In der Deutsch-Kasachischen Universität lernen seit dem 14. August Studenten aus Zentralasien und Deutschland gemeinsam. Während der zweiwöchigen Sommeruniversität setzen sich die 60 Teilnehmer mit Zentralasien auseinander und fragen nach Potenzialen und Herausforderungen der Region.

„Ich bin begeistert!“ Das Urteil der 26-jährigen Anita Fichtel zu Kasachstan ist klar. Sie ist eine von 58 Studenten, die seit Anfang letzter Woche an der Sommeruniversität der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) teilnehmen. Zwei Wochen lang lernen 16 Deutsche zusammen mit rund 42 Studenten aus den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan und Kirgisistan an der Deutsch-Kasachischen Universität. Die Sommeruniversität steht unter dem Motto „Zentralasien: Potenziale und Herausforderungen einer Region“.

Eigentlich studiert Anita Fichtel Politikwissenschaften in München und hatte wenig Vorstellung von Zentralasien. Das soll sich jetzt ändern. „Unser Ziel ist es, Studenten und Wissenschaftler aus Zentralasien und Deutschland zum gemeinsamen Arbeiten zusammenzubringen“, sagt Ursula Saar-beck, Referentin für Internationale Kooperationen an der DKU. Sie hat gemeinsam mit ihren Mitarbeitern das sechste Sommerstudium organisiert. Auch den Deutschen Hannes Farlock lockte das unbekannte Zentralasien. Er studiert Kultur- und Eventmanagement in Berlin und will sich „beruflich gen Osten orientieren.“ Dem 24-Jährigen gefällt besonders der Austausch mit den Einheimischen.

Zwischen vier Workshops konnten sich die Teilnehmer zum Auftakt der Sommeruni vergangenen Montag entscheiden. Die Themen Autoritarismus und Demokratie, die Rolle des Staates, die zentralasiatische Wirtschaft und der Islam in Mittelasien standen zur Wahl. Geleitet werden die Seminare von DKU-Rektor Bodo Lochmann, Andrea Schmitz von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Bahodir Sidikow von der Universität Halle-Wittenberg und Annette Krämer vom Lindenmuseum Stuttgart.

Die Islam-Expertin hat mehrere Jahre in Zentralasien gelebt. „Die Sommeruniversität der DKU ist für mich besonders spannend, denn unterschiedliche Verständnisse von Studium und wissenschaftlichem Arbeiten treffen hier aufeinander“, sagt sie. Das sei manchmal schwierig, aber der Mehrwert dafür umso größer. „Und dass sich hier junge Leute aus den verschiedenen Staaten Zentralasiens treffen, das macht den doppelten Mehrwert dieser Sommeruniversität aus“, glaubt sie. Sie ist seit 1995 in der Region unterwegs. Der Deutsche Meinrad Pohl hat sich für ihr Seminar „Der Islam in Mittelasien“ entschieden. „Ich fand die breite Einführung in das Thema sehr gut. Über religiöse Wurzeln hier Bescheid zu wissen, dient ja immer als Ansatz zum Verstehen des heutigen Handelns.“

Umrahmt wird die Sommeruniversität der Deutsch-Kasachischen Universität von vielfältigen Veranstaltungen. So stehen unter anderem eine Podiumsdiskussion, Präsentationen von Firmen und NGOs, Vorträge, ein Kinobesuch und ein Ausflug zu den Petroglyphen von Tamgaly auf dem Programm. Untergebracht sind die deutschen Studenten bei Gastfamilien in ganz Almaty, die Zentralasiaten wohnen im Hotel.

DKU-Rektor Lochmann ist stolz auf seine Sommeruni, die zum sechsten Mal an der DKU stattfindet: „Für uns bedeutet das den Nachweis der Internationalität unserer Universität und eine Ausstrahlung auch in andere Länder der Region. Und ganz klar steckt natürlich auch ein Imagegewinn für die DKU dahinter.“

Finanziert wird das Programm aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Bundeswirtschaftsministeriums, der Friedrich-Ebert-Stiftung und durch Sponsoren.
Nach Ende der Sommeruniversität am 25. August werden die deutschen Studenten noch zu einer Studienreise in die Seidenstraßenstädte Buchara und Samarkand nach Usbekistan weiterreisen.

Von Cornelia Riedel

18/08/06

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