Es gibt viele Wege, gute Taten zu vollbringen. Das zeigt das Beispiel des kleinen Mädchens Ayym, das einen großen Kampf gegen Krebs führt. Unterstützt wird sie dabei von freiwilligen Helfern, die alles dafür tun, um Kindern in schweren Zeiten zu helfen.

Als die Familie Zhaxsylykov von der Krebserkrankung ihrer kleinen Tochter Ayym erfährt, ist das Mädchen gerade mal ein knappes Jahr alt. Die genaue Diagnose lautet auf Dottersacktumor – ein Tumor im Bereich des Steißbeins. In ihrer Heimat Kasachstan wird das Kind operiert, dennoch kann der Tumor nicht vollständig entfernt werden. Es folgen zeitnah sechs Etappen Chemotherapie und intensive Strahlentherapie, viele Behandlungen unter Vollnarkose. Ayym kämpft mit ganzer Kraft gegen den Krebs und die Hoffnung auf Genesung ist groß.

Momentan befindet sich Ayym Zhaxylykova mit ihrer Mutter in Berlin. Am Virchow-Klinikum der Charité wird Ayym einer Krebsbehandlung unterzogen. Da Ayym und ihre Mutter kasachische Staatsbürgerinnen sind und nach Deutschland nur für die Krebstherapie der Tochter angereist sind, müssen sie als Selbstzahler alle Kosten tragen. Sie suchen dringend nach Spendern und Menschen, die sie unterstützen können.

Doch es folgt ein Rückschlag – nach einem Jahr intensiver Therapie ist der Tumor gewachsen und drückt auf die naheliegenden Organe. Für die Familie bedeutet das: handeln, und zwar schnell! Die Ärzte empfehlen eine Behandlung in einer europäischen Klinik, die sich genau auf solche Fälle spezialisiert. Trotz anfänglicher Sorgen entscheiden sich die Eltern des Mädchens für die weite Reise ins Ungewisse – allein mit Mutter Dana fliegt die kleine Ayym Anfang Februar 2020 in die „Charité Virchow Kinderklinik“ nach Berlin.

Geburtstagsfeier mit den Lieblingsmärchenfiguren

Am 5. März 2020 soll das Kind einer wiederholten Operation zur Entfernung des gewachsenen Tumors in Berlin unterzogen werden. Trotz der coronabedingt schwierigen Lage ist die Charité bereit, Ayym als Patientin aufzunehmen, zu operieren und zu behandeln. Die Summe für die Operation wird vorläufig auf 35.000 Euro gesetzt. Ayyms Eltern haben diese Summe durch den Verkauf ihrer Wohnung in Kasachstan (Quaraghandy, Temirtau) und durch Spenden stemmen können. Die Ärztin Prof. Dr. Karin Rothe bestätigt zunächst einen guten OP-Verlauf.

Weit weg von Papa und den Geschwistern

All diese Zeit sind Ayym und Mutter Dana bei einer netten älteren Dame, die freiwillig helfen will, in einer Berliner Wohnung untergebracht. Am 26.03.2020, nach der gut überstandenen Operation, feiert Ayym ihren 3. Geburtstag in Berlin. Nur mit ihrer Mutter an der Seite und weit weg vom Vater und ihren Geschwistern, die sie sehr vermisst. Mutig übersteht sie ihre postoperative Chemotherapie in Deutschland.

Swetlana Weimer
Swetlana Weimer

Damit die Organe der dreijährigen Ayym auch weiterhin gut funktionieren und keine größeren Schäden davontragen, verordnen die Ärzte der Charité eine Stammzellentherapie. Die ersehnte Genesung des Kindes und der Weg dahin sind kostspielig – die Familie benötigt laut dem neuen Kostenplan der Klinik weitere 200.000 Euro. Eine solche Summe hat die Familie nicht parat. Sie entscheiden sich, mit der Geschichte ihrer Tochter noch stärker an die Öffentlichkeit zu treten, Ayyms Krankheitsablauf in sozialen Medien wie Instagram zu dokumentieren, um weitere Spender zu finden.

Ein Netzwerk von Helferinnen

Anastasia Klass
Anastasia Klass

Die bange Frage zu dem Zeitpunkt ist nur, ob sich in diesem Jahr der weltweit tobenden Pandemie genügend Menschen finden lassen, die bereit sind zu helfen. Und es gibt sie! Auch in schwierigen Zeiten finden sich immer Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben und jenen helfen, die Hilfe dringend benötigen. Eine dieser Helferinnen ist Anastasia Klass aus Hamburg. Innerhalb kürzester Zeit schafft sie es, ein Team von Helferinnen auf die Beine zu stellen, das momentan Ayym unterstützt.

Mit allen möglichen Mitteln versuchen sie, der Mutter und der Tochter ein Gefühl zu geben, dass sie hier in Deutschland nicht allein sind und dass sie auf andere zählen können. Zu einer der großartigen Aktionen des Teams zählt der Besuch des kleinen Mädchens in Berlin. Die jungen „Zauberinnen“ verkleiden sich als Ayyms Lieblingsmärchenfiguren, stellen ein Animationsprogramm zusammen und schenken dem Kind somit einen glücklichen und märchenhaften Tag, an dem es seine Krankheit hoffentlich vergessen kann.

In Hamburg organisiert Anastasia Lotterien, legt Flyer an öffentlichen Plätzen aus, ebenfalls eröffnet sie die Instagramseite @lets.help_, um mehr Nutzer der sozialen Medien auf die Not der Kinder aufmerksam zu machen. Darüber hinaus erklären sich einige Laden- und Friseursalonbesitzer aus Hamburg bereit, Spendenboxen für Ayym aufzustellen.

Anfeindungen als Lohn für Hilfsbereitschaft

Im Gespräch berichtet Anastasia, welchen Schwierigkeiten sie während ihrer Hilfstätigkeit begegnet ist. So sei es vor allem schwer, fremde Menschen um Hilfe zu bitten – vor allem angesichts der aktuell schwierigen Lage durch Corona. Mehrere Male stieß sie auf Personen, die sehr negativ eingestellt waren, wenn es um Hilfe für kranke Kinder ging. Manchmal ging es so weit, dass einzelne Internetnutzer sie der Lüge bezichtigten und beschimpften. „In solchen Momenten“, so die freiwillige Helferin, „verlässt einen einfach der Mut.“ Doch dann erinner man sich an die Mutter, die gerade für die Rettung ihres Kindes alles gibt. „Und schon findet man wieder die Kraft, weiterzumachen – für den guten Zweck!“

Auf die Frage, was die freiwillige Hilfstätigkeit ihr gibt, antwortet Anastasia entschieden: Durch den intensiven Kontakt mit der kleinen krebskranken Ayym habe sie die Welt mit anderen Augen gesehen. Sie habe gelernt, das Leben wahrhaftig zu schätzen – zu schätzen das, was man hat, und sich auf jeden Tag zu freuen. Anastasia ruft dazu auf, mehr für jene zu tun, die Hilfe benötigen. „Wir sollten uns darüber bewusst sein, dass wir auf dieser Erde viel mehr bewegen können, als wir eigentlich denken“, findet sie.

Die Familie von Ayym ist von der Hilfsbereitschaft überwältigt und dankt allen Helferinnen und Helfern, die am Schicksal ihrer Tochter teilhaben. Großer Dank gebührt auch den Stiftungen, die neben vielen anderen Kindern in Not auch Ayym unterstützt haben. Dazu zählen unter anderem die gesellschaftliche Stiftung „Blago Daryu Astana“ aus Kasachstan und und der deutsche Verein „Hoffnung auf Leben e.V.

Swetlana Weimer

Ayyms Spendenkonto in Deutschland: www.paypal.me/hilfayym
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