Die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes ist seit dieser Woche um mehrere Eintragungen aus Zentralasien reicher. Sechs Nominierungen, an denen Länder der Region beteiligt sind, haben es bislang auf die Liste geschafft. Die Eintragungen erfolgten auf Beschluss des Internationalen Komitees der Weltorganisation, die vom 4. bis 9. Dezember ihre 18. Sitzung zum Schutz des Immateriellen Kulturerbes abhält.

Achal-Tekkiner Pferdezucht

In die Liste geschafft haben es die turkmenische Kunst der Achal-Tekkiner-Pferdezucht und die damit verbundenen Traditionen der Pferdedekoration. Die Pferde, die auf dem Gebiet Turmenistans gezüchtet werden, gelten als besonders groß und intelligent. Rund um die Achal-Tekkiner gibt es viele Bräuche und Traditionen, darunter Namensgebungsrituale, Pferdeschönheitswettbewerbe sowie Renn- und Reitspiele. Außerdem sind sie eng mit Hochzeitszeremonien verbunden, bei denen der Bräutigam die Braut auf einem geschmückten Achal-Tekkiner mitnimmt. Der Schmuck und die Spitzen, mit denen die Pferde geschmückt werden, werden überwiegend von Frauen hergestellt und weitergegeben.

Tazhib-Buchmalerei

Mit Tadschikistan und Usbekistan waren gleich zwei zentralasiatische Länder an einer großen Gemeinschaftsnominierung beteiligt, die auch von Aserbaidschan, der Türkei und Iran mitgetragen wurde. Sie haben die Tazhib-Buchmalerei vorgeschlagen, die als jahrhundertealte dekorative Kunst auf den Seiten von Manuskripten, kalligraphischen Texten und Miniaturen praktiziert wird. Der Hauptbestandteil ist Blattgold oder Goldfarbe, die beide spezifische Kenntnisse und Techniken erfordern. Auch natürliche Pigmente kommen zum Einsatz, und in den letzten Jahren haben sich auch synthetische Farben wie Aquarell oder Gouache durchgesetzt. Die verwendeten Farben, Muster und Motive haben symbolische Bedeutung, und es ist üblich, religiöse Texte, literarische und historische Manuskripte, Heiratsurkunden und sogar Handelsverträge mit Buchmalereien zu verschönern.

Sada-Fest

Ebenfalls im Rahmen einer Gemeinschaftsnominierung hat Tadschikistan – zusammen mit Iran – erfolgreich das Sada-Fest zur Eintragung in die Liste vorgeschlagen. Sada ist eine Feier, die jährlich am 30. Januar stattfindet. Im Volkskalender markiert es den Tag, an dem Ackerland für die nächste Frühjahrsanpflanzung vorbereitet wird und an dem die Menschen das Ende der kältesten Wintertage feiern, wobei noch 50 Tage und 50 Nächte bis zum Frühling verbleiben. Dementsprechend bedeutet „Sadeh“ „einhundert“. Zu den Feierlichkeiten gehören Singen, Tanzen und Beten am Feuer, Segenswünsche und der Verzehr von trockenen oder frischen Früchten. Der Tag markiert auch den traditionellen Beginn der landwirtschaftlichen Arbeiten für die neue Saison: Bauern streuen Dünger auf ihre Felder und Gärtner beschneiden ihre Bäume und Sträucher. Nach dem Sadeh-Fest treffen sich die Menschen in den Dörfern im Freien, um gemeinsam Wasserläufe und Teiche zu reinigen und Brücken zu reparieren.

Iftor und seine sozio-kulturellen Traditionen

Iftar/Iftor wird von Muslimen bei Sonnenuntergang im Monat Ramadan (dem neunten Monat im Mondkalender) nach Abschluss aller religiösen und zeremoniellen Riten begangen. Es wird von Menschen jeden Alters, Geschlechts und jeder Herkunft begangen und markiert den täglichen Abschluss der Strapazen des Fastens vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang. Auf das Abendgebet folgen Aktivitäten wie Gebetszeremonien, Musik, Geschichtenerzählen, Spiele, das Zubereiten und Servieren traditioneller und lokaler Mahlzeiten sowie Hochzeitsarrangements. Das Wissen und die Fähigkeiten werden in der Regel innerhalb der Familien durch mündliche Unterweisung, Beobachtung und Teilnahme weitergegeben, und Kindern und Jugendlichen wird häufig die Zubereitung von Bestandteilen traditioneller Mahlzeiten anvertraut. Der Eintragung lag eine Gemeinschaftsnominierung Usbekistans mit Aserbaidschan, Iran und der Türkei zugrunde.

Usbekische Keramikkunst

Eine Eintragung bekommen hat weiterhin die Keramikkunst aus Usbekistan mit ihrer langen Tradition. Sie gehört zu den ältesten Formen angewandter Kunst in dem zentralasiatischen Land, das den Antrag allein eingebracht hat. Produziert werden vor allem Haushaltsgegenstände. Die Kunst wird heute wie bereits vor Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben. Neue Töpfer werden zunächst durch Beobachtung ausgebildet, dann durch die Einbeziehung in verschiedene Phasen des Prozesses und schließlich durch selbstständiges Arbeiten. Die Praxis wird auch in kommunalen Kunstzirkeln, Universitäten, Hochschulen und Kunstschulen sowie auf Festivals, Handwerksmessen und Ausstellungen weitergegeben.

Elechek, die traditionelle Kopfbedeckung kirgisischer Frauen

Schließlich hat es auch Elechek in die Unesco-Liste zum Schutz immaterieller Kulturgüter geschafft. Der Nominierungsantrag wurde von Kirgisistan eingereicht. Elechek ist eine traditionelle weibliche Kopfbedeckung, die aus einer Haarkappe und einem sehr langen Stück weißem Stoff besteht, das wie ein Turban um den Kopf gewickelt und mit Stickereien, Bändern und Schmuck verziert ist. Viele Frauen, die in Bergregionen des Landes leben, tragen im Alltag gern Elechek. Die Kopfbedeckung hält den Kopf im Sommer kühl und im Winter warm. Das Tragen des Elechek ist auch ein wesentlicher Bestandteil der traditionellen Trauung in Kirgisistan, und das Ritual, der Braut den ersten Elechek umzuwickeln, ist ein Übergangsritus. Die Praxis wird informell während der Verpackungszeremonien weitergegeben und trägt zu einer gemeinsamen kulturellen Identität bei, stärkt die Bindungen zwischen den Generationen und fördert Solidarität und Selbstbestimmung.

DAZ

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