Regierungen und zivilgesellschaftliche Akteure in Zentralasien haben begonnen, sich gegen die zahlreichen Umweltprobleme der Region zu engagieren. Im Rahmen von internationalen Programmen vernetzen sie sich grenzüberschreitend und junge Leute nehmen eine Vorbildfunktion ein. Dilshoda Ismoilova vom Safina-Gymnasium in Chudschand (Tadschikistan) hat ihren Beitrag einem solchen Programm gewidmet und bei unserem Wettbewerb den vierten Platz in der Kategorie „Text Schüler“ belegt.
Umweltprobleme gibt es heute überall auf der Welt. Sie können sogar dort auftreten, wo man sich ihre Existenz nie hätte vorstellen können. Zentralasien ist nur eine von vielen betroffenen Regionen. Die Probleme hier reichen von irrationaler Wassernutzung über austrocknende Flüsse und Seen, das schnelle Abschmelzen von Gletschern, Probleme mit der Abfallentsorgung, Luftverschmutzung, das Aussterben seltener Tiere und Pflanzen, bis hin zum Rückgang der Waldfläche. Zudem scheint der Mensch bestrebt, die Natur fleißig in Müll umzuwandeln.
Somit steht auch die Zukunft einer Region auf dem Spiel, deren Einzigartigkeit durch eine breite Vielfalt der Ökosysteme geprägt ist. Zentralasien, das sind Hochgebirge wie Pamir, Altai und Tienschan; weitreichende Wüsten und Steppen; alte Wasserstraßen wie Amu-Darja, Syr-Darja, Irtysch und Ili; sowie zahlreiche Seen – darunter mit dem Issyk-Kul einer der tiefsten Seen glazialen Ursprungs und mit dem Balchaschsee eines der ältesten Seeökosysteme der Welt. Nationale und internationale Experten sind sich einig darüber, dass die verschiedenen Formen der aktuellen Umweltzerstörung katastrophale Folgen für diese Ökosysteme haben.
Alle zentralasiatischen Länder von Umweltproblemen betroffen
Kasachstan ist ein Beispiel dafür, wie schlecht es in der Region um Recycling und Abfallentsorgung steht. Die Gesamtabfallmenge im Land wächst um 5 Millionen Tonnen pro Jahr. Nur 15 Prozent werden recycelt, der Rest deponiert. Viele der Deponien sind nicht zeitgemäß, werden wild errichtet und befinden sich in der Nähe von Großstädten, was dort andere Probleme wie Luftverschmutzung noch verstärkt. Auch die wunderschönen Naturlandschaften Kirgisistans werden unter Müllbergen begraben und werden seltene Tierarten ausgerottet. Das Symbol des Landes – der Schneeleopard – ist vom Aussterben bedroht.
Ähnlich das Bild in Tadschikistan: Menschliche Aktivitäten haben hier nicht nur zum Aussterben ganzer Tierarten geführt, sondern auch das lokale Klima verändert. Durch die Entwaldung in Tälern sind Staubstürme und Erderosionen häufiger geworden. Auch das schnelle Abschmelzen der Gletscher lässt sich hier beobachten.
Regionale Kooperation für Nachhaltigkeit durch CAREC
Regierung, Behörden und Zivilgesellschaft der betroffenen Länder bemühen sich inzwischen nach Kräften, dem Trend etwas entgegenzusetzen – auch in Kooperation miteinander und mit anderen Partnern. Ein Beispiel ist das Regionale Umweltzentrum für Zentralasien (CAREC), das bereits 2001 ins Leben gerufen wurde. Zu den Gründern gehören neben den fünf Ländern der Region die EU und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Das Zentrum bringt staatliche und private Akteure, NGOs und Geldgeber zusammen, fördert Nachhaltigkeitsprojekte in der Region und sorgt für den Austausch von Know-how und Technologien zur Verbesserung der Umweltsituation. Auch die stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft gehört zu den Hauptzielen.
Dort hat sich in den letzten Jahren auch einiges getan. So sind Bewegungen von Öko-Freiwilligen immer beliebter geworden, die vor allem von jungen Menschen getragen werden. In dieser Generation lassen sich ein zunehmendes Umweltbewusstsein und mehr Motivation zu ökologischem Engagement erkennen, was auch im Regierungsinteresse ist. So bezeichnete der kasachische Staatspräsident Kassym-Schomart Tokajew Freiwilligenarbeit im Ökologiebereich als „Ausdruck von höchstem Patriotismus“, der durch konkrete Taten gestützt werde. „Ihnen – jungen Leuten – gehört die Zukunft“, so Tokajew während einer Rede anlässlich des „Jahres der Freiwilligen“, welches Kasachstan 2020 begeht.
„Jahr der Freiwilligen in Kasachstan“
Im Kontext dieses Themenjahres fand im Herbst in Almaty auch das Central Asia Leadership Program (CALP) statt. Dieses richtet CAREC gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen jährlich aus, um junge Führungskräfte aus den fünf zentralasiatischen Ländern und Afghanistan zusammenzubringen. Diese kommen aus Regierungsorganisationen, der Zivilgesellschaft und dem akademischen Bereich. Im Rahmen des Programms diskutieren die Führungskräfte grenzüberschreitende Herausforderungen, stärken dabei ihre eigene ökologische Bildung und inspirieren mit ihrem Beispiel andere junge Menschen zu Engagement.
Gerade der ökologischen Bildung kommt in Zukunft eine besondere Rolle zu. Ihr Mangel in Teilen der Bevölkerung ist einer der Gründe für die besorgniserregenden ökologischen Tendenzen in Zentralasien. Ein umfassendes System ökologischer Bildung, das wirklich alle Altersgruppen abdeckt, fehlt in den Ländern der Region jedoch bislang.
Von der Lösung der aktuellen Umweltprobleme hängen letztendlich die Entwicklung und der Wohlstand der betroffenen Länder ab. Deshalb darf man sich dabei keine Fehler mehr leisten. Die Menschheit darf ihrer Gegenwart gegenüber nicht gleichgültig sein, sondern sollte alle Anstrengungen zum Wohle ihrer Zukunft, der künftigen Generationen und der Zukunft ihrer Länder unternehmen.