Anna Grauer – Künstlerin und Galeristin, die auf Vielfalt und Experimentiergeist setzt
„Meine Bilder erzählen keine Geschichten, sondern zeigen Stimmungen, Gefühle“, sagt die Malerin und Galeristin Anna Grauer. In Fürth bei Nürnberg betreibt die aus Kasachstan stammende Künstlerin die Galerie „Kolorit“, die ihr auch als Atelier dient. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten im Land der Vorfahren ist sie hier in jeder Hinsicht angekommen. Ihre eigene Kunst – farbintensiv, kontrastreich und optimistisch – ist stark von Erfahrungen aus zwei Kulturkreisen geprägt: Malen ist für sie ein Weg, zu sich selbst zu finden.
„Malen ist für mich die beste Möglichkeit abzuschalten und sich vom Alltag zu erholen. Da vergesse ich die Welt um mich herum und konzentriere mich nur auf das Bild, das nach und nach Gestalt annimmt“, erzählt Anna Grauer. Sie ist Mitglied der Russisch-Deutschen Gesellschaft der Künstler und seit 2018 Mitglied des Kunstvereins Stein und nimmt oft an gemeinschaftlichen Ausstellungen teil. In den vergangenen Jahren hat sie als Künstlerin und Fachexpertin stark an Ansehen gewonnen. Auch ihre Galerie ist zur gefragten Kunstadresse in Fürth geworden.
Geboren in Kasachstan
2013 hat Anna Grauer für die STIFTUNG WELTEN VERBINDEN eine Weihnachtskarte und ein Lesezeichen gestaltet. 2017 wurde sie mit ihrem Bild vom Preisstifter für den Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten nominiert. Und 2018 unterstützte sie die Innenbeauftragte der Stadt Fürth, Karin Hackbarth-Herrmann bei der Künstlerauswahl und Künstlerbetreuung im Rahmen der Aktion „Kunst + Handel“, die den Künstlern das Ausstellen ihrer Werke in den Geschäften ermöglichen sollte.
„Ich bin in Fürth angekommen und fühle mich hier zu Hause“, erklärte die Künstlerin in einem Interview während ihrer Einzelausstellung im Rahmen des Chorfestivals des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland im Januar 2019.
Anna Grauer wurde 1962 in Michailowka bei Aktjubinsk in Kasachstan geboren. Dorthin wurden ihre Vorfahren deportiert. In den Jahren 1978-1982 studierte sie „Künstlerische Gestaltung“ in Aktjubinsk mit Diplomabschluss. Nach dem Studium arbeitete sie zuerst als Grafikerin und später als Kunstlehrerin.
Erste Galerie vor vier Jahren eröffnet
Seit 1992 lebt Anna Grauer mit ihrer Familie in Fürth. Ihre künstlerische Ausbildung wurde in der neuen Heimat nicht anerkannt. Die Arbeitsagentur schlug ihr vor, als gestaltungstechnische Assistentin einzusteigen – weit unter ihrem Bildungs- und Erfahrungsniveau. Eine geeignete Weitequalifizierung wurde von der Arbeitsagentur abgelehnt, eine private Finanzierung kam für die Mutter von zwei kleinen Kindern damals nicht in Frage. Schließlich fing sie 1997 als Möbelverkäuferin bei IKEA an, wo sie immer noch ihren Lebensunterhalt verdient (derzeit drei Tage die Woche).
Der Malerei ging sie jahrelang in ihrer Freizeit nach – für sie vor allem in der ersten Zeit ein Weg, bei Leinwand, Pinsel und Farbe abzuschalten, die neuen Erfahrungen zu verarbeiten und neue Energie zu tanken. Vor über vier Jahren wagte sie den Schritt in die Teilselbstständigkeit mit der Galerie „Kolorit“, die ihr auch als Atelier dient – für einen Neuling in der Branche ohne treue Stammkundschaft in einer kleinen Großstadt wie Fürth ein Wagnis. Dennoch: Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein.
Im März 2016 eröffnete sie ihre Galerie, um die künstlerisch Kreativen der Metropolregion bekannter zu machen. Zuerst hatte sie ihre Galerie in der Karolinenstraße, zog kurz darauf in die Geleitsgasse um, seit 2018 hat Anna Grauer ein Domizil auf dem historischen Fürther Marktplatz – ein idealer Ort für die Kunst.
Keine stilistischen Vorbehalte
Außer ihrer eigenen Bilder in Öl und Acryl zeigt sie in der Galerie „Kolorit“ auf ca. 80 Quadratmetern in monatlich wechselnden Ausstellungen auch Werke anderer Künstler. Der Name „Kolorit“ ist auch Programm. Der Fachausdruck der Malerei bezieht sich auf die farbliche Vielfalt, indem er die Auswahl und Zusammensetzung der verschiedenen Farben eines Gemäldes bezeichnet und den farblichen Gesamteindruck eines Bildes beschreibt.
Auf Vielfalt im breitesten Sinne des Wortes und Experimentiergeist setzt Anna Grauer auch bei den gemeinschaftlichen und Einzelausstellungen regionaler und auch internationaler Künstler in ihrer Galerie. An interessierten lokalen Künstlern, denen „Kolorit“ ein Podium bietet, mangelt es nicht.
Bei der Auswahl der Aussteller hat Anna Grauer keine künstlerischen oder stilistischen Vorbehalte. Sie bevorzugt eine gute Mischung verschiedener Positionen, aller kreativen Techniken und aller nur denkbaren Ausdrucksformen. Dennoch wird ein gewisses Niveau gewahrt, schließlich steht sie mit ihrem Namen dahinter.
Die Werke der Ausstellungen erstrecken sich von abstrakter Kunst über Landschaftsmalerei, Stillleben, Aquarelle bis hin zu Objekten, Skulpturen und Designerpuppen und drücken Lebensfreude, Träume und Emotionen in einzigartigen Kompositionen aus. In den vergangenen Jahren organisierte sie zahlreiche Ausstellungen mit Künstlern, generationenübergreifend und aus verschiedenen Herkunftsländern, die in Fürth, Nürnberg, Erlangen und Umgebung leben und arbeiten.
Abstrakte Malerei als Leidenschaft
Darunter Christiane Altzweig mit Kunstwerken aus Pappmaschee, Natalia Zhuravskaya mit Pastellbildern, Torsten Hempel mit Holzskulpturen, Bruno Bradt mit großformatigen Bildern, David Krugmann mit abstrakt-figurativen Werken, Sabine Scharf mit Unikaten aus verschiedenen Materialien, Gisela Glück mit Farbinspirationen aus Umwelt und Natur, Marwan Al Asaád mit eindrucksvollen Porträtbildern, Stephan Pfeiffer mit Foto-Collagen, Sigrid und Harro Frey mit Bronzeskulpturen und Keramik, Richard Bartsch mit Plastiken aus der Reihe „Götter, Geister, Archetypen“, Christian Kathrein mit eigenen Fotografien und Texten dazu, Reinhard Schuster mit grafischen Papier-Reliefbildern, Günther Spaat mit Aquarellen, Rita Zeller mit Skulpturen aus Materialmix, Olesya Svirskaja mit Motivbildern und viele andere. Mit Dmitry Nayda und Nadeschda Streltsova, die an der renommierten Repin-Kunstakademie in St. Petersburg studierten, hatte sie auch schon mal zwei Künstler aus Russland in ihrem Programm.
Neben den Künstlern aus der Region stellt Anna Grauer auch ihre eigenen Kunstwerke in der Galerie aus. Ihre Schwerpunkte sind Öl-und Acrylmalerei und auch Zeichnungen. Meisterhaft beherrscht sie die Ausdrucksmöglichkeiten der gegenstandslosen abstrakten Malerei – ihre Leidenschaft.
Inspiration durch Reisen
Ihre kontrastreichen Werke, wo helle und farbintensive Töne ineinander fließen, bestechen durch Farbenfreudigkeit und eine klare Formensprache. In ihrer Farb- und Formkomposition, die für Interpretationen von Stimmungen und Gefühlen viel Freiraum lässt, wirken sie wie Musik und lassen der Fantasie des Betrachters freien Lauf. „Man muss abstrakte Bilder mit dem Herzen anschauen und sie selbst sprechen lassen“, meint Anna Grauer. Anregungen und Farbinspirationen holt sie sich aus Reisen in verschiedene Länder, gemalt wird im Atelier.
Außerdem gibt die gelernte Kunstpädagogin einmal pro Woche Malkurse, wobei sie grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Zeichnen und Malen vermittelt. Kursteilnehmer tauchen nicht nur in die spannende Welt der Acrylmalerei ein, sondern experimentieren auch mit verschiedenen Techniken.
Auch sonst hat die Künstlerin und Galeristin für Kunstliebhaber vielfältige Angebote. Sie fertigt unter anderem Auftragsarbeiten – ein individuelles Kunstwerk, wie Porträts, Landschaften oder abstrakte Bilder. Anna Grauer berät auch beim Bilderkauf, zum Platzieren des Kunstwerks in privaten oder Büroräumen und bietet sogar die Möglichkeit, ein Bild zur Probe aufzuhängen – man nimmt das Wunschbild mit (Preishälfte als Anzahlung) und kann es zwei Wochen auf sich wirken lassen. Das Angebot wurde schon mehrmals in Anspruch genommen, Rückgaben erfolgen selten.
Mehr zur Künstlerin unter www.galerie-kolorit.de