Der Frühlingsmonat wird in Kasachstan mit dem Tag der Dankbarkeit eingeleitet. Dies ist ein Feiertag, den es allerdings noch nicht allzu lange gibt. Hinter diesem symbolträchtigen Tag steckt eine schöne und zugleich traurige Entstehungsgeschichte.

Der Feiertag fällt auf den ersten Tag des Frühlings – den 1. März. Er wird seit 2016 begangen. Damals wurde dieser Feiertag durch einen Erlass des Präsidenten Nursultan Nasarbajew in die Liste der Feiertage der Republik Kasachstan aufgenommen. Der Tag der Dankbarkeit ist zu einem Spiegelbild jener historischen Ereignisse geworden, die Kasachstan im letzten Jahrhundert durchlebt hat.

Umsiedlung in die weite Steppe

Ende des 19. Jahrhunderts dominierten die Kasachen als Titularnation die Bevölkerung. Doch die Ereignisse des 20. Jahrhunderts haben die Zusammensetzung der Bevölkerung erheblich verändert. Ausschlaggebend dafür war die Umsiedlungspolitik des Russischen Reiches. Landlose Bauern aus russischen und ukrainischen Dörfern wurden nach Zentralasien umgesiedelt. Außerdem forderten Hungersnöte und Krankheiten in den 1930er Jahren das Leben von 1,5 Millionen Kasachen. Gleichzeitig wurden im Zuge der Kollektivierung auch rund 250.000 Bauern, die zuvor Kulaken (recht wohlhabende Bauern) gewesen waren, nach Kasachstan gebracht.

Später kamen mehr als eine Million Arbeiter aus anderen Republiken für den Aufbau von Industrieunternehmen. Von 1937 bis 1944 wurden mehr als fünf Millionen Menschen aus allen Teilen der UdSSR nach Kasachstan deportiert.

Alle Menschen, die freiwillig oder gezwungenermaßen nach Kasachstan kamen, fanden hier dank der Gastfreundschaft, der geistigen und kulturellen Gewohnheiten der einheimischen Bevölkerung eine Unterkunft. Infolge dieser Prozesse wurde die Titularnation jedoch selbst schnell zu einer Minderheit – in manchen Jahrzehnten machte sie etwa nur 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung aus. Diese Situation begann sich erst in den späten 1980er Jahren zu ändern. Aber auch für viele andere Völker ist Kasachstan bereits zu dieser Zeit zu einer neuen Heimat geworden. Heute leben in Kasachstan Vertreter von 130 ethnischen Gruppen, die sich zu 17 verschiedenen Religionen bekennen.

Ein friedliches Zusammenleben aller Völker

Die staatliche Politik der Republik Kasachstan zielt darauf ab, das friedliche Zusammenleben der Vertreter aller ethnischen Gruppen zu gewährleisten. Warum wird aber der Tag der Dankbarkeit ausgerechnet am 1. März gefeiert? In der Ende 1991 unabhängig gewordenen Republik Kasachstan wurde am 1. März 1995 die Volksversammlung von Kasachstan als beratendes Organ des Staatspräsidenten gegründet. Daher wurde der neue Feiertag, der 2016 eingeführt wurde, auf eben dieses Datum gelegt. Die Volksversammlung hat einen zentralen Platz in der nationalen Politik der Republik Kasachstan eingenommen und sorgt für Harmonie zwischen den Volksgruppen. In jeder Region wurden lokale Organisationen der Versammlung gegründet, um die Arbeit von zahlreichen ethnisch-kulturellen Vereinigungen vor Ort zu koordinieren.

Der Feiertag soll ein Ausdruck der Freundschaft, Barmherzigkeit und Harmonie zwischen den Völkern des multinationalen Landes sein. Es ist ein Tag, an dem die Menschen des Landes sich gegenseitig und vor allem den Kasachen für ihre Toleranz und Gastfreundschaft danken.

Der Tag der Dankbarkeit ist ein neuer Feiertag in Kasachstan und seine Traditionen sind gerade erst im Entstehen. Sie spiegeln jedoch die Kultur und die geistigen Werte der einzelnen Ethnien wider, die heute das vereinte Volk des Landes bilden. Alle Veranstaltungen zu diesem Nationalfeiertag sind zu einem Spiegelbild des gemeinsamen historischen Gedächtnisses geworden, zu einem Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber den Kasachen.

Zahlreiche Veranstaltungen in ganz Kasachstan

Festliche Veranstaltungen finden in Kultur-, Kunst- und Bildungseinrichtungen, Museen und Bibliotheken statt. Die Häuser der Freundschaft sind in allen Regionen zu Zentren der Hilfe geworden. Im ganzen Land werden Konzerte, Ausstellungen und Messen für ethnokulturelles Schaffen veranstaltet. Heutzutage sind Wohltätigkeitskonzerte und ähnliche Veranstaltungen zur Tradition geworden: Ausstellungen, die dem Kumys und anderen nationalen Getränken, Speisen und Gerichten gewidmet sind, welche einst für die (unfreiwillig) Eingewanderten die Rettung von Hunger und Krankheit darstellten.

Der erste Frühlingstag beginnt somit für viele Kasachstaner mit dem Wort „Danke“. Das gemeinsame historische Schicksal der in der Republik Kasachstan lebenden ethnischen Gruppen hat sich in der Mentalität niedergeschlagen und zu gemeinsamen Werten und Idealen geführt. Der Tag der Dankbarkeit ist zu einem Feiertag der kulturellen Vielfalt und des Patriotismus geworden.

aro.

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