Die Absetzung einer Mozart-Oper aus Furcht vor islamistischen Anschlägen hat heftige Reaktionen ausgelöst. Die deutsche Presse zeigt wenig Verständnis für die Absetzung des Stückes. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag auf Seite 5!
HAMBURGER MORGENPOST
„Die Furcht ist längst Teil unseres Alltags geworden. Sie betrifft Medien, die sich scheuen, Karikaturen zu zeigen. Sie betrifft Politiker, die ihre dänischen Kollegen im Regen stehen ließen, als diese im Karikaturenstreit attackiert wurden. Und sie betrifft Kirchenoberhäupter, die ihr Bedauern für Dinge äußern, die sie nie gesagt haben. Das Dilemma ist doch, dass all jene Politiker, die heute Zivilcourage fordern, kein Rezept haben, wie sie morgen die Opfer islamistischer Gewalt schützen. Der Kleinmut in den westlichen Demokratien – er ermutigt die Feinde der Freiheit.”
TAGESZEITUNG (Berlin)
„Es ist das gute Recht eines Intendanten oder einer Intendantin, ein Theaterstück aus künstlerischen Gründen oder aus Mangel an Resonanz vom Spielplan zu streichen. Auch das gehört zur Kunstfreiheit. Aber wenn als Begründung für die Absetzung eines Stücks die Angst vor gewalttätigen Reaktionen von islamistischer Seite genannt wird, dann müssen die Alarmglocken schrillen. Denn von einer konkreten Gefährdung war nichts bekannt, im Gegenteil. Ein Jahr lang stand das Stück bereits auf dem Spielplan der Deutschen Oper, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hätte.”
KÖLNER STADTANZEIGER
„Selbst, wenn es konkrete Drohungen gäbe, dürfte die Inszenierung nicht abgesetzt werden, sondern müsste – notfalls in einem durch die Polizei geschützten Opernhaus – auf dem Spielplan bleiben. Zurückweichen bringt gar nichts – es ermutigt vielmehr die Feinde einer Lebensform, die gegen zäheste – auch kirchlich-religiöse – Widerstände mühevoll durchgesetzt werden musste. Es ist ein Sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen.”
MÄRKISCHE ODERZEITUNG (Frankfurt)
„Es geht um den Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst, die Freiheit des Wortes garantiert. Diese gilt als eine der unerlässlichen Grundlagen einer freiheitlichen Gesellschaft. Nun wird die Absetzung einer Oper nicht gleich die westliche Zivilisation aus den Angeln heben. Aber die Schere im Kopf ist in der Berliner Entscheidung doch gut sichtbar geworden, und es stellt sich die Frage, in welche Richtung sich die Gesellschaft unter den wachsenden Ansprüchen ihres muslimischen Teiles weiterentwickelt.”