Eigentlich wollte der deutschstämmige Alexander Lust nur den Nachlass seines in Kasachstan verstorbenen Vaters auflösen. Doch das Gebetsbuch seines Vaters wurde ihm zum Verhängnis – die kasachischen Behörden hielten den deutschen Staatsbürger mehr als einen Monat im Land fest.
Ein deutscher Steinmetz aus Dorsten in Nordrhein-Westfalen, der fast fünf Wochen in Kasachstan festgehalten worden war, ist nach Deutschland zurückgekehrt. Dem 48-jährigen Alexander Lust, der in Kasachstan geboren wurde, war die Ausreise verweigert worden, weil er nach dem Tod seines Vaters ein Gebetsbuch aus dem Nachlass mit zurück nach Deutschland nehmen wollte. Bei der Durchsuchung am Flughafenzoll in Pawlodar hatten die Beamten neben einem ordnungsgemäß angemeldeten Goldring und anderen persönlichen Dingen des Vaters auch das Buch gefunden. Zwei Tage, nachdem deutsche Medien über den Fall berichtet hatten, konnte Lutz plötzlich nach Zahlung einer Verwaltungsstrafe von 64 Euro das Land verlassen. Das Buch musste im Land bleiben, wurde aber Verwandten des Mannes ausgehändigt.
Noch vergangenen Dienstag hatte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigt, dass der deutsche Staatsbürger Kasachstan so lange nicht verlassen dürfe, bis ein Gutachten über den Wert des Buches vorliege. Die Ausfuhr von antiquarischen Büchern sei den kasachischen Vorschriften zufolge nicht erlaubt, so die Sprecherin. Die Deutsche Botschaft in Kasachstan hatte sich für den Mann eingesetzt und zunächst erreicht, dass er seinen Pass zurückbekam. Die Behörden in Kasachstan hatten erklärt, dass Lust das Land dennoch nicht verlasse dürfe, bis ein Gutachten über den Wert des Buches vorliege, dies könne bis zu drei Monaten dauern. Die Deutsche Botschaft hatte bei den örtlichen Behörden um eine schnelle Erstellung des Gutachtens gebeten aber es vergingen mehrere Wochen, bis Bewegung in den Fall kam.
Ende Juni hatte Dieter Trauzettel, der deutsche Chef des 48-jährigen Lust, die deutschen Medien auf den Fall aufmerksam gemacht. Der Inhaber eines Natursteinwerkes wollte seinen wichtigsten Angestellten schnellstmöglich wieder zurück nach Deutschland holen. Lust arbeitet seit 13 Jahren in der Firma. Durch das unerwartete Fernbleiben des Steinmetzes entstehe dem Unternehmen erheblicher Verdienstausfall, hatte Trauzettel erklärt. Außerdem seien die Frau und die drei Kinder des Mannes in höchster Sorge. Zwei Tage nachdem Medien in Deutschland über den Fall berichtetet hatten, lag ein Gutachten vor, das den Wert des Buches auf mehrere tausend Euro taxierte. (dpa/daz)
01/08/08