Am 15. März 2025 wurde im Bürgersaal von Berlin-Zehlendorf das traditionelle Frühlingsfest Nawruz gefeiert. Menschen aus verschiedenen Kulturen kamen zusammen, um dieses besondere Ereignis zu begehen. Die Veranstaltung, die von den Kulturabteilungen und Botschaften mehrerer Länder gemeinsam organisiert wurde, zeigte den Berlinern die vielfältigen Traditionen und das kulturelle Erbe jener Regionen, in denen Nawruz gefeiert wird. Besonders waren dabei auch die Botschaften der zentralasiatischen Länder Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan vertreten.
Nawruz, was auf Persisch „Neuer Tag“ bedeutet, markiert den Sieg des Frühlings über den Winter und des Lichts über die Dunkelheit. Das Fest wird von über 300 Millionen Menschen in Süd- und Zentralasien sowie auf dem Balkan und im Kaukasus gefeiert. Seit Jahrtausenden überliefert, hat Nawruz in den verschiedenen Ländern eigene Legenden hervorgebracht, bleibt aber im Kern ein Symbol für Erneuerung und Hoffnung.
Interessanterweise trägt das Fest je nach Land unterschiedliche Namen: In Kasachstan heißt es Nauryz, in Kirgisistan Nooruz, in Usbekistan und Tadschikistan Navruz, während es in Pakistan als Nauroz bekannt ist. Seit 2009 gehört Nawruz zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO, was seine weltweite kulturelle Bedeutung unterstreicht. Diese Anerkennung hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für dieses Jahrtausende alte Fest zu schärfen und seine Traditionen zu bewahren.
Legenden und Folklore des Nawruz-Festes
Die mit Nawruz verbundenen Legenden und Traditionen spiegeln sich vor allem in den festlichen Speisen wider, die an diesem Tag zubereitet und mit anderen geteilt werden.
Eine alte kasachische Legende erzählt von einer Zeit der Zwietracht und Armut im Volk, die erst durch ein gemeinsames Festmahl an Nauryz überwunden wurde. In einem riesigen, „Kazan“ genannten Kochkessel wurde ein Gericht für alle zubereitet – nach dem gemeinsamen Essen vergaßen die Menschen ihre Streitigkeiten und lebten wieder in Frieden miteinander. Aus dieser Geschichte entstand die Tradition des Nauryz-Kozhe, einer festlichen Speise, die Einigkeit und Freundschaft symbolisiert.
In Usbekistan und Kirgisistan ist die Zubereitung des traditionellen Sumalak ein unverzichtbarer Bestandteil des Festes. Dieses rituelle Gericht aus gekeimten Weizenkörnern steht für den Frühlingsanfang und den Beginn der Feldarbeit. Eine Legende erzählt von einer armen Mutter, die Steine in einen Kessel legte, um ihre hungrigen Kinder zu beruhigen – am nächsten Morgen hatte sich daraus ein schönes Gericht gebildet, was als göttliches Wunder gedeutet wurde. Die Zubereitung von Sumalak ist ein gemeinschaftliches Ereignis, bei dem die Frauen singen, tanzen und sich unterhalten, während sie das Gericht über Stunden hinweg immer wieder umrühren.
In Tadschikistan und Iran ist das Haft-Sin („Sieben S“) ein zentraler Bestandteil von Nawruz. Auf dem festlich gedeckten Tisch werden sieben symbolische Elemente präsentiert, deren Namen im Persischen mit dem Buchstaben „S“ beginnen, darunter Samanak (Weizenpaste), Sib (Apfel) und Sir (Knoblauch). Jedes dieser Elemente steht für Werte wie Gesundheit, Wohlstand oder Erneuerung und symbolisiert den Neubeginn sowie die Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Wir feiern unsere Vielfalt
Die Feierlichkeiten im Bürgersaal Zehlendorf spiegelten diese kulturelle Vielfalt eindrucksvoll wider. Vertreter aus Afghanistan, Aserbaidschan, Irak, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan präsentierten ihre jeweiligen Nawruz-Traditionen.
Ein besonderer Blickfang war der gemeinsame Frühlingsblumenstrauß, der die nationale Blume jedes teilnehmenden Landes enthielt – von der Lala-Blume Afghanistans bis zur Mandelblüte Usbekistans.
„Dieser Blumenstrauß symbolisiert perfekt den Geist von Nawruz“, erklärte Dr. Aisha Karim, Kulturattaché der kasachischen Botschaft. „Er zeigt, wie unterschiedliche Kulturen zusammenkommen können, um etwas Schönes und Harmonisches zu schaffen“.
Das Programm bot eine reichhaltige Mischung aus Musik, Tanz und kulinarischen Genüssen. Folkloristische Gruppen aus verschiedenen Ländern begeisterten das Publikum mit traditionellen Tänzen und Liedern, während die Besucher die Gelegenheit hatten, eine Vielzahl von Nawruz-Spezialitäten zu probieren. Besonders beeindruckend waren die Auftritte des kasachischen und usbekischen Ensembles. Die kasachische Delegation brachte eine große Anzahl talentierter Musiker mit, die das Publikum mit traditionellen Liedern verzauberten. Die usbekische Delegation fiel besonders auf, da sie von einer Gruppe von 16 Schülern begleitet wurde, die Berlin im Rahmen eines Bildungsprojekts besuchten. Diese jungen Talente aus verschiedenen Regionen Usbekistans hatten ihre Reise als Gewinner der nationalen Facholympiade verdient und nutzten die Gelegenheit, nicht nur an der Nawruz-Feier teilzunehmen, sondern auch die deutsche Hauptstadt zu erkunden.
Berlin als internationaler Treffpunkt
Die Wahl Berlins als Austragungsort für diese Feierlichkeiten war kein Zufall. Als multikulturelle Metropole bietet die Stadt den idealen Rahmen für interkulturellen Austausch und Begegnungen zwischen verschiedenen Traditionen. Die Veranstaltung im Bürgersaal Zehlendorf war mit ihrer großen Besucherzahl, der kulturellen Vielfalt und dem Engagement zahlreicher Organisatoren ein voller Erfolg. Die positive Resonanz von Gästen und Teilnehmern lässt hoffen, dass Nawruz in Berlin zu einer festen jährlichen Tradition wird.
„Solche Veranstaltungen bauen Brücken zwischen den Kulturen und fördern das gegenseitige Verständnis – was besonders für die junge Generation von großer Bedeutung ist“, erklärte eine Vertreterin der usbekischen Botschaft.
Während der Frühling in Berlin Einzug hält, feiert die Stadt ein Fest, das Grenzen und Kulturen überwindet. Nowruz zeigt, wie Traditionen lebendig bleiben, wenn sie über Grenzen hinweg geteilt und gefeiert werden. In einer Zeit globaler Herausforderungen sendet das Fest eine Botschaft der Hoffnung und des Zusammenhalts.
Feste wie Nawruz erinnern uns daran, dass Freude am Leben und die Hoffnung auf Erneuerung universelle menschliche Erfahrungen sind. Während der Frühling in Berlin Einzug hält, zeigt die Nawruz-Feier, dass Traditionen lebendig bleiben, wenn sie geteilt und gefeiert werden – über Grenzen und Kulturen hinweg.