Die malerischen Städte Constanța, Brașov (Kronstadt), Cluj-Napoca (Klausenburg) oder Bukarest rücken immer näher an Kasachstan heran. Corina Martin, Honorarkonsulin der Republik Kasachstan in Rumänien, trägt seit mehreren Jahren dazu bei, das ethnische und kulturelle Mosaik Rumäniens durch den Tourismus den Kasachen bekannt zu machen. Deutsche, Ungarn, Tataren, Griechen, Russen und viele andere Nationalitäten bilden Vorbilder des vorurteilsfreien Zusammenlebens von Minderheiten in einer rumänischen Mehrheitsbevölkerung.

2022 markiert für Kasachstan ein Jubiläumsjahr. Vor 30 Jahren hat die junge unabhängige Republik mit zahlreichen Ländern diplomatische Beziehungen aufgenommen – darunter mit den meisten heutigen EU-Mitgliedern. Kein Wunder also, dass es fiel zu feiern gibt – etwa vor einem Monat, am 17. März im rumänischen Constanţa. Dort wurde der 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kasachstan und Rumänien mit einem Kasachischen Filmfestival begangen, in dessen Vorfeld ein Runder Tisch zu geschäftlichen Themen stattfand. Auch Reisebüros nahmen teil, um den Tourismus zwischen den beiden Ländern zu fördern.

Corina Martin, Honorarkonsulin der Republik Kasachstan in Rumänien (Mitte), mit kasachischen Delegierten im Bezirksrat von Brașov (Kronstadt) in Siebenbürgen

Es ist kein Zufall, dass in Constanța, einer Hafenstadt am Schwarzen Meer, ein Honorarkonsulat der Republik Kasachstan eröffnet wurde. „Hier gibt es viele Tataren sowie die Raffinerie Rompetrol, die Kazmunaygaz gehört. Rund um das Honorarkonsulat hat sich eine echte kasachische Gemeinschaft gebildet“, sagt Corina Martin.

Der antike Name der Stadt Constanța wurde als Tomis bezeugt. Einigen historischen Quellen zufolge soll Tomyris, die Königin der Massageten, eine wichtige Persönlichkeit in Kasachstan und Zentralasien, den Grundstein für die Stadt Tomis gelegt haben. Im März dieses Jahres geschah es, dass die Eröffnung des kasachischen Filmfestivals in Constanța von dem 2019 in Kasachstan gedrehten Film „Tomiris“ markiert wurde.

Pläne für einen zukünftigen Direktflug Almaty-Constanta

In den letzten Jahren wird über die Einführung der ersten direkten Flugverbindung zwischen Almaty und Constanța diskutiert. Ein ehemaliger Botschafter Kasachstans in Rumänien kam angesichts der Beliebtheit rumänischer Reiseziele bei ausländischen Touristen auf die Idee, auch kasachische Touristen hierher zu bringen. Später begannen Pläne, den Flug zu starten, von dem sowohl kasachische als auch internationale Touristen profitieren könnten. Geschäftsreisen und touristische Nachfrage würden bei der Einführung des direkten Fluges eine wichtige Rolle spielen.

Entdeckungsreise in Rumänien

Vor einiger Zeit kam eine Gruppe von Reiseveranstaltern aus Kasachstan nach Rumänien, um das Tourismuspotenzial des Landes zu bewerten und es dann potenziellen kasachischen Touristen vorzustellen. Sie besuchten mehrere Orte an der rumänischen Küste, im Donaudelta, Brașov (Kronstadt) und Bukarest.

„Sowohl in Kasachstan als auch in Rumänien gibt es nationale Minderheiten, und dieser Aspekt verbindet die beiden Länder. Der Multikulturalismus hat kasachische Reiseveranstalter während ihrer Reise nach Rumänien fasziniert“, sagt Corina Martin. Sie verbrachten zwei Tage in Dobrudscha, ihrem ersten Reiseziel, und lernten die 17 Minderheiten in der Region kennen, darunter Tataren, Griechen, Türken, Deutsche, Lipowaner und Armenier, deren Traditionen in der Region noch lebendig sind.

Die lipowan-russischen Reetdachhäuser aus dem Donaudelta in Dobrudscha haben die Kasachen beeindruckt.

Der Ovid-Platz – benannt nach dem großen römischen Dichter, der nach Tomis verbannt wurde –, das Museum für Nationalgeschichte und Archäologie, oder die Mahmud-II-Moschee, die zwischen 1910 und 1912 nach der Konya-Moschee in der Türkei erbaut wurde, sind nur einige der Orte, die die Kasachen in Constanța sehen konnten. Ihre Reiseroute führte sie dann in den Norden der Dobrudscha, in das Biosphärenreservat Donaudelta, wo sie die Häuser der lipowan-russischen Minderheit bewunderten und spezielle Gerichte wie Malasolka, Störsuppe oder Karpfenrogensalat probierten.

Die Rolle der Siebenbürgener Sachsen

Anschließend machten sich die kasachischen Reiseveranstalter auf den Weg nach Brașov (Kronstadt), einer siebenbürgischen Stadt mit deutschstämmiger Bevölkerung. Dort lernte die Delegation die Stadt und die deutsche Minderheit in Siebenbürgen kennen, die hier seit dem 12. Jahrhundert präsent ist. Sie verließen den Ratsplatz und besuchten die zwischen 1383 und 1477 erbaute Schwarze Kirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde, die als das größte gotische Gebäude Südosteuropas gilt. Sie erfuhren, dass sich nach einem Brand im Jahr 1689 die Mauern verdunkelten, weswegen die Kirche ihren heutigen Namen erhielt.

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Sowohl vor als auch in den ersten Jahren nach der Revolution von 1989 kam es zu einer massiven Auswanderung von Siebenbürgener Sachsen. Die meisten wanderten nach Deutschland aus, und diejenigen, die blieben, führten die sächsischen Traditionen fort. „Die sächsische Gemeinschaft hat die Region kulturell geprägt. Wir haben Hotels, Sehenswürdigkeiten und gastronomische Punkte in Brașov (Kronstadt) besucht, und der Einfluss der sächsischen Gemeinschaft war in all diesen Bereichen präsent“, verrät Corina Martin.

Einheimische aus Kronstadt erfuhren über die Medien von dem Besuch der kasachischen Reiseveranstalter. „Eine Frau aus Kronstadt, die in Kasachstan arbeitete, kehrte in ihre Heimatstadt zurück, um ihre Familie zu sehen. Sie erfuhr von unserer Tour durch die Stadt und machte sich auf die Suche nach uns. Als sie uns schließlich traf, begann die Frau zu unserer Überraschung, Altkasachisch zu sprechen“, erinnert sich Corina Martin.

Ethnische und kulturelle Vielfalt als Bereicherung

Dann folgte ein Besuch des berühmten siebenbürgischen Bergortes Poiana Brașov (Schulerau), wo die Kasachen die Aussicht und die frische Luft genossen. Ein weiteres Ziel war das 1212 als Grenzpunkt zwischen Siebenbürgen und dem Fürstentum Walachei erbaute Schloss Bran, das seither durch den Dracula-Mythos bekannt ist.

Letztes Ziel der kasachischen Reiseveranstalter war Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, bekannt als Klein-Paris, mit historischen Gebäuden, aber auch mit Arbeitervierteln. Sie besuchten das ehemalige Volkshaus, heute Parlamentspalast und eines der größten Gebäude der Welt, das während der Amtszeit von Nicolae Ceaușescu erbaut wurde.

Die Reiseveranstalter haben festgestellt, dass kasachische Touristen mindestens eine oder sogar zwei Wochen hier verbringen sollten, da der Preis für ein Flugticket nach Rumänien nicht niedrig ist. Daher müsse das touristische Erlebnis angemessen sein, wie ein Mitglied der kasachischen Delegation meinte: „Siebenbürgen und die Dobrudscha wären wichtige Attraktionen, wie sie auch von der internationalen Öffentlichkeit angesehen werden. Jede Mischung aus Kulturen und Geschichten, die von den ethnischen Gemeinschaften ausgeht, bereichert die Erfahrung kasachischer und internationaler Touristen.“

Von Rumänien nach Kasachstan

Das gestiegene Interesse an der Entwicklung von Tourismusbeziehungen führte auch zu einem Gegenbesuch einer rumänischen Delegation in Kasachstan. Ziel war es, Kasachstan als touristisches Angebot zu präsentieren. Die Rumänen besuchten den Charyn-Canyon, das Shymbulak-Resort, aber auch Oi-Qaragai, wo sie auf Pferden ritten und in tatarischen Jurten übernachteten. Es folgten der Issyk-See und das Dorf „Etno Aul“, wo die Rumänen traditionelle Spektakel sahen. Sie besuchten auch eine uigurische Gemeinschaft, wo sie mit Familien kochten und sich anschließend an einem künstlerischen Programm
erfreuten.

Corina Martin, Honorarkonsulin der Republik Kasachstan in Rumänien, besuchte mit einer rumänischen Delegation die Sehenswürdigkeiten aus Kasachstan
Honorarkonsulin Corina Martin besuchte mit einer rumänischen Delegation die Sehenswürdigkeiten aus Kasachstan.

Ihre Vor-Ort-Erfahrungen machten sie in Rumänien öffentlich, so dass viele Menschen erfuhren, was es in Kasachstan zu sehen gibt. „Wir haben ein extrem reiches Land touristisch entdeckt. Es ist etwas Einzigartiges für Europäer“, sagte ein rumänischer Delegierter.

„Über Kasachstan ist in Rumänien nicht so viel bekannt. Wir müssen unseren Geist öffnen. Die Erlebnisse dort haben meine Tourismuserfahrung geprägt“, sagt Corina Martin. Sie ist der Meinung, dass die Präsenz des Honorarkonsulats der Republik Kasachstan in Constanța viel für die Förderung von Werten bedeutet.

Irina Radu

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