MÄRKISCHE ODERZEITUNG (Frankfurt)

„Eine kleine Annäherung scheint es beim ‚Zentrum gegen Vertreibungen‘ gegeben zu haben, das vielen Polen ein Dorn im Auge ist. (…) Geblieben sind die Differenzen um die deutsch-russische Gas-Pipeline durch die Ostsee, auch wenn jetzt eine Stichleitung nach Polen im Gespräch ist. In Warschau sollte man begreifen, dass dieses Projekt für Deutschland ein strategisches ist. Weitere Attacken sind trotzdem zu erwarten.“

OSTSEE-ZEITUNG (Rostock)

„In vier Jahren soll sie erst fertig sein. Und doch belastet sie das deutsch-polnische Verhältnis schon heute: Die Ostsee-Pipeline. Es geht um Energie, um Geld, um Sicherheitsinteressen und politischen Einfluss. Die deutsch-russische Gastrasse wirft ein fahles Licht auf den Zustand Europas als globaler Energie-Akteur. So wichtig und unumstößlich die Ostsee-Pipeline für Deutschland ist – sie ist kein Kind einer gemeinsamen europäischen Energiepolitik. Diese wird es aber geben müssen, wollen Europas Staaten nicht gegenüber ihren Lieferanten politisch erpressbar werden. Insofern ist Polens Unbehagen über das Ostsee-Projekt ein Warnsignal.“

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

„Die Bundesregierung macht das Vernünftigste, was sie derzeit für das deutsch-polnische Verhältnis tun kann: Sie wartet ab – um den Polen Zeit zu geben, um Dinge persönlich in Augenschein zu nehmen, die sie bisher nur vom Hörensagen kannten. Denn die neue nationalkonservative Führung um die Zwillingsbrüder Kaczynski verkörpert eine Provinzialität und – im wörtlichen Sinne – Weltfremdheit, die in der Europäischen Union einzigartig ist.“

MÜNCHNER MERKUR

„Merkel sieht die deutsch-polnischen Beziehungen am Beginn einer neuen Etappe. Fragt sich nur: Etappe wohin? (…) Egal ob Vertriebenenzentrum, Ostsee-Pipeline oder EU-Verfassung: Keines der Probleme ist mit diesem Staatsbesuch einer Lösung näher gerückt. Schon das lange Zögern des mit antideutschen Gefühlen jonglierenden Kaczynski war eine diplomatische Ohrfeige für Berlin: Merkel machte den Polen bereits zehn Tage nach ihrer Wahl ihre Aufwartung, Kaczynski ließ sich dafür fast drei Monate Zeit – nicht ohne zu höhnen, dass er von Deutschland ja den Flughafen Frankfurt kenne. Das genüge. Fragt sich nur, ob das aus Warschauer Sicht der passende Umgang mit dem größten Finanzier in der EU ist.“

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