In Usbekistan gibt es mittlerweile eine beachtliche Auswahl an Undergroundbands. Dies ist nicht nur dem IlkhomRockFest zu verdanken, sondern auch den Fans, die ihren Favoriten schon mal finanziell unter die Arme greifen.
Die Ursprünge der Rockmusik in Usbekistan liegen in den 1990er-Jahren. Damals wurden die ersten markanten Bands gegründet. Unter ihnen die Punkrock-Bands „Pautschok Anansi“ und „Rejs-09“, die inzwischen schon von der Bildfläche verschwunden sind. Die Rockbands kann man grob aufteilen in die, die ihre Musik professionell betreiben und die, für die das Ganze eher Spaß ist. Das ist bis zum heutigen Tag so, allein die Ausrichtung der Gruppen ist schon eine andere.
Mehrere Dutzend Passagiere freuen sich auf den Flug von Taschkent in irgendeine andere Stadt. Und gerade ist der Check-In abgeschlossen, da erklingt eine Durchsage zum Reiseantritt, aber die Stewardessen bitten nicht darum, sich anzuschnallen, sondern darum, ein Konzert zu genießen. Stop?!
All dies ist Teil der Theatervorstellung: eine Mischung aus Musik, Theater und interaktiver Kommunikation mit dem Publikum im Rahmen eines Solo-Konzerts der Taschkenter Rockband „Sljosy Solnza“ mit dem Titel „Das Wartezimmer“. Die Bühne ist in einen Flughafen verwandelt, das Publikum und die Musiker erwarten den Start des Rockfestivals IlkhomRockFest. „Sljosy Solnza“ – die Rockband mit den meisten Tourneen Usbekistans, tritt in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Afghanistan auf.
Für eine Weile war die einzige Plattform für Untergrundgruppen das Festival „Sosdawaja Legendy“, das sich nicht lange hielt. Inzwischen gibt es in Usbekistan eine Menge Rockbands, die den Hörern qualitativ hochwertige Musik bieten. Eine neue Bühne für sie wurde das IlkhomRockFest, das erste internationale Rock-Festival in Usbekistan, das seit 2007 im Taschkenter Theater „Ilkhom“ von Mark Weil stattfindet. Das Festival, ein Unikat in ganz Zentralasien, hat auf seiner Bühne schon hunderte verschiedene Rockbands aus Usbekistan und dem Ausland empfangen.
Usbekische Bands auf dem Weg zum Erfolg
Jede Gruppe hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen musikalischen Einflüsse, ihren Stil, sogar eine eigene besondere Energie … Aber sie alle haben eines gemeinsam: den Rock-Traum! Der Saal in nervöser Erwartung, die Saiten werden angeschlagen, eine rauchige Stimme, die aus den Lautsprechern erschallt, die Energie, die alle ringsherum erfüllt… Wer von ihnen hat nicht schon davon geträumt, die Konzerthallen komplett zu füllen?
Als berühmteste Band Usbekistans kann man wahrscheinlich „Krylja Origami“ bezeichnen. Dazu beigetragen haben nicht nur das Auf- und Abspielen ihrer Songs im Radio und ein Auftritt mit der britischen Band MaroonTown, sondern auch der Gewinn von Preisauftritten bei Rock-Festivals. Auch die Band „Sljosy Solnza“ ist berühmt. Bis sie in aller Munde waren, war ihr Weg aber steinig. Er begann damit, dass neue Lieder in einer ordinären Küche aufgeführt wurden. Inzwischen ist es keine Seltenheit, dass ausländische Medien über die Gruppe berichten.
Die Rockbands Usbekistans spielen nichtkommerzielle Musik, weit entfernt vom Show-Business. Die Rock-Fans kommen aus verschiedensten Generationen. Und die Fans von Hard-Rock sind zahlreich. Das vielleicht einzige Problem, das sich den Bands stellt, ist die Finanzierung.
Solidarität bei der Finanzierung
Leider kann man mit Rock ‘n’ Roll kein Geld verdienen – man muss in die eigene Gruppe Geld investieren. Auch Tourneen und Auftritte sind ein Kostenfaktor. Die Gruppe „Sljosy Solnza“ bekommt keinerlei externe Investitionen, aber es gibt immer einige treue Freunde, die bereit sind, finanziell auszuhelfen. So sammelte die Band das Geld für die Aufnahme ihrer neuen Platte mittels einer Crowdsourcing-Kampagne.
Die Gruppe „AllTommorow’sParties“, die ständig an Popularität gewinnt, funktioniert auch unabhängig. Die Band führt ein aktives Online-Leben – in Social Media und in internationalen Musik-Communitys, mit welchen sie die Aufmerksamkeit der Nutzer des World Wide Web auf ihr Schaffen lenken. Gerade nimmt die Band aus eigener Kraft ihr Debüt-Album auf.
Klar gab es Rock ’n’ Roll in Taschkent auch zu Sowjetzeiten. Damals tendierte er eher zu Blues und Jazz. Zu einem der Begründer der revolutionären Rock-Bewegung wird gemeinhin Gennadi Sadownikow gezählt. Leider sagt dieser Name der jungen Generation kaum etwas: Moderne Rock-Gruppen nehmen sich häufiger europäische Rock-Künstler zum Vorbild, experimentieren, suchen nach etwas Neuem und orientieren sich leider immer seltener am Werk ihrer Vorgänger.
Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Portals To4ka-Treff. Der Artikel erschien zuerst unter http://www.goethe.de/ins/ru/lp/prj/drj/leb/kul/de10538118.htm.
Übersetzung: Kaspar Meyer.