Mit der Maßnahme sollen lokale Budgets unterstützt und Stadtentwicklungsprojekte finanziert werden.
Es ist eines der großen Sommerthemen, das aktuell Urlauber bewegt: die Proteste in vielen beliebten Reiseregionen weltweit, die sich gegen Übertourismus richten. Von Barcelona bis Venedig protestieren Einheimische gegen Touristen, Städte erheben Sonderabgaben für den Besuch durch Auswärtige, die Zahl von Hotelübernachtungen wird begrenzt. Die Länder Zentralasiens gehen seit Jahren den umgekehrten Weg und versuchen, ihre touristische Infrastruktur immer weiter auszubauen, um möglichst mehr Besucher von außerhalb zu begrüßen.
Doch nun denkt mit Kirgisistan ausgerechnet das kleinste der Länder der Region ebenfalls über ähnliche Maßnahmen nach. Genauer gesagt hat das Rathaus von Bischkek einen entsprechenden Gesetzesentwurf initiiert, der die Einführung von drei neuen Arten steuerfreier Gebühren in der Hauptstadt vorsieht. Der Beschlussentwurf wurde zur öffentlichen Diskussion veröffentlicht.
Gebühren für ortsfremde Fahrzeuge
Dem Dokument zufolge schlägt die Stadt einen sechsmonatigen Pilotmodus vor, in dem Fahrzeuge mit ortsfremdem Kennzeichen mit einer Gebühr für die Einfahrt in das Stadtgebiet von Bischkek belegt werden. Außerdem soll es in diesem Zeitraum eine Gebühr für den Betrieb von persönlichen Mobilitätsgeräten (Elektroroller, Segways etc.) geben, die deren Vermieter zu entrichten haben. Die dritte geplante Maßnahme ist eine Touristengebühr.
Für die Einfahrt von Fahrzeugen mit ortsfremdem Kennzeichen in das Stadtgebiet ist demnach eine Gebühr von 50 bis 300 Som vorgesehen. Die genaue Höhe richtet sich dabei laut den Plänen der Stadtverwaltung nach der Fahrzeugart. Für Autos mit ausländischen Kennzeichen soll der Betrag mit 200 bis 5.000 Som sogar noch höher sein. Die Touristengebühr soll demnach ab einem Aufenthalt von 24 Stunden greifen. Pro Übernachtung in einem Hotel oder Hostel sind dann 50 Som vorgesehen, die nicht im ursprünglichen Hotelpreis inbegriffen sind.
Ausländer sollen touristische Objekte kaufen dürfen
Die zusätzlichen Einnahmen sollen laut dem Gesetzesentwurf in lokale Budgets landesweit fließen und für die Bedürfnisse der Bevölkerung sowie Stadtentwicklungsprojekte ausgegeben werden.
Ob die Einführung ähnlicher Maßnahmen in anderen Teilen des Landes oder die Erhöhung bereits bestehender Gebühren geplant sind, ist bislang nicht bekannt. Diese sind gerade in Nationalparks und anderen Naturerholungszonen üblich.
Im Mai war bekannt geworden, dass Kirgisistan hier aber auch Anreize schaffen will, um den Tourismus anzukurbeln: Demnach soll es Ausländern gestattet werden, touristische Anlagen und Immobilien am Issyk-Kul – demngrößten See und beliebtesten Ausflugsort des Landes – zu erwerben.
cstr.