufträge und führt diese dann aus?

Elvira Pak: Ich kann nicht sagen, dass es Aufträge sind, aber sicher ist, dass es Anfragen von unseren Partnern gibt, von staatlichen sowie von gesellschaftlichen Organisationen. Darauf folgen Besprechungen, wie man an das jeweilige Projektkonzept herantritt und es realisiert, bis man schließlich zu einem gemeinsamen Nenner kommt.

DAZ: Wer sind im Einzelnen die Partner der FES in Zentralasien?

Elvira Pak: Das sind die genannten staatlichen sowie nichtstaatlichen Institute, Universitäten, Parteien mit dem Pluralismusprinzip und gesellschaftliche Vereinigungen.

DAZ: Welche Projekte sind in Kasachstan im Jahr 2005 geplant?

Elvira Pak: Es stehen folgende drei Projekte in diesem Jahr an: Im ersten Halbjahr findet eine Konferenz statt, die der Transitbrücke zwischen Europa und China gewidmet ist. Des Weiteren soll der freie Zugang zu Informationen vorangetrieben werden als eine Notwendigkeit für die Entwicklung der Ländern Zentralasiens. Schließlich soll eine weitere Konferenz zum Thema „Entwicklungsperspektiven der regionalen Zusammenarbeit in der Kaspischen Region“ stattfinden.

DAZ: In Tadschikistan wurde das erste Regionalbüro der FES erst im Juli 2004 eröffnet. Warum hat es so lange gedauert, bis die FES dort tätig wurde?

Elvira Pak: Wahrscheinlich lag das an der schwierigen Suche nach Partnern, weil das immer ein sehr langwieriger Prozess ist. Wir haben natürlich schon vorher dort verschiedene Maßnahmen zusammen mit der OSZE und dem Zentrum für strategische Studien durchgeführt, haben mit unseren Kollegen in Tadschikistan zusammen gearbeitet, aber es hat nicht ausgereicht, um dort einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Unter diesen Umständen ist es zur Bildung des Regionalbüros in Duschanbe gekommen. Die Hauptsache dabei ist es immer, einen Menschen, einen interessierten Partner zu finden.

DAZ: Es gibt keine Projekte der FES in Turkmenistan. Liegt das an der Politik des Präsidenten, der das Land abschottet?

Elvira Pak: Zum Teil. Es gibt dort dieselben Schwierigkeiten wie in Tadschikistan: die Rahmenbedingungen.

DAZ: Die FES bezeichnet sich auch als „Informationsquelle und erster Partner“ für deutsche Experten, Journalisten und Politiker, die Kasachstan besuchen. Inwiefern hilft die FES diesen Gruppen?

Elvira Pak: Wir hatten zum Beispiel eine speziell organisierte Fahrt für Journalisten zu „Medianet“, einem Netzwerk für Journalisten in Kasachstan, wobei neun Journalisten aus Deutschland von Dr. Reinhard Krumm, dem Projektkoordinator der FES in Zentralasien, begleitet wurden.

Das Programm wurde vorher geplant und abgesprochen, wobei den Journalisten auch visuelle Eindrücke vermittelt wurden. Dasselbe Programm wurde später auch in Tadschikistan und in Usbekistan durchgeführt. Für die Politiker, die Kasachstan besuchen, organisieren wir Treffen, sogenannte Rundtische, für politische und wirtschaftliche Diskussionen.

DAZ: In den Ländern Zentralasiens hoffen viele Menschen auf eine bessere Zukunft mit guten Bildungschancen und so etwas wie Wohlstand. Wie kann die FES dabei helfen?

Elvira Pak: In erster Linie bearbeiten die Länder ihre Aufgaben selbst und lösen ihre Probleme, weil diese meistens innenpolitischer Art sind. Wir versuchen unsere Erfahrung weiter zu vermitteln, unser Wissen zu teilen, damit es einer Gruppe von Menschen erlaubt, das anstehende Problem zu analysieren und im besten Fall eine Lösung dafür zu finden. Deswegen arbeiten wir mit den staatlichen und den nicht-staatlichen Instituten und Organisationen zusammen, damit sie in einer engen Kooperation miteinander eine gute Lösung finden.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Elvira Pak ist seit 1998 Leiterin des Regionalbüros Almaty der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kasachstan und unter anderem auch für die Kontaktpflege zuständig.

Teilen mit: