Im 20. Jahrhundert lernte die Weltöffentlichkeit die Kultur des kasachischen Volkes und seine Künstler erstmals näher kennen. Unter ihnen ragt besonders der Sänger Amre Kashaubaev (Әмре Қашаубаев) hervor – ein außergewöhnliches musikalisches Talent mit einer kraftvollen, dramatischen Tenorstimme.
 Bekannt wurde er 1925 durch seinen Auftritt auf der Weltausstellung für dekorative Kunst (EXPO 1925) in Paris. Dort sang er traditionelle kasachische Volkslieder wie „Balkadisha“, „Agash Ayak“ („Holzbein“), „Kanapiya“, „Zhalgyz Arsha“ („Einsamer Wacholder“) und „Üsh Dos“ („Drei Freunde“). Das Publikum war begeistert. Die sowjetische Zeitung Prawda schrieb damals:
Bekannt wurde er 1925 durch seinen Auftritt auf der Weltausstellung für dekorative Kunst (EXPO 1925) in Paris. Dort sang er traditionelle kasachische Volkslieder wie „Balkadisha“, „Agash Ayak“ („Holzbein“), „Kanapiya“, „Zhalgyz Arsha“ („Einsamer Wacholder“) und „Üsh Dos“ („Drei Freunde“). Das Publikum war begeistert. Die sowjetische Zeitung Prawda schrieb damals:
„Der Auftritt von Amre Kashaubaev war der wahre Höhepunkt der Saison – künstlerisch gleichauf mit den besten europäischen Virtuosen. Und wenn man die ‚Produktionsmittel‘ (seine Stimme) vergleicht, übertrifft er sie gar: Mit welch einfachen Mitteln er eine so tiefgreifende emotionale und ästhetische Wirkung erzielt!“
Für seinen Auftritt wurde Amre mit der Silbermedaille ausgezeichnet.
Aufnahmen für die Ewigkeit
1927 reiste er mit einem Konzertprogramm zur Weltmusikausstellung nach Frankfurt am Main. Sein Reisepass aus dieser Deutschlandreise wird heute im Zentralen Staatlichen Museum Kasachstans aufbewahrt. Im selben Jahr trat er außerdem erfolgreich im Moskauer Konservatorium auf.
1974 wurden im Moskauer Archiv historische Tonaufnahmen mit Amres Stimme wiederentdeckt – sieben Lieder, die einst in Paris auf einem Phonographen aufgenommen worden waren. Der französische Schriftsteller und Nobelpreisträger Romain Rolland soll nach dem Hören dieser Aufnahmen gesagt haben: „Jetzt verstehe ich, warum man im Orient Sänger mit Nachtigallen vergleicht.“
Diese einzigartigen Tonaufnahmen gehören heute zur „Goldenen Sammlung des Nationalen Archivfonds Kasachstans“ und werden im Zentralen Staatsarchiv für Kino-, Foto- und Tondokumente aufbewahrt. 1975 veröffentlichte das sowjetische Label „Melodija“ eine Schallplatte mit seinen Liedern.
Während seines Aufenthalts in Paris traf Amre Kashaubaev den kasachischen Politiker und Emigranten Mustafa Schokay. Dieses Treffen erregte die Aufmerksamkeit der sowjetischen Sicherheitsorgane. Von da an stand der Sänger unter Beobachtung. Aus Angst vor politischer Verfolgung vernichteten viele seiner Freunde gemeinsame Fotografien. Deshalb sind heute nur wenige Aufnahmen von ihm erhalten, auf denen wir zugleich den Mitbegründer des kasachischen nationalen Theaters erkennen.
Wegbereiter für das ganze Land
Sein Lebensweg nahm ein tragisches Ende: Am 6. Dezember 1934 wurde Amre in Almaty tot aufgefunden. Er war erst 46 Jahre alt. Seit seiner Kindheit nannte man ihn liebevoll „Änshi bala“ – das „singende Kind“.
Amre Kashaubaev war der erste Sänger, der Kasachstan im Ausland repräsentierte und der erste sowjetische Künstler, der einem europäischen Publikum die Musikkultur seines Volkes nahebrachte. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören „Zhalgyz Arsha“, „Agash Ayak“, „Balkadisha“ von Akan Seri sowie „Dudarai“, das von der Liebe zu Maria Zhagorkyzy erzählt.
Im Laufe der Jahrzehnte hat Kasachstan viele große Sänger hervorgebracht, doch dieser nimmt unter ihnen einen besonderen Platz ein: seine Stimme war die erste, die in Europa mit kasachischen Liedern erklang. Man kann ihn zu Recht den ersten Wegbereiter Kasachstans in der Weltmusik nennen. Eine Wanderausstellung durch Europa, die seinem Wirken gewidmet ist, wäre eine würdige Form der Anerkennung – Amre Kashaubaev (Әмре Қашаубаев).
100 Jahre später
Im Jahr 2025 sind es genau 100 Jahre seit Kasachstans erster Teilnahme an der EXPO 1925 vergangen, bei der Amre Kashaubaev die Musikkultur seines Volkes erstmals vor einem internationalen Publikum präsentierte. Ein Jahrhundert später wurde Kasachstan auf der EXPO 2025 in Osaka erneut ausgezeichnet: Der nationale Pavillon erhielt den ersten Preis für den besten Themenpavillon.
Sein zentrales Motto lautete „Connecting Lives through Shanyrak” – die symbolische Verbindung von Menschen, Lebenswegen und Generationen durch den Schanyrak, das traditionelle Dachsymbol der kasachischen Jurte, das für Familie, Offenheit und kulturelle Kontinuität steht. Interaktive Technologien und 3D-Installationen zogen zahlreiche Besucher an und ermöglichten eine virtuelle Reise durch Kasachstan – von den weiten Steppen und Berglandschaften bis hin zum Kosmodrom Baikonur. Zugleich wurden die Errungenschaften des Landes in den Bereichen grüne Energie und digitale Innovation präsentiert.
Dank der gelungenen Verbindung von nationaler Identität, modernem Design und technologischen Lösungen wurde der kasachische Pavillon zu einem der meistbesuchten der Ausstellung und fand die Anerkennung der internationalen Jury.
 
            

Von den Autoren: Dank an Yermek Dschassybaev, Hauptexperte des Zentralen Staatsarchivs für Kino-, Foto- und Tondokumente der Republik Kasachstan, für die bereitgestellten Informationen und Fotografien.
От автора статьи:
Благодарю за предоставленную информацию и за бесценные фотографии Ермека Джасыбаева, главного эксперта Центрального государственного архива кинофотофонодокументов Республики Казахстан.
Very readable and informative. Saved this for future reference.