Bislang umfasst die Welterbeliste 14 Wüstengebiete, die alle in der tropischen und subtropischen Klimazone liegen. Die winterkalten Wüsten, die sich über Eurasien erstrecken, sind nicht dabei. Eine transnationale Initiative aus drei Ländern will das ändern.

Geht es nach Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan, sollen die „Winterkalten Wüsten von Turan“ bald UNESCO-Welterbe sein. Anfang Februar setzten die drei Länder die Stätte auf ihre nationalen Vorschlagslisten („tentative list“) für die Nominierung, die in einem Jahr stattfinden soll. Nominierungen können einmal im Jahr eingereicht werden; Voraussetzung dafür ist eine Erwähnung der jeweiligen Stätte in der Vorschlagsliste. Das Territorium, von dem die Rede ist, umfasst neun Naturschutzgebiete. In Kasachstan sind dies das Naturreservat Barsakelmes und der Nationalpark Altyn-Emel. Usbekistan schlägt unter anderem die Nationalparks Süd-Ustjurt und Zentral-Kyzylkum vor, Turkmenistan das Repetek-Naturreservat.

Bereits im Januar 2020 hatten Vertreter der drei Länder den Grundstein für ein gemeinsames transnationales Vorgehen gelegt. Auf Einladung des Projekts „Central Asian Desert Initiative“ (CADI) kamen damals 25 Experten auf der Ostseeinsel Vilm bei einem Workshop zusammen, um eine mögliche Nominierung der winterkalten Wüsten als Weltnaturerbe zu diskutieren. Am Ende stand eine Deklaration, in der die Teilnehmer den Willen bekundeten, eine serielle transnationale Nominierung zu initiieren. Durch die gemeinsame Nominierung soll der Naturschutz der Gebiete, das grenzüberschreitende Management der Stätten und die regionale Zusammenarbeit insgesamt gestärkt werden.

Temperaturschwankungen zwischen -45 und +50 Grad

Das Biom „Winterkalte Wüsten“ umfasst zahlreiche Wüstentypen, deren Aridität durch Meeresferne oder die Lage im Regenschatten großer Gebirge verursacht wird. Deshalb werden sie auch als Binnenwüsten bezeichnet. Gemein ist ihnen allen ein starkes Jahreszeitenklima mit großen Temperaturschwankungen zwischen -45 Grad im Winter und +50 Grad im Sommer. 95 Prozent der weltweiten winterkalten Wüsten befinden sich in Zentralasien. Kleinere Areale gibt es zudem in Nord- (Großes Becken und Sonora-Wüste) und Südamerika (Patagonia).

Expedition in das Naturreservat Barsakelmes

Die eurasischen Wüsten lassen sich noch einmal in Subkategorien untergliedern: die Irano-Turanischen Wüsten, die Kasachstano-Dsungarischen Halbwüsten und Wüsten, die Zentralasiatischen Wüsten der Mongolei und Nordchinas sowie die Hochgebirgswüsten Tibets. Eine Besonderheit der winterkalten Wüsten sind die Saxaulwälder, die große Teile des südlichen Kasachstans, Turkmenistans und Usbekistans bedecken.

Bislang nur Wüsten in tropischen und subtropischen Lagen Welterbe

Die UNESCO-Delegationen der drei Länder begründen die Nominierung des Gebiets unter anderem mit seiner Artenvielfalt sowie der Anpassungsfähigkeit seiner Flora und Fauna an die extremen Umweltbedingungen. Zugleich verweisen sie darauf, dass sich in der UNESCO-Welterbeliste bislang erst 14 Wüstenkomplexe wiederfinden, die allesamt in der tropischen und subtropischen Klimazone gelegen sind. Die Aufnahme der winterkalten Wüsten Zentralasiens würde demnach eine Lücke schließen.

Unterstützt wird die Nominierung vom CADI-Projekt. Dieses hat sich den Schutz und die nachhaltige Nutzung winterkalter Wüsten in Zentralasien zum Ziel gesetzt. Durchgeführt wird es von der Universität Greifswald, der Michael Succow Stiftung und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) – Subregionalbüro für Zentralasien. Das CADI-Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Es wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

azrm.

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