Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur die Aussprache, sondern auch allzu oft das andersartige Vokabular. In unserer Reihe Österreichisch für Anfänger bemüht sich Rafaela Lobaza, gebürtige Österreicherin, einen Einblick in das Sammelsurium der österreichischen Wörter und Phrasen zu bieten, die einem Deutschen wohl eher unbekannt sind. Diese Woche widmen wir uns dem Wort „strawanzen“.

Wird man in seiner Jugend von den Eltern als Strawanzer bezeichnet, kann das sowohl einen genervten, als auch einen liebevollen Beiton haben. Ein Strawanzer ist einer, der strawanzt. Und strawanzen bedeutet herumstreunen oder durch die Gegend ziehen. Bei einem Strawanzer kann man also nie so wirklich sicher sein, wo er sich gerade umtreibt.

Eine Sache ist allerdings gewiss: Dass Strawanzer ein entspanntes, aber keineswegs langweiliges Leben führen. Sie sind immer auf Achse, nie darauf bedacht, was getan werden muss, aber dafür immer interessiert, was es neues zu entdecken gibt.

Strawanzen findet interessanterweise auch im Wörterbuch der Gebrüder Grimm Erwähnung. Als Ursprung dieses Verbs wird dort das italienische Wort stravagante angeführt, das soviel wie sonderbar bedeutet, und welches wiederum auf das mittellateinische extravagari/extravagans zurückgeht.

Strawanzen hat also ähnliche Wurzeln wie das Wort extravagant. Womit noch einmal bestätigt wäre, dass so ein Strawanzerleben ganz schön ungewöhnlich und aufregend sein kann.

Eine Gruppe von Menschen die besonders bekannt ist fürs Strawanzen – vor allem in den Schulferien – sind die Kinder. Zwar geht man davon aus, dass die Anzahl der strawanzenden Kinder seit der Erfindung des Handys und des Tablets deutlich zurückgegangen ist, wir wollen aber nichtsdestotrotz hoffen, dass diese schöne Art seine Kindheit zu verbringen, noch eine Weile erhalten bleibt.

Rafaela Lobaza

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