Die Sprachlernzentren des Goethe-Institutes bieten an fünf Standorten in Kasachstan Sprachunterricht und einen Einblick in die deutsche Kultur. In der Hauptstadt Astana werden demnächst die neuen Räume des dortigen Sprachlernzentrums übergeben.

Die neuen Räumlichkeiten des Sprachlernzentrums (SLZ) Astana werden Anfang November feierlich eingeweiht. Doch die Arbeit im neuen SLZ in der Hauptstadt Kasachstans ist schon in vollem Gange. Mit der Friedrich Ebert Stiftung (FES) teilt das Bildungszentrum die neuen Räumlichkeiten in der Ulitza Imanbajewoi. Das im Zentrum der Stadt gelegene Büro wurde im Sommer bezogen. In der ersten Etage des neunstöckigen Gebäudes gibt es vier Räume, zwei Büros für das SLZ und die FES sowie zwei große Unterrichts- bzw. Konferenzräume.

„Da das eigentliche Goethe-Institut in Almaty ist, hat unser Sprachlernzentrum die besondere Aufgabe, hier deutsche Spracharbeit und Kultur zu repräsentieren“, erklärt Gulnara Fachrudinowa, die Leiterin. „Wir wollen unser vielfältiges Kursangebot aufrechterhalten und etablieren. Und unsere Institution soll als deutsches kulturelles Zentrum bekannt werden, zu dem alle Interessierten kommen können.“

In einem der neuen Unterrichtsräume findet das umfangreiche Info-Zentrum des SLZ Platz, denn die Bildungseinrichtung verfügt über ein breitgefächertes Angebot an Büchern, Lehrbüchern, Nachschlagewerken und audiovisuellen Medien wie Videos, DVDs oder CDs.

Als eines von sechs Sprachlernzentren (SLZ) des Goethe-Instituts in Kasachstan und Kirgisistan bietet das SLZ Astana Sprachkurse, aber auch kulturelle Veranstaltungen an. „Für uns steht dabei immer die Vermittlung eines aktuellen, lebendigen Deutschlandbildes im Mittelpunkt unserer Arbeit“, sagt Gulnara Fachrudinowa.

Zusammen mit Sachbearbeiterin Marina Dantschewa und sechs Deutschlehrerinnen kümmert sich Fachrudinowa um alle Angebote rund um die deutsche Sprache. Unterstützt werden sie dabei durch einen Muttersprachler. Zurzeit arbeitet Anna Barth als Sprachassistentin des Goethe-Instituts im 2001 eröffneten Sprachlernzentrum Astana. Zu ihrer Aufgabe hier sagt sie: „Besonders am Herzen liegt uns die Qualität der Sprachkurse. Meine sehr gut ausgebildeten Kolleginnen kümmern sich um den didaktisch und methodisch ausgefeilten Spracherwerb auf allen Sprachniveaus. Und ich versuche, meine Beiträge im Unterricht so zu gestalten, dass die Teilnehmer ein realistisches und breitgefächertes Bild von Deutschland bekommen.“ Die Teilnehmer sollten sich von Anfang an an muttersprachliches Deutsch gewöhnen. „Und schließlich ist es ja auch ein Lernerfolg, wenn man sofort seine Kenntnisse anwenden kann“, sagt Anna Barth. Außerdem übernimmt sie die Organisation eines Filmclubs, in dem neue deutschsprachige Filme gezeigt werden. Auch der monatliche „Deutsche Stammtisch“ für Deutschbegeisterte, Deutsche und die deutsche Minderheit wird von ihr betreut. „Es ist wichtig und wirkt motivierend, wenn Deutschlerner, egal auf welchem Niveau, in einer ungezwungenen Atmosphäre ihre Kenntnisse anwenden können“, meint die 25-Jährige, die im Sommer ihr Studium der Slavistik, Kultur- und Politikwissenschaften in München abgeschlossen hat.

Spätaussiedler ehemalige Hauptzielgruppe

Doch die Sprachkurse sind die Hauptaufgabe des SLZ. Sie werden dreimal im Jahr von Januar bis März, von April bis Juni und von September bis November mit jeweils 90 Unterrichtseinheiten angeboten. Im Dezember und im Sommer gibt es je nach Bedarf Intensivkurse für alle Interessenten, die ihr Sprachniveau entweder erweitern, auffrischen, oder mit Deutsch erst anfangen möchten.

Zur Zeit bietet das Astanaer SLZ acht Kurse von der Anfänger- bis zur Mittelstufe sowie einen Deutsch-Kurs an, der Aussiedler auf die „Start-Deutschprüfung“ vorbereitet. „Diesen Dezember wird es außerdem Kurse für Wirtschafts- und Juristendeutsch sowie Spezialkurse für angehende Dolmetscher und Au-Pairs geben“, beschreibt SLZ-Leiterin Gulnara Fachrudinowa das Programm.

Die Spätaussiedler waren die allerersten Kunden des Sprachlernzentrums, am Anfang machten sie 50 Prozent aller eingeschriebenen Kursteilnehmer aus. Inzwischen gibt es besonders viele Studenten unter den Kursteilnehmern. Sie kommen von der Eurasischen Nationalen Universität, der Agraruniversität, der Kasachischen Juristischen Universität, der Medizinischen Akademie und der Musikakademie und sind oft an einem Studium in Deutschland interessiert. Durchschnittlich besuchen pro Trimester etwa 140 bis 150 Kursteilnehmer die Kurse.

Tests für Spätaussiedler

Die Berechtigung, die „Start-Deutschprüfung“ abzunehmen, die für die Übersiedelung nach Deutschland vorgeschrieben ist, hat das SLZ seit dem Frühjahr 2005. Inzwischen sind 30 Prozent der Sprachkursteilnehmer Spätaussiedler. Die letzte „Start-Deutschprüfung“ im Mai 2006 haben 58 Personen abgelegt. Von den Kandidaten, die einen Goethe-Vorbereitungskurs besucht hatten, haben 63 Prozent die Prüfung bestanden, von den Teilnehmern ohne nur 19 Prozent.

Alle angebotenen Kurse werden nach der „kommunikativen Methode“ des Goethe-Instituts durchgeführt. „Anhand dieser Methode findet eine Interaktion zwischen dem Lehrenden und den Lernenden statt, wobei gleichermaßen alle Fertigkeiten (Sprechen, Lesen, Schreiben, Hören) geübt werden“, erklärt Gulnara Fachrudinowa das System.

Olga Grigorjewa ist eine der Studentinnen und besucht seit einem Jahr die Deutschkurse im SLZ: „Ich lerne sehr gerne hier und will später in Deutschland studieren. Die Lehrer sind nett, und der Unterricht ist gut.“ Alle im SLZ tätigen Lehrerinnen waren zu Studienaufenthalten oder Fortbildungen in Deutschland und können so auch landeskundliche Themen in den Deutschunterricht integrieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit hier ist die Lehrerfortbildung. Zwei hierfür extra ausgebildete Trainerinnen, Ruket Buraschewa und Natalja Schibajewa, bieten jährliche Schulungen zu aktuellen Themen des Deutschunterrichts für alle interessierten Lehrerinnen der Stadt an. Neben den regulären Sprachkursen betreut das SLZ Astana auch Deutsch-Kinderkurse in Nordkasachstan, die von der GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) subventioniert werden und in Schulen und in der Russlanddeutschen-Organisation „Wiedergeburt“ stattfinden. „Gerade in der Hauptstadt besteht ein besonders großer Bedarf an Kursen für Deutsch als Fachsprache. Diesem Interesse kommt das SLZ Astana mit einem Kurs für Staatsbedienstete nach“, sagt Fachrudinowa.

Mit der Privatuniversität „Turan-Profi“ und dem deutschen „InWent“-Programm bietet das SLZ eine Weiterbildung für Berufstätige, die sowohl zusätzliche berufliche Qualifikationen als auch Deutschkenntnisse erwerben möchten. Ziel des Projektes ist die Vorbereitung der über 100 Kursteilnehmer auf Praktika in Deutschland.

Kontakt:
Sprachlernzentrum Astana
Ul. Imanbajewoi, 16
010005 Astana
Tel.: +7/3212/936430
Mail: slzastana@yahoo.de

Von Henriette Hättich

06/10/06

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