Gabriella Stippa gehört zu den besten Malerinnen der königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin. Auf Einladung der Vertretung in Almaty zeigte die Künstlerin in der Galerie Tengri-Umai ihr Können.

/Bild: Antonie Rietzschel. ‚Einer der Lieblingsaufträge der Künstlerin. ‚/

Gabriella Stippa arbeitet seit 25 Jahren als Porzellanmalerin.

Porzellan ist für Gabriella Stippa wie eine launische Frau – reizbar und sensibel. „Wenn sie nicht will, dann muss man sie in Ruhe lassen.“ Manchmal habe es den Anschein, das Porzellan sträube sich gegen die Pinselstriche, so die 50-Jährige. In einem solchen Moment bleibe ihr nichts anderes übrig als ihre Arbeit beiseite zu legen, Tee zu trinken und zu warten, bis sich die weiße Schönheit beruhigt habe. Dieser beinahe zärtliche Umgang hat seinen Preis. Einige der Teller oder Vasen, die durch Gabriella Stippas Hände gehen, kosten mehrere tausend Euro.

Seit 25 Jahren arbeitet die frühere Biochemikerin als eine von insgesamt 26 Malerinnen bei der königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin, wo sie zu den Besten gehört. Als solche sitzt sie an einem wackligen Tisch in der Galerie Tengri-Umai und malt mit zarten Pinselstrichen eine Zwiebel auf einen Teller. Zwischendurch beantwortet sie geduldig die Fragen der Journalisten. Auch als sich ihr gegenüber ein Mädchen niederlässt, sich ohne zu fragen Teller und Pinsel schnappt, lässt sie nicht von ihrer Zwiebel ab.

Die Liebe zum Comic-Helden

Beruflich male sie am liebsten Obst und Gemüse, weil das nie gleich aussehe, beantwortet die Berlinerin die Frage nach ihren Lieblingsmotiven. Privat sehe das allerdings anders aus. Ihre eigene kleine Sammlung königlichen Porzellans zieren Raketen, Motorräder und Comic-Helden. Selbstbemalt versteht sich. Doch auch einige Kunden der Porzellanmanufaktur in Berlin teilen die Leidenschaft der Malerin für eher ausgefallene Motive. Vorsichtig zieht Gabriella Stippa einige Fotos unter dem Tisch hervor, die einen ihrer Lieblingsaufträge zeigen: Den amerikanischen Comic-Helden Spawn. Die Falten seines roten Umhangs sind fein herausgearbeitet, die Muskeln unter dem schwarzen Kostüm zeichnen sich deutlich ab. Zwanzig Stunden hat sie an diesem Sammlerstück gearbeitet. „Auch wenn ich eher konservativ aussehe, ich mag das“, sagt Gabriella Stippa. Für die Motorradgang Hells-Angels bemalte sie eine Vase mit Totenköpfen. Wert: ungefähr 4.000 Euro.

Nicht ohne Risiko

Ihre Hände sind ihr Kapital. Die Malerin versucht nicht darüber nachzudenken, was passiert, wenn Parkinson oder eine Arthritis ihre wichtigsten Werkzeuge unbrauchbar machen würden. „Es ist wie mit Porzellan. Wenn man versucht es ganz vorsichtig zu behandeln, geht es meistens doch kaputt. Genauso ist es mit meinen Händen“, sagt Gabriella Stippa. So schwingt sie sich in ihrer Freizeit am liebsten auf ihr Motorrad und lässt die Landschaft an sich vorbeirauschen. Um ihrer Hände willen müsste sie das eigentlich lassen. Doch dann würde Gabriella Stippa wahrscheinlich genauso wie das Porzellan in ihren Händen werden: launisch.

Von Antonie Rietzschel

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