Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung ist seit einigen Jahren ein allseits wichtiges Thema. Oberstes Ziel ist es, sozialer, ergiebiger, aber vor allem umweltfreundlicher zu wirtschaften. Deutsche Technik soll dabei helfen. Auf einer Konferenz der Deutsch-Kasachischen Universität wurden Möglichkeiten diskutiert.

Die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) veranstaltete Mitte März in Almaty ihre jährliche Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Dazu gehören neben sozialen und politischen Fragen vor allem Aspekte des Umweltschutzes. „Da Kasachstan auf Grund seines Ressourcenreichtums in der Vergangenheit sehr verschwenderisch war, haben sich viele Umweltprobleme ergeben“, erklärte Prof. Gerlach, Präsident der DKU, die Relevanz der Konferenz. Man müsse bescheidener werden.

Das große Engagement der Teilnehmer der Konferenz unterstreicht die Wichtigkeit, die das Thema auch für den einzelnen hat: Heute habe er zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Almaty freien Blick zu den Bergen gehabt, erzählte Michael Grau, der Genaralkonsul der Bundesrepublik in Almaty, der bereits seit einem halben Jahr in Almaty lebt. Das Problem sei der gelbliche Dampf, der normalerweise über der Stadt läge. Diesen gilt es zu beseitigen: „Ich bin sicher, dass die Almatyner sich genauso wie ich darüber freuen würden, wenn man immer einen Blick auf die Berge hätte.“

Deutschland als Vorreiter und Profiteur

Dass die deutschen Ratschläge für Kasachstan zum Umbau der Wirtschaft nicht ganz eigennützig sind, verbarg auch Michael Grau nicht. Er betonte, dass Kasachstan als viertgrößter Öllieferant Deutschlands von der deutschen Energiewende nicht unberührt bleiben werde. Gleichzeitig eröffne aber auch ein Umbau der kasachischen Wirtschaft mit Hilfe deutscher Technik neue Möglichkeiten für deutsche Unternehmen.

Aber auch in Kasachstan sieht man die Bedeutung einer umweltbewussteren Wirtschaftsweise. Astana hat sich mit dem Thema „Energie der Zukunft: Maßnahmen für weltweite Nachhaltigkeit“ für die Weltausstellung 2017 qualifiziert. Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew verkündete in seiner diesjährigen Neujahrsrede die „Strategie 2050“, die unter anderem beinhaltet, dass die kasachische Wirtschaft bis 2050 „grün“ sein werde. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, denn dazu gehören ein Umbau in der Landwirtschaft, besserer Umgang mit wiederverwertbarem Müll, eine Reduktion der Treibhausgase und die Umrüstung auf erneuerbare Energien.

Kasachstan versucht sich außerdem aus der Abhängigkeit von Rohstoffpreisen zu lösen, indem es andere Sektoren ausbauen will. So setzte Präsident Nasarbajew das Ziel, den Anteil des Nichtrohstoff-Exportes am Gesamtexportvolumen bis 2025 zu verdoppeln und bis 2040 zu verdreifachen.

In einer gemeinsamen Erklärung bestätigten Deutschland und Kasachstan bereits 2008 ihre Zusammenarbeit in den Bereichen der nachhaltigen Ressourcennutzung und des Umweltschutzes. Dazu zählt auch, den Transfer von Technologien zum Erhalt erneuerbarer Energien zu fördern. Bei den Auswirkungen eines Umbaus der deutschen sowie auch der kasachischen Wirtschaft auf eine ökologischere Variante hat Deutschland einen großen technologischen Vorsprung, den sich auch Kasachstan zunutze machen kann.

Ein gutes Beispiel dafür ist auch das Labor an der DKU: Bodo Lochmann zeigte dort während der Konferenz den Teilnehmern Geräte „deutschen Standards“, wie es auf der Homepage der DKU heißt, unter anderem Technologien zur Gewinnung von Strom aus Solarenergie.

Das Problem begrenzter Naturressourcen zwingt zur Suche nach Möglichkeiten der Wiederverwertung. Auf der Konferenz kamen von deutscher Seite Vorschläge zum Umgang mit Restmüll und der Weiterverwertung von Altplastik. Dazu wurden einfache, kostengünstige Methoden vorgestellt, um bei der Zersetzung von Plastik Gas zu extrahieren, welche beispielsweise in Afrika bereits angewandt werden.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch einige der guten theoretischen Vorschläge, die auf der Konferenz gemacht wurden von tatkräftigen Leuten gehört wurden und umgesetzt werden.

Auf der X. Internationalen Wissenschaftlich-Praktischen Konferenz zum Thema „Nachhaltige Entwicklung und effektive Ressourcenpolitik“, die am Institut für strategische Studien (KISI) und an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) stattfand, wurden 65 Vorträge, die aus 160 eingereichten ausgewählt worden waren, gehalten. Diese umfassten die verschiedensten Themen der Politik, Wirtschaft und Bildung. Teilnehmer aus den sechs Staaten Kasachstan, Deutschland, Usbekistan, Aserbaidschan, Kirgisistan und den USA sorgten für verschiedene Blickwinkel. Die Vorträge der Konferenz werden in gedruckter Form voraussichtlich noch im April durch die DKU veröffentlicht.

Von Emilie Caissier

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