Bayern möchte seine wirtschaftlichen Beziehungen zu Zentralasien vertiefen. Deshalb war in der vergangenen Woche eine Delegation des Landes Bayern unter Leitung von Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert in Kasachstan und Kirgisistan unterwegs. Ihn begleiteten bayerische Unternehmerinnen und Unternehmer, Vertreter der Kammern und die Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger (Bündnis 90/Die Grünen) und Gerald Pittner (Freie Wähler).
Bereits am Mittwoch landeten die Delegationsmitglieder in Astana, wo tags darauf Gespräche mit dem Ersten Vize-Premierminister Kasachstans Roman Sklyar und Vize-Industrieministerin Dinara Chsheglova stattfanden. Anschließend ging es weiter nach Almaty, wo Staatssekretär Weigert am Donnerstagabend zu einem Empfang im Hotel Intercontinental lud.
In seinem Grußwort lobte er den Botschafter Kasachstans in Berlin als Treiber des Besuchs. „Während des Lockdowns hatten wir intensive Gespräche, und wir haben vereinbart, dass wir ab dem Zeitpunkt, ab dem Reisen und Zusammenkünfte wieder reibungslos möglich sind, unser Zentralasien-Engagement gemeinsam angehen“, so Weigert. In dem Zusammenhang erwähnte er auch gemeinsame Aktivitäten im Vorfeld der Delegationsreise – etwa das Zentralasienforum und den Kasachisch-Deutschen Wirtschaftstag, die beide in München stattfanden, sowie den Besuch einer Delegation mit rund 25 Unternehmern aus Kasachstan.
Branchenübergreifendes Potential für Zusammenarbeit
Am Freitag gingen in Kasachstans südlicher Hauptstadt die politischen Gespräche weiter; außerdem waren Netzwerktreffen für die Unternehmen vorgesehen. Im Mittelpunkt des Interesses standen branchenseitig die Bereiche Maschinen- und Anlagenbau, Rohstoffgewinnung sowie Energie und Wasserstoff.
„Bayerische Spitzentechnologie und Know-how können dazu beitragen, dass Kasachstan seine wirtschaftlichen und infrastrukturellen Ziele effizient erreicht“, hieß es hierzu in einer im Vorfeld der Reise veröffentlichten Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung. Kasachstan verfüge nicht nur über große Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Kohle, Metallen und Uran. Mit seinen günstigen klimatischen Bedingungen und seiner großen Fläche biete es auch ein „erhebliches Potenzial für die Produktion erneuerbarer Energien und von grünem Wasserstoff“.
Am Samstag traf Staatssekretär Weigert in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek Premierminister Akylbek Schaparow, Energieminister Taalaibek Ibrajew und Arbeitsminister Kudaibergen Basarbajew. Potential für einen Ausbau der Zusammenarbeit mit Kasachstans kleinem Nachbarn sehen die Bayern unter anderem in den Bereichen Rohstoffe, Wasserkraft und Tourismus. Besonders aber werden Fachkräfte und berufliche Bildung hervorgehoben. Kirgisistan habe eine sehr junge Bevölkerung, aber nicht genug Ausbildungsplätze im Land, so Weigert. Daher sei das Interesse Kirgisistans an einer Kooperation mit Bayern groß. „Für unsere Unternehmen, die junge und motivierte Menschen suchen, ist das eine echte Chance.“
Gegenbesuche in Bayern sind geplant
Das Resumee des Staatssekretärs zur Delegationsreise: „Mit Kasachstan und Kirgisistan haben wir zwei Länder besucht, die sehr rohstoffstark aufgestellt sind. Beide Staaten können dazu beitragen, unsere einseitigen Lieferketten z.B. bei seltenen Erden und Metallen zu diversifizieren. Das Interesse an einem Ausbau der Handelspartnerschaft ist groß. In unseren Gesprächen haben wir eine hohe Wertschätzung für Bayern, unsere Unternehmen und deren Produkte und Technologien erfahren.“
Um die auf der Reise geknüpften Beziehung auszubauen, sollen weitere Initiativen folgen. So kündigte Kirgisistans Energieminister an, im Rahmen der nächsten Sitzung des Deutsch-Kirgisischen Wirtschaftsrates im November in Hamburg auch nach Bayern zu kommen. Weigert seinerseits lud Kasachstan und Kirgisistan zum Hydrogen Dialogue ein, der Anfang Dezember in Nürnberg stattfinden soll.
cstr.