In amerikanischen Comics wimmelt es nur so von Helden, ausgestattet mit Superkräften und Helfersyndrom. Während Spiderman und Co. regelmäßig die Welt retten, begnügen sich die Helden in deutschen Comics damit, Teil von ihr zu sein. Die unter anderem vom Goethe-Institut konzipierte Wanderausstellung „Comics, Manga & Co“ zeigt die Arbeit deutscher Zeichner, die das Prinzip des Comic in den letzten 20 Jahren revolutioniert haben. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen fünf Künstler vor, die Sie sich in der Ausstellung ganz genau anschauen sollten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar im Foyer der Schurgenow-Kunstakademie (Ecke Panfilowa/Kirowa) zu sehen.

/Bild: Antonie Rietzschel/

Die Evolution als Comic. In dem Buch „Alpha“ erzählt Jens Harder die Geschichte vom Urknall bis zum ersten Menschenaffen. In der Ausstellung ist leider nur eine kleine Auswahl der insgesamt 2.000 opulenten Zeichnungen zu sehen, darunter die Evolutionsgeschichte der Elefanten, die der Zeichner mit ihrem kulturell unterschiedlich bedingten Status kontrastiert: Während sie hierzulande als Zirkusattraktionen dienen, werden sie in Indien als Gottheit verehrt. Derzeit arbeitet Jens Harder an „Beta“, einem Buch über die moderne Menschheitsgeschichte.
2005 erschien das Comic-Buch „Cargo“ als Ergebnis eines deutsch-israelischen Austauschprojektes bei dem je drei Zeichner aus Deutschland und Israel in das jeweils andere Land reisten. Ihre Eindrücke hielten sie in kleinen Comicreportagen fest. Während sich ein Zeichner der kulturellen Avantgarde in Tel-Aviv widmete, hielt ein anderer den Spaziergang eines israelischen Touristen durch Berlin fest. Initiiert hatte das Projekt Jens Harder, der ebenfalls nach Israel reiste. In seinen Zeichnungen führt er den Betrachter durch das Gewimmel von Jerusalem und zeigt das religiöse Nebeneinander von Juden, Moslems und Christen.
Für das Projekt „Geschichten aus dem Wörterbuch“ suchte sich der Schriftsteller Jochen Schmidt jeweils sieben Wörter mit demselben Anfangsbuchstaben und machte aus ihnen eine Erzählung. Line Hoven hat sie illustriert. Die Geschichte zu diesem Bild geht so: „In seinem Mahnbrief schrieb der Vermieter, er habe die Ausreden satt, chronische Malaria sei kein Grund, die Miete zu mindern. Den Major, der manisch-depressiv war, seit man ihn im Krieg mit Madenwürmern malträtiert hatte, stürzte das in eine Krise. Am Abend musste ihm sein Mitbewohner Michael Märchen vorlesen.“
In dem Comic „Grashalme“ des Zeichners Martin tom Dieck möchte Al Gore eine Nutzpflanzensamenbank besuchen, in der das verbliebene Erbgut für zukünftige Zivilisationen aufbewahrt wird. Begrüßt wird er von zwei philosophisch gestimmten Eisbären. Denen ist ziemlich egal, dass da ein selbsternannter Weltretter vor ihnen steht. Bevor Al Gore die Samenbank betreten darf, muss er erst eine Frage beantworten. Die beiden Eisbären zitieren einen amerikanischen Dichter und wollen dessen Namen und den Titel des zitierten Werks wissen. Al Gore bleibt stumm und wird zu Futter. Letzter Kommentar der Eisbären: „Aber geschmeckt hat er schon etwas tranig.“
„Der deutsche Comic hat sich stark von der ursprünglichen Idee, einfach nur lustig zu sein, gelöst“, sagt Barbara-Fraenkel-Thonet vom Goethe-Institut. Das wird auch bei der Arbeit von Isabel Kreitz deutlich. In ihren Comics zeichnet sie vor allem historische und politische Ereignisse. Für einen Zeitungscomic beschäftigte sie sich mit der Spiegel-Affäre. 1962 wurden Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins aufgrund eines kritischen Artikels des Landesverrats beschuldigt. Der Spiegel-Gründer Rudolf Augstein musste in Untersuchungshaft. In ihrem Comic erzählt Isabel Kreitz diese Geschichte aus Sicht eines damaligen Gefängniswärters.
Mit „Superträne“ erschafft die Künstlerin Anke Feuchtenberger eine eher untypische Comic-Heldin. Ohne wehenden Umhang, aber mit getüpfelten Kopftuch fliegt sie über düstere Hochhaussiedlungen. Über dem schwarzen Ganzkörperbody trägt sie Funktionsunterwäsche. Auch in der Ästhetik entfernt sich Anke Feuchtenbeger stark vom klassischen Comic: Düstere, großformatige Kohlezeichnungen, wenig Sprechblasen. Dem Betrachter bleibt jede Menge Spielraum für Interpretationen. Wahrscheinlich ist es gerade dieser ungewöhnliche Stil, der Anke Feuchtenberger zu einer der bekanntesten deutschen Comic-Zeichner gemacht hat.

 

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