Keine Kursteilnehmer, freie Parkplätze, schlafende Katzen am Eingang zum Gebäude, verwaiste Seminarräume, die früher voll von Menschen und lebhaft laut waren – all das springt ins Auge, seit die Quarantäne zum ständigen Begleiter unseres Alltags geworden ist. Vielerorts ist es ganz still geworden.

Abends gemeinsam zusammenzusitzen und Deutsch zu lernen, so wie man es noch vor Monaten gewohnt war – das ist inzwischen nur noch schwer vorstellbar. Wieder gilt Quarantäne, wieder müssen alle zuhause bleiben. Dabei hatten schon im Frühjahr alle das Ende der Beschränkungen herbeigesehnt und die Bücher, die Lehrkräfte, ja sogar die Wände der Unterrichtsräume vermisst, bis es im Juni endlich wieder losgehen konnte – wenn auch leider nur für kurze Zeit.

Doch wenn man ins kalte Wasser geworfen wird, lernt man zumindest schwimmen. Neue Methoden – von der telefonischen Einzelberatung bis hin zu Videokonferenzen – haben sich in der frühen Phase des Fernunterrichts schnell etabliert und bewährt. Das wichtigste Ziel war und ist es, den Kontakt zu den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern nicht zu verlieren und ihre Lernmotivation auch unter den erschwerten Bedingungen ständig zu befeuern.

Vor- und Nachteile des Fernunterrichts

In dem Sinne haben die erzwungenen Ferien sogar neue Möglichkeiten eröffnet. Über die Plattform Zoom lernen und üben die Leute, tauschen sich zudem mit ihren Lehrerinnen aus. Große Unterstützung erhielten wir dabei von Swetlana Schubina, der Koordinatorin für Sprachprojekte, und Eugenia Gisik, der Projektmanagerin der Gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“. Die beiden organisierten und leiteten erfolreich Webinare, um kasachstanische Lehrkräfte auf die Online-Arbeit mit der Plattform vorzubereiten. Geduldig beantworteten sie zahlreiche Fragen und gaben nützliche Ratschläge.

Natalia Koslowa vom Institut für Ethnokulturelle Bildung BiZ organisierte ein Webinar zum Thema „Ethnokulturelle Komponente im Deutschunterricht“, an dem Lehrkräfte aus ganz Kasachstan teilnahmen. Sie brachte so mehr als 150 Menschen interaktive Methoden und den Umgang mit neuen Plattformen bei, was diese mit viel Spaß und Interesse aufnahmen. Natalia ist eine Meisterin darin, spielerisch neue Sachverhalte zu vermitteln. Das zeigt: man ist niemals zu alt zum Spielen.

Doch jede Münze hat zwei Seiten, und so gibt es auch beim Fernunterricht nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Alles steht und fällt hier mit der Qualität der Internetverbindung. Ist sie zu schwach, kann man die anderen Teilnehmer der virtuellen Sitzung nicht verstehen. Ein weiteres Problem ist die Dauer der Sitzungen. Auf Zoom ist diese auf
40 Minuten beschränkt, danach müssen sich alle Kursteilnehmer und Lehrer neu verbinden.

Lächeln mit Schutzmaske

Als die Deutsche Gesellschaft in Taras im Juni ihre Türen wieder für Präsenzkurse öffnete, war vieles anders. Der Geruch von Desinfektionsmittel durchdrang die Luft, Lerngruppen und Lehrer arbeiteten drin miteinander, ohne nebeneinander zu sitzen. Doch das störte nicht, denn alle hatten sich gegenseitig sehr vermisst. Deshalb konnte man trotz Schutzmaske ein Lächeln auf den Gesichtern der Kursteilnehmer und Lehrer sehen. Meine Gruppe traf sich zum Unterricht in einer Halle, wo es mehr Platz gab. Und vor den Einheiten spielten sie Klavier, so dass eine neue Tradition entstanden war: die musikalische Begrüßung.

Auf jeden Fall hat sich durch die Quarantäne auch der Blick auf das Lernen geändert. Dass die Teilnehmer abends wieder zusammen sein und ihre Lieblingssprache gemeinsam lernen konnten – mit Witzen, positiven Feedbacks, mit neuen Themen und echten Büchern und Heften – all das trug dazu bei, dass wir alles von einer neuen Seite sahen. Als Lehrerin habe ich verstanden: Deutsch lernt man nicht als Pflicht, sondern weil es einem wirklich Freude bereitet. Der Unterricht vereint die Menschen in schwierigen Situationen, und ermöglicht ihnen, sich dreimal die Woche für zwei Stunden von anderen Problemen zu lösen.

Darja Kopylova

Teilen mit: