Unter dem Funkturm wird es jedes Jahr im November ein wenig lauter, bunter und internationaler: Wenn sich die Messehallen in einen lebhaften Markt verwandeln, beginnt der Bazaar Berlin. Seit über sechs Jahrzehnten gilt er als Deutschlands internationalste Verkaufsmesse für Kunsthandwerk, Design, Naturwaren und fair gehandelte Produkte und bringt rund 500 Herstellerinnen und Hersteller sowie Handelsunternehmen aus mehr als 60 Ländern zusammen. Für ein paar Tage entsteht hier ein temporärer Weltmarkt, auf dem nicht nur eingekauft, sondern vor allem Begegnungen ermöglicht werden – zwischen Kulturen, Handwerkstraditionen und sehr persönlichen Geschichten.

Die Messe verbindet den globalen Kunsthandwerksmarkt, faire Handelsinitiativen, einen nachhaltigen Lifestyle und eine vorweihnachtliche Atmosphäre unter einem Dach. Inmitten dieser dichten Vielfalt treten in diesem Jahr auch Ausstellerinnen und Aussteller aus Kirgisistan und Usbekistan auf, deren Stände weit mehr erzählen als das, was auf den Preisschildern steht: Geschichten von Handwerk, Wandel und neuen Horizonten zwischen Zentralasien und Berlin. Ich hatte die besondere Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und mehr über ihre individuellen Wege sowie ihre Motivation zur Messe-Teilnahme zu erfahren.

Kreative Filzkunst und Geschichten aus Kirgisistan

Asel Sapakova ist seit fast zwanzig Jahren auf dem Bazaar Berlin präsent und kehrt jedes Jahr mit neuen handgefertigten Filzspielzeugen aus Kirgisistan zurück. Ihr kleines Familienunternehmen entstand aus der Arbeit ihrer Mutter, die einst mit den ersten Figuren begann. Heute fertigt Asel gemeinsam mit einem dreiköpfigen Team jede einzelne Figur in sorgfältiger Handarbeit.

Sie versteht ihre Arbeit nicht nur als Verkauf von Spielzeug, sondern von Geschichten. Hinter jeder Filzfigur steht eine kleine Legende, die Asel den Besucherinnen und Besuchern mit spürbarer Freude erzählt – etwa von den kleinen Filz-Meerjungfrauen, die nur dann einen Bräutigam finden, wenn sie schön genug sind und deshalb am Stand wie wartende Bräute arrangiert werden. Solche humorvollen, alltagsnahen Erzählungen machen ihre Produkte für Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern unmittelbar zugänglich.

Alikhon und Margarita von Art Salon Saima aus Kirgisistan sind zum zweiten Mal auf dem Bazaar Berlin zu Gast – und doch fühlen sie sich hier bereits wie zu Hause. Seit über zehn Jahren widmen sie sich der Herstellung von Filzprodukten, darunter fantasievollen Hüten, Broschen, Dekorationsgegenständen, Schals, Schmuckstücken und Souvenirs, die mit ihrem ungewöhnlichen Design und natürlichen Materialien auffallen.

Besonders die Filzhüte, die sie anbieten, überraschen: Es handelt sich um warme, alltagstaugliche Kopfbedeckungen mit kreativem Twist, die durch ihre natürliche Zusammensetzung bei Kälte bestens schützen. Ihre Filzwaren verknüpfen traditionelles Handwerk mit moderner Fantasie und laden Besucherinnen und Besucher ein, ein Stück authentischer Wärme mitzunehmen.

Stück des Herkunftslandes nach Deutschland zu bringen

Eugen und Olga sind in den 1990er-Jahren aus Kirgisistan nach Deutschland gezogen und haben zunächst aus einem Hobby heraus begonnen, dem deutschen Publikum Waren aus ihrer Heimat vorzustellen. Aus gelegentlichen Ständen auf Weihnachts- und Kunsthandwerksmärkten sowie verschiedenen Ausstellungen entwickelte sich nach und nach ein eigenes Geschäft, das die beiden inzwischen seit rund zwölf Jahren hauptberuflich betreiben.

 

In dieser Zeit, so erzählen sie, sei das Interesse an Zentralasien und an Produkten aus Kirgisistan deutlich gewachsen, was es ihnen ermöglicht habe, ihr Sortiment Schritt für Schritt zu erweitern. Besonders lange präsentierten sie auf Berliner Messen filigrane Miniatur-Jurten, die vom deutschen Publikum mit spürbarer Wärme und Neugier aufgenommen wurden. Eugen und Olga reisen regelmäßig nach Kirgisistan, probieren unterschiedliche Geschäftsmodelle aus und bleiben offen für neue Bereiche, in denen sich Tradition und zeitgenössische Formen verbinden lassen.

Usbekische Mode und Handwerk

Muslikhiddin Aslanov aus Samarkand, Usbekistan, ist ein erfahrener Unternehmer, der sich auf ethnische Kleidung und Souvenirs spezialisiert hat. Muslikhiddin ist nicht nur ein erfahrener Aussteller, der unter anderem in Spanien, Frankreich und Deutschland unterwegs ist, sondern er kooperiert auch mit anderen Kunsthandwerkern, um ein möglichst vielfältiges Angebot zu präsentieren.

Besonders hervorzuheben ist seine offene und freundliche Art, mit der er viele Besucher an seinen Stand zieht. Er nimmt sich Zeit, ausführlich über die usbekische Kultur und die Traditionen hinter den Kleidungsstücken zu erzählen und jedem Kunden individuelle Aufmerksamkeit zu widmen. Diese Verbindung von traditionellem Handwerk, persönlicher Begegnung und weltoffener Neugier macht seinen Auftritt auf der Messe zu einem lebendigen Beispiel dafür, wie Kulturvermittlung und Geschäftssinn Hand in Hand gehen können.

Das Geheimnis unseres Erfolgs? Einfach dazugehören!

Seit alters her gehört der Basar als orientalischer Markt, der sich über die Seidenstraße nach Ost und West ausgebreitet hat, zur nationalen Kultur in Zentralasien. Und so ist es doch ganz selbstverständlich, dass unsere Hersteller auch auf dem Bazaar Berlin besonders erfolgreich sind. Man könnte sagen, wir wissen genau, wie man mit Menschen und dieser besonderen Atmosphäre umgeht – und fühlen uns ganz harmonisch darin zuhause!

Der Bazaar Berlin zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig, lebendig und verbindend der Austausch zwischen Kulturen, Handwerk und Handel sein kann. Mit Ausstellerinnen und Ausstellern aus Zentralasien, darunter Kirgisistan und Usbekistan, öffnet sich der Markt in Berlin Jahr für Jahr weit über die Produktpalette hinaus: Es sind die Geschichten, die Leidenschaft und die persönliche Begegnung, die den Bazaar zu einem unvergleichlichen Erlebnis machen.

Darya Koppel

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