Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftspartner für Turkmenistan in der Europäischen Union. Die Beziehungen sollen weiter ausgebaut werden. Vom 11. bis zum 14. Februar besuchte eine Delegation aus Turkmenistan Deutschland.

Die neue Seidenstraße, Landwirtschaft, Energie- und Chemiesektor: Es gab beim Deutsch-Turkmenischen Businessforum, das vergangene Woche in Berlin stattfand, einiges zu besprechen.

Teil der Delegation unter Leitung von Vize-Premierminister Chary Gylyjowwaren der Landwirtschaftsminister, der Wirtschafts- und Energieminister sowie Vertreter der Regionen und von Unternehmerverbänden. Von deutscher Seite waren Vertreter des Außenministeriums, des Wirtschaftsministeriums, des Landwirtschaftsministeriums, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, des Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV), der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Zentralasien sowie Wissenschaftler und Firmenvertreter anwesend.

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Öl und Gas als wichtigste Einkommensquellen

Bereits im Vorfeld des Forums trafen sich die Turkmenen mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Hans-Joachim Fuchtel, und besuchten das Entwicklungszentrum des Landmaschinenherstellers Claas. Des Weiteren wurden Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit zwischen dem Agrotechnikproduzenten „Umax Trade GmbH“ und dem Landwirtschaftsministerium Turkmenistans sowie der Turkmenischen Agraruniversität unterzeichnet. Landwirtschaftlich ist vor allem der Anbau von Baumwolle verbreitet.

Turkmenistan verfügt über große Erdöl- und Erdgasvorkommen. Es gehört zu den sechs größten Gasexporteuren weltweit. Erdgas, -öl und Raffinerieprodukte sind auch die Haupteinnahmequelle des Landes. Turkmenistan gilt als ein potenzieller Erdgaslieferant für Europa. Allerdings gibt es keine direkte Pipelineverbindung. Gas wird über Russland, Kasachstan, Iran, Aserbaidschan und die Türkei exportiert. Präsident Gurbanguly Berdimuchamedow die Lieferwege diversifizieren und so auch Gas auf den europäischen Markt bringen. Besprochen wurden ebenfalls Investitionsmöglichkeiten deutscher Firmen in die Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien-Pipeline (TAPI), die jährlich rund
30 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren soll.

2017 betrug das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Turkmenistan 371,2 Millionen Euro. Während gerade einmal Waren im Wert von 5,8 Millionen Euro aus Turkmenistan eingeführt wurden, exportierte Deutschland Waren im Wert von 365,2 Millionen Euro. Nach Kasachstan und Usbekistan ist das Land der größte Handelspartner für Deutschland in der Region. Die deutsche Wirtschaft ist vor Ort mit etwa 50 Firmen vertreten. Des Weiteren gibt es eine Reihe an gemeinsamen Projekten. Sowohl die Deutsche Bank, in deren Berliner Repräsentanz das Businessforum stattfand, als auch die Commerzbank sind schon länger Partner des autoritären Regimes.

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Neue Wege

Die BIP-Wachstumsrate betrug 2018 in Turkmenistan 6,2 Prozent. Das Land lechzt nach Devisen. Es gehört zu den abgeschottesten Ländern der Welt und leidet seit einiger Zeit unter einer Wirtschaftskrise. Im Januar wurde die kostenlose Grundversorgung der Bevölkerung mit Gas, Strom, Wasser und Salz abgeschafft. Berichten zufolge steht gar eine humanitäre Katastrophe kurz bevor. Im Korruptionsindex von Transparency International landet das Land auf Rang 161 von 180. Die freie Meinungsäußerung wird konsequent unterdrückt.

Turkmenistan wird seit 2006 von Gurbanguly Berdimuchamedow regiert, der gleichzeitig Staats- und Regierungschef ist. Medienberichten zufolge bereitet der 62-Jährige langsam die Machtübergabe an seinen Sohn Serdar Berdymuchamedow vor. Neuere Pläne des Präsidenten sehen vor, dass Turkmenistan ein Transporthub in Zentralasien wird. 2018 wurde der Internationale Seehafen in Türkmenbaşy eröffnet. Das 1,5 Milliarden US-Dollar teure Projekt soll jährlich 300.000 Passagiere, 75.000 LKW und 400.000 Container abfertigen. Die Binnenländer Usbekistan und Kirgisistan haben bereits angekündigt, den Hafen ebenfalls nutzen zu wollen. Im Januar begann der Bau einer 640 Kilometer langen Autobahn zwischen der Hauptstadt Aschgabat und Turkmenabat an der Grenze zu Usbekistan. Kostenpunkt: 2,3 Milliarden US-Dollar.

Obwohl Turkmenistan in der Entwicklungszusammenarbeit kein Partnerland von Deutschland ist, gibt es gemeinsame Projekte. So unterhält Deutschland mit Turkmenistan ein bilaterales Managerfortbildungs-Programm, in dessen Rahmen jedes Jahr etwa 25 Personen nach Deutschland eingeladen werden. 2016 wurde ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen.

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