Am 8. April fand eine Mitgliederversammlung der Deutsch-Kasachstanischen Assoziation der Unternehmer (DKAU) statt. Die DAZ sprach mit dem Geschäftsführer Alexander Schröder über Möglichkeiten und Ziele der Assoziation

DAZ: Herr Schröder, aus welchem Grund wurde die DKAU 2004 gegründet?

Alexander Schröder: Die Idee der Gründung der Assoziation gab es schon lange, etwa seit acht Jahren. Letztes Jahr hat sie sich endlich verwirklicht. Ich denke, für die Verzögerung der Gründung gibt es viele Ursachen, die ich selbst auch nicht alle kenne. Ein wesentlicher Grund dürfte sein, dass mit der großen Ausreisewelle eine große Unsicherheit einherging, wer denn eigentlich wann in welchem Land lebt und sich womit beschäftigt. Letztes Jahr ist wohl der Zeitpunkt gekommen, in dem sich eine gewisse Stabilität eingestellt hat.

DAZ: Welche Ziele hat die DKAU?

Alexander Schröder: Ziele der DKAU sind es, die Unternehmens-interessen ihrer Mitglieder besonders durch den intensiven Kontakt zu deutschen sowie kasachischen Institutionen effektiv zu vertreten. Wichtigste Zielgruppe hierbei sind kleine und mittelständische Unternehmen. Eine verbesserte ökonomische und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen, Instituten und Organisationen, die Mobilisierung des ökonomischen Potenzials nach Deutschland ausgereister Aussiedler aus Kasachstan sowie der Transfer von deutschem Management-Know-How sind einige wichtige Punkte, um die ökonomische Stellung der Mitglieder zu stärken. Weiterhin ist die Vertretung der Rechte und gesetzlichen Interessen der Mitglieder vor Staatsorganen sowie anderen Organisationen ein Aufgabengebiet. Aufgrund der direkten Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Almaty gewährleisten wir unseren Mitgliedern eine unkomplizierte Geschäftsvisumsbeschaffung nach Deutschland.

Die DKAU wird sowohl von deutscher als auch kasachischer Seite von höchsten Ebenen befürwortet, da die Assoziation durch ihre Brückenfunktion als eine gute Chance gesehen wird, die Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan zu vertiefen und auszubauen.

DAZ: Wer darf Mitglied der DKAU werden? Gibt es eine Art „Zugangsvoraussetzung“?

Alexander Schröder: Mitglied kann, ungeachtet der Nationalität, jede juristische Person werden, die sich mit der Satzung der DKAU einverstanden erklärt, zur Zusammenarbeit bereit ist und in der finanziellen Lage ist, die Eintritts- und Mitglieds- oder andere Beiträge zu leisten, die zur Verwirklichung der in der Satzung festgeschriebenen Ziele beitragen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge ist so gestaffelt, dass sich jedes kleine und mittelständige Unternehmen die Mitgliedschaft leisten kann.

DAZ: Welche Vorteile bietet die DKAU einem Unternehmer, wenn er Mitglied wird?

Alexander Schröder: Die beigetretenen Unternehmer erhalten die Möglichkeit, vereinfacht untereinander in Kontakt zu treten, Marktinformationen zu beziehen und für ihre Unternehmen zu werben. Die in Arbeit befindliche Internetseite der DKAU (www.dkau.de) soll hierbei eine wesentliche Rolle spielen. Jedes Mitglied erhält in Zukunft ein Passwort, mit dem es völlig unkompliziert neueste Informationen über beispielsweise Gesetzesänderungen, Delegationsreisen, Ausstellungen, Geschäftsangebote, Schulungen u.ä. beziehen kann. Bei Bedarf richten wir auch ein Forum ein, in dem ein Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedern ermöglicht werden soll. Auf der Internetseite wird jeder Interessent die Firmenpräsentationen bzw. Links zu den eigenen Internetseiten der Mitglieder finden. Weiterhin ist es geplant, eine Art Jobbörse einzurichten. Die DKAU eruiert den Bedarf an Arbeitskräften der Mitglieder und das Angebot des Marktes und kümmert sich um eine bestmögliche Vermittlung. Auch hierbei soll der deutsche Arbeitsmarkt genutzt werden. Das ist aber noch Zukunftsmusik und ein mittel- bis langfristiges Ziel.

Ein wesentlicher Vorteil bei einer Mitgliedschaft ist es, eine Interessenvertretung hinter sich zu wissen. Für einen einzelnen Unternehmer kann es bei bestimmten Fragen schwierig sein, sich Gehör zu verschaffen. Auch kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und den vornehmlich in Kasachstan ansässigen Unternehmen können durch die Assoziation zu einem gewissen Teil ausgeglichen werden. Es gibt noch viele andere Vorteile, die diesen Rahmen jedoch sprengen würden. Bei genaueren Nachfragen freue ich mich über jeden, der mit uns in Kontakt tritt.

DAZ: Am 8. April fand die Mitgliederversammlung der DKAU statt. Wie sieht Ihr Resümee nach einem Jahr des Bestehens aus?

Alexander Schröder: Es ist richtig, dass die Gründung bereits vor einem Jahr stattgefunden hat. Zwischen der Gründung bis zur endgültigen Herstellung der Arbeitsfähigkeit der Assoziation lagen aber naturgemäß noch wichtige organisatorische Fragen, die gelöst werden mussten und leider viel Zeit in Anspruch genommen haben. Neben der Durchsetzung der Registrierung der DKAU im August musste beispielsweise per Ausschreibung ein Geschäftsführer gefunden werden. Es wurde darauf Wert gelegt, eine Fachkraft aus Deutschland zu finden. Die Wahl ist Ende Juli 2004 auf mich gefallen. Aufgrund des einerseits hohen entwicklungspolitischen Potentials zwischen Deutschland und Kasachstan sowie der Unterstützung der Selbstorganisation der deutschen Minderheit in Kasachstan gelang eine deutsche Mitfinanzierung der Position des Geschäftsführers durch CIM (Centrum für Internationale Migration und Entwicklung, www.cimonline.de) und GTZ (Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, Programm für nationale Minderheiten). Die endgültige Bestätigung hierzu erhielt die DKAU Ende 2004. Meine Ausreise fand aufgrund notwendiger Vorbereitungen und zu leistender Arbeit, wie die Bekanntmachung der DKAU in Deutschland im Februar 2005 statt. In Almaty wurde ein Büro im Deutschen Haus gefunden und eingerichtet und eine Technische Managerin eingestellt.

Der von mir auf der Vollversammlung eingereichte Rechenschaftsbericht zur geleisteten Arbeit ist von den Mitgliedern insgesamt positiv aufgenommen worden. Aber die aus dem Fußball bekannte Regel „nach dem Spiel ist vor dem Spiel” trifft hier den Nagel auf den Kopf. Nun steht der DKAU die entscheidende Zeit bevor, in der sie ihren Nutzen beweisen muss. Jetzt müssen Ergebnisse her, die die wirtschaftliche Tätigkeit der Mitglieder spürbar positiv beeinflussen. Die Voraussetzungen hierfür sind gegeben.

DAZ: Sehen Sie Überschneidungen zwischen der DKAU und dem Deutschen Wirtschaftsklub in Kasachstan – sowohl hinsichtlich des Arbeitsfeldes als auch der Interessen der Mitglieder?

Alexander Schröder: Nein, ich sehe keine Überschneidungen zwischen den beiden Organisationen. Erstens ist rein definitionsgemäß zwischen einer Assoziation, das entspricht nach deutschen Maßstäben einem Verband, und einem Klub zu differenzieren. Zweitens, wenn Sie sich die Zielstellungen der DKAU ansehen, werden Sie erkennen, dass sich die der DKAU in den meisten Punkten wesentlich von denen des DWK unterscheiden. Richtig ist aber, dass sich unsere Organisationen hervorragend ergänzen können und sollten. Ich denke hier bespielsweise an die Knüpfung von Geschäftskontakten und dem dabei einhergehenden Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern beider Organisationen. Ich bin glücklich darüber, dass mit dem DWK hierfür ein gegenseitiger Beitritt vereinbart worden ist.

DAZ: Warum, denken Sie, ist ein russlanddeutscher Unternehmerverband in Kasachstan wichtig?

Alexander Schröder: Die Idee der Gründung des Verbandes ging von den deutschstämmigen Unternehmern aus, und die Verwirklichung derselben wurde entscheidend von der Deutschen Botschaft unterstützt. Es besteht ein starkes Bedürfnis, sich endlich selbst effektiv zu organisieren und hierbei die geschichtlich gewachsenen Bindungen zu Deutschland zu nutzen. Ein sicherlich wegweisendes Beispiel der Möglichkeiten liefern die Koreaner in Kasachstan. Sie haben sich schon kurz nach der Unabhängigkeit Kasachstans vereinigt und bilden nunmehr eine starke Wirtschaftskraft in vielen Industriezweigen. Der ökonomische Austausch zwischen Kasachstan und Südkorea floriert, koreanische Firmen sind beispielsweise im Elektronikbereich marktführend.

Die Deutschstämmigen, in Kasachstan und allen anderen GUS-Ländern „die Deutschen” genannt, sind hier sehr angesehen. In Kasachstan bedauert man die starke Abwanderung, viele Fachkräfte fehlen nun. Wir versuchen, „die Lücken zu füllen” und auch den Unternehmen aus Deutschland einen Anlaufpunkt zu bieten, hier erfolgreich Fuß zu fassen. Bei einem Treffen der Staatsoberhäupter Nasarbajew und Schröder wurde beiderseitig bekräftigt, dass aufgrund der großen Zahl der nach Deutschland Ausgereisten zwischen den beiden Staaten eine besondere Beziehung besteht. Das Potential der Ausgereisten bildet für den Aufbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren Ländern eine besondere Chance, die genutzt werden muss.

DAZ: Welche Rolle spielen die in Deutschland ansässigen Mitglieder für Ihren Wirtschaftsverband?

Alexander Schröder: Ich denke, sie spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Geschäftsbeziehungen. Die meisten Unternehmen unterhalten geschäftliche Beziehungen zu Kasachstan und sind somit Bindeglieder zwischen den beiden Staaten. Derzeit wird ein Kontaktbüro bei einem unserer Mitglieder in Deutschland eingerichtet, so dass die DKAU auch eine Außenstelle in Deutschland hat. Weiterhin kann ich mir vorstellen, dass die Unternehmen, die von Aussiedlern gegründet worden sind, eine Art Leuchtturm für diejenigen darstellen könnten, die aus Kasachstan heraus auch in Deutschland geschäftlich tätig werden möchten.

DAZ: Wie unterscheiden sich die Interessen russlanddeutscher Unternehmer von denen anderer Unternehmer – in Kasachstan oder auch in Deutschland?

Alexander Schröder: Ich denke, die Interessen sind ähnlich. Jeder möchte doch erfolgreich am Markt agieren. Die deutschstämmigen Unternehmer unterscheiden sich vielleicht dahingehend von anderen, dass sie aufgrund ihrer Nationalität lieber mit Unternehmen aus Deutschland kooperieren möchten, als mit anderen.

DAZ: Welche Rolle spielt die DKAU für Unternehmer aus Deutschland, die bisher keinen Bezug zu Russlanddeutschen hatten, möglicherweise aber Interesse an Investitionen in Kasachstan haben?

Alexander Schröder: Aus den Zielen der DKAU ist zu entnehmen, dass wir als Bindeglied zwischen Deutschland und Kasachstan fungieren sollen. Ich selbst bin in Deutschland geboren, habe dort meine Ausbildung genossen und gearbeitet. Da ich naturgemäß direkten Kontakt zu den Mitgliedern der DKAU habe und russisch spreche, denke ich, hier als Vermittler behilflich sein zu können. Weiterhin besteht direkter Kontakt zur Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan, so dass wesentliche Synergieeffekte erzeugt werden können. Maßnahmen wie Unternehmertreffen, die Organisation von Messen oder aber auch die Herstellung von Kontakten zu staatlichen Einrichtungen in Kasachstan sind für Interessenten sicherlich dienlich.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Edda Schlager

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