Tragödie von nationalem Ausmaß: Bei Waldbränden im ostkasachischen Gebiet Abai sind 14 Menschen ums Leben gekommen, viele weitere mussten evakuiert werden. Präsident Tokajew reiste persönlich in die Katastrophenregion, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Für den Leiter des Katastrophenschutzministeriums haben die Ereignisse Konsequenzen.
Mit einem nationalen Trauertag hat am Montag die neue Woche in Kasachstan begonnen. Auf Anordnung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew hielt das Land inne, um der Opfer verheerender Waldbrände zu gedenken, die Ende vergangener Woche im Osten ausbrachen, über das Wochenende weiter wüteten und das Leben von 14 Forstarbeitern forderten. „Im Zusammenhang mit dem Tod von Menschen infolge eines Waldbrandes in der Region Abai wird in der Republik Kasachstan am 12. Juni 2023 eine Staatstrauer ausgerufen“, hieß es in der Anordnung des Präsidenten. Überall im Land wurden am Montag die Flaggen auf Halbmast gesetzt.
Präsident Tokajew reiste am Sonntag selbst in das Katastrophengebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Dort dauerten die Löscharbeiten zunächst weiter an. Nach seiner Ankunft leitete Tokajew eine Sitzung des Katastrophenstabs und traf sich mit Angehörigen der bei den Bränden ums Leben gekommenen Forstarbeiter. Anschließend flog das Staatsoberhaupt das betroffene Gebiet ab und ließ sich detailliert von einem Vertreter des Katastrophenschutzministeriums sowie dem Akim des Gebiets Abai Nurlan Uranchajew über die Lage vor Ort unterrichten.
Katastrophenschutzminister wird ersetzt
Ein politisches Opfer forderten die Brände ebenfalls. So wurde am Samstag bekanntgegeben, dass Juri Iljin seinen Posten als Katastrophenschutzminister als Konsequenz aus den Geschehnissen abgeben musste und durch Syryn Scharipchanow ersetzt wurde. Zudem wird das Krisenmanagement von Ex-Minister Iljin wohl Gegenstand juristischer Ermittlungen werden. Innenminister Marat Achmetschanow sprach in diesem Zusammenhang von einer möglichen Verletzung der Amtspflicht, die im Raum stehe. Es seien nicht rechtzeitig angemessene Maßnahmen ergriffen worden, heißt es.
Iljins Nachfolger Scharipchanow sprach am Montag davon, dass die Lage im Katastrophengebiet „unter Kontrolle“ sei. Allerdings waren zu dem Zeitpunkt immer noch 43.000 Hektar Waldgebiet betroffen. Das heiße Klima erschwere die Löscharbeiten, an denen bis Dienstag 1.800 Menschen und 350 technische Einheiten beteiligt waren – darunter Mitarbeiter des Katastrophenschutzes, des Forstkomitees und des Verteidigungsministeriums. In einer Lagemeldung des Ministeriums vom Dienstag hieß es, dass innerhalb der vorangegangenen 24 Stunden mehr als 1.500 Tonnen Wasser zum Löschen der Brände abgeworfen worden seien.
Evakuierungen und Hilfsaktionen für betroffene Einwohner
Bis zum Beginn der neuen Woche waren auch aus zahlreichen Siedlungen in der Nähe des Brandgebietes Einwohner evakuiert worden. Laut dem Akimat des Gebiets Abai wurden insgesamt 150 Menschen an drei Evakuierungspunkten untergebracht – auch um diese vor den schädlichen Folgen der extremen Rauchentwicklung zu schützen. Weitere neun Evakuierungspunkte stünden bereit, um im Fall der Fälle bis zu 800 Menschen aufzunehmen, hieß es weiter.
In Kasachstan, besonders den benachbarten Gebieten, war indes die Anteilnahme und Solidarität mit den Betroffenen groß. So sammelten allein die Menschen im Gebiet Pawlodar 35 Tonnen Lebensmittel, Mineralwasser und Arzneimittel für die Menschen im Gebiet Abai. Auch in Almaty und anderen größeren Städten des Landes sammelten Freiwilligenorganisationen humanitäre Hilfsgüter. Insgesamt waren in der südlichen Hauptstadt über 30 Organisationen an den Aktionen beteiligt. cstr.