Körperertüchtigung spielt in Kasachstan seit jeher eine wichtige Rolle. Einige Sportarten erfreuen sich besonderer Beliebtheit – und machen das Land auch international bekannt. Jungredakteurin Ayazhan Altynbekova hat vier von ihnen näher beleuchtet.
Fußball
Wenn man sich mit Sport in Kasachstan beschäftigt, führt kein Weg an Fußball vorbei. Es zählt nach wie vor zu den beliebtesten Sportarten des Landes. Kairat Almaty spielte schon zu Sowjetzeiten in der Ersten Liga um die Meisterschaft mit. Die Kasachische Fußballföderation wurde 1994 in den Weltverband FIFA aufgenommen und ist seit 2001 zudem Mitglied der Europäischen Fußballföderation UEFA. Das ist insofern bemerkenswert, als die Fußballverbände aller anderen zentralasiatischen Länder im asiatischen UEFA-Pendant mitmischen – und so nicht bei den prestigeträchtigen europäischen Fußballwettbewerben wie der Champions League oder der Europa League präsent sind. Der Hauptstadtklub FK Astana war übrigens in der Königsklasse eine Saison in der Gruppenphase dabei und konnte sich dabei mit den ganz Großen messen.
Kampfkunst
Von großer Bedeutung ist in Kasachstan außerdem Kampfkunst, praktiziert von Tausenden Kindern und Erwachsenen. Am beliebtesten ist dabei „kazaksha kores“ (auf Deutsch etwa „Kampf auf Kasachisch“). Obwohl die Sportart bereits in archaischen Zeiten praktiziert wurde, gibt es heute noch Wettkämpfe anlässlich bedeutender Feste und Nationalfeiertage. Nicht verwunderlich, dass es regelmäßig Kasachen sind, die bei den Weltmeisterschaften in der besagten Disziplin triumphieren und eine Vielzahl an Goldmedaillen abräumen – auch wenn es hin und wieder doch Wunder zu bestaunen gibt. So besiegte bei der letzten WM im vergangenen Dezember völlig sensationell der Russe Roman Bobikow aus Twer seinen kasachischen Widerpart Aibek Nugymarow in Almaty. Der hatte zuvor die letzten beiden Weltmeisterschaften und damit den goldenen Gürtel in der kasachischen Kampfsportdisziplin gewonnen und war daher als klarer Favorit an den Start gegangen.
Bergsteigen
Wer sich mit der Topographie Kasachstans – insbesondere dem Gelände im Südosten – befasst, wird nicht überrascht sein: Auch Klettern und Bergsteigen zählen zu den häufigsten Sportarten des Landes. Almaty, die südliche Hauptstadt Kasachstans, liegt am Fuße des Transili-Alatau-Kamms – dem nördlichen Ausläufer des Tienschan-Gebirges. Der Khan-Tengri-Gipfel (7010 Meter) ist der nördlichste Siebentausender der Welt und der fünfthöchste auf dem Territorium der GUS. Die kasachische Bergsteigerschule war zu Zeiten der Sowjetunion berühmt (mehr dazu in der kommenden Ausgabe der DAZ). Auf dem Gebiet der GUS ist sie derzeit führend.
Die bekanntesten Bergsteiger der GUS sind Vertreter Kasachstans: Denis Urubko gelang es als erstem Bergsteiger der ehemaligen Sowjetunion, alle 14 Achttausender der Welt zu erklimmen; zudem war er der achte Bergsteiger weltweit, der dies ohne zusätzlichen Sauerstoff schaffte. Anatoli Bukrejew hält ebenfalls etliche Rekorde bei Bergbesteigungen. 1996 gehörte er zu der Mount-Everest-Expedition, die in einer Tragödie mit mehreren Toten endete. Alt wurde der Extremsportler nicht: Schon ein Jahr später fiel er während einer Besteigung einer Lawine zum Opfer.
Das Interesse zeigt sich landesweit auch auf höchster Ebene. 1995 bestieg der frühere Präsident Kasachstans Nursultan Nasarbajew mit einer Gruppe von Bergsteigern den Abai-Gipfel (4010 Meter) im Transili-Alatau. Der Bergsteigerverband Kasachstans hat 2010 das Programm „Die Nationalmannschaft von Kasachstan auf allen Achttausendern der Welt“ erfolgreich abgeschlossen.
Volkssport
Der Almaty-Marathon ist eine der beliebtesten Veranstaltungen in der südlichen Hauptstadt. Tausende nehmen jedes Jahr im Frühjahr daran teil – auch wenn der Wettkampf dieses Jahr wegen Corona pausieren musste. Auch sonst wird einiges zur Leibesertüchtigung der Bevölkerung getan: Joggingstrecken wie etwa der „Terrenkur“ im Osten der Stadt laden ein zur körperlichen Betätigung – auch weil auf den rund fünf Kilometern zahlreiche moderne Stationen aufgestellt sind, an denen Bodybuilder zu jeder Tages- und Nachtzeit trainieren können: Von Klimmzügen über Sit-Ups bis hin zu Barrenübungen ist für jeden Geschmack etwas dabei.