In der Sowjetunion wurde das Farbfernsehen zwischen 1967 und 1977 eingeführt. Um mit solchen und anderen technischen Möglichkeiten Schritt zu halten, wurde in der Kasachischen SSR ab 1970 ein neuer Fernsehkomplex geplant. Erst vor kurzem wurde eine Komplettmodernisierung des Gebäudes erfolgreich abgeschlossen.

Das moderne Fernsehen ist eine deutsche Erfindung. Zu Weihnachten 1930 gelang dem deutschen Wissenschaftler Manfred von Ardenne die weltweit erste vollelektronische Fernsehübertragung mithilfe einer Kathodenstrahlröhre. Nur kurz darauf erklärten die Nationalsozialisten, die deutsche Erfindung Fernsehen sollte auch Deutsch bleiben. Deutschland sollte das erste Land der Welt sein, welches regulären Fernsehempfang in Bild und Ton ermöglichte. Am 22. März 1935 begann der Fernsehsender „Paul Nipkow“ mit der regelmäßigen Liveübertragung des Deutschen-Fernseh-Funks vom Sender Berlin-Witzleben. Die Fernsehübertragung der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurde derweil zum vermutlich ersten medialen Großereignis der Welt.

Zu dieser Zeit existierten in Berlin 27 Fernsehstuben, in denen sich jeweils 30 Personen vor den technisch unausgereiften Flimmerkisten einfinden konnten. Die Technik blieb noch immer weit hinter den Erwartungen zurück und konnte insbesondere mit dem bereits sehr populären Kino qualitativ nicht mithalten. Spätestens ab Kriegsbeginn war die Herstellung von Fernsehgeräten kein Thema mehr und Fernsehproduktionen erfüllten nur noch Propagandazwecke.

Fernsehen in der Sowjetunion

In der Sowjetunion begann die Kommerzialisierung des Fernsehens mit dem ersten Fernsehapparat B-2, der ab 1932 in Serie produziert wurde. Dieser basierte allerdings noch auf dem sehr vereinfachten Prinzip des sogenannten mechanischen Fernsehens. Das Bild wurde über rotierende Lochscheiben am Sender zerlegt und im Empfängergerät wieder zusammengesetzt. Das so entstandene Bild war lediglich ein paar Millimeter groß und wurde in dem Gerät B-2 mit einer Lupe auf rund 3×4 cm vergrößert. Die Übertragung über den Äther war allerdings durch die geringe Auflösung bereits in dieser frühen Phase des Fernsehens möglich, so dass diese Geräte trotzdem einen gewissen Erfolg in der Sowjetbevölkerung erfuhren. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Aktivitäten des sowjetischen Fernsehens komplett eingestellt. Erst ab 1945 gab es wieder Fernsehübertragungen, in den Folgejahren wurden immer weitere, unionsweite Fernsehkanäle gestartet.

Für Kasachstan begann die Zeit des Fernsehens 1958. In diesem Jahr entstand der erste sogenannte Technische Studiokomplex des Fernsehens. Hier wurden erstmals sämtliche TV-Aktivitäten der Kasachischen SSR unter einem Dach zusammengefasst. Die erste testweise Ausstrahlung einer kasachischen Fernsehsendung fand am 16. September 1958 statt. Um mit den neuen technischen Möglichkeiten wie der Einführung des Farbfernsehens in der Sowjetunion zwischen 1967 und 1977 Schritt halten zu können, wurde ab 1970 ein neuer Fernsehkomplex geplant. Die Architekten A. Korzhempo, N. Esau und W. Panin erdachten sich einen Komplex bestehend aus einem zweistöckigen Nebengebäude, in dem die gesamte Technik untergebracht war, sowie einem glamourösen Hauptgebäude, in denen die TV-Produktionen stattfanden. Der Technische Studiokomplex Nr. 2 ging im Jahr 1983 in Betrieb.

Ein Gebäude wie die Glitzerwelt des Fernsehens

Das fünfstöckige Hauptgebäude ist durch seine markante Erscheinung und seinem Standort am südlichen Ende des Zheltoksan-Prospektes schon von weitem sichtbar. Die Fassade besteht fast vollständig aus braunem Glas. Vom Dach herabhängende, scharf geformte Betonelemente sitzen wie eine Krone auf dem gläsernen Korpus. Das Gebäude erscheint wie ein funkelnder Diamant, so wie die Glitzerwelt des Fernsehens. Auf den Komplex verteilen sich mehrere TV-Studios und sämtliche technische und organisatorische Einrichtungen für das Fernsehprogramm. Eine Komplettmodernisierung und Renovierung des Komplexes wurde erst vor kurzem abgeschlossen. Architekten und die Bevölkerung waren an der Planung und Durchführung beteiligt. Und die Mehrheit hat sich glücklicherweise für den größtmöglichen Erhalt des originalen Designs entschieden. So wird dieser glitzernde Diamant auch weiterhin den Zheltoksan-Prospekt überragen.

Im Nachkriegsdeutschland lag die Wiederaufnahme des Fernsehbetriebs unter der Kontrolle der vier Siegermächte und verlief zuerst uneinheitlich. Das Fernsehen der DDR startete am 21. Dezember 1952 mit einem Regelprogramm. Gesellschaftliche Ereignisse wie die Krönung von Elisabeth der II. am 2. Juni 1952 sowie die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 machten den Fernseher in der Wirtschaftswunderzeit im Westen wieder populär. In der DDR mussten sich die Menschen allerdings bis zuletzt mit Staatspropaganda zufriedengeben. Einzig das Sandmännchen, ein Produkt des DDR-Fernsehens, hat bis heute überlebt und erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit.

Philipp Dippl

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