Bild: privatDina Wacker kommt ursprünglich aus Kasachstan. Sie ist mit ihren Eltern Anfang der 90er Jahre nach Deutschland umgesiedelt. In Deutschland musste die Familie von Null anfangen. Ungeachtet aller Schwierigkeiten hat sie es heute unter anderem geschafft, Geschichte in der Plus Size Mode Deutschlands zu schreiben. Sie siegte bei den ersten deutschen Plus Size Misswahlen.

Dina Wacker bezeichnet sich zwar nicht als Feministin, aber engagiert sich gern für Frauenthemen. So wie bei der Aktion BodyLove in Frankfurt am Main, wo sie mit anderen für eine Foto-Kampagne gegen Bodyshaming, Mobbing und für mehr Selbstliebe und Akzeptanz posierte. Die Krankenschwester erzählt von ihren Erinnerungen an die Heimatstadt in Kasachstan sowie vom Leben als Model.

Was ist Schönheit?

Dem Sprichwort: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ stimmt die 36-Jährige teilweise zu, aber das Äußere spielt für sie keine vorrangige Rolle. „Schönheit hängt von Vielem ab. Man kann auch von Innen schön sein. Jeder ist auf seine Art schön.“

Deshalb hat Dina auch kein bestimmtes Schönheitsideal. Das Wichtigste für sie ist, dass sich alles in einem gesunden Maß befindet. „Das heißt, dass man weder zu dünn noch zu dick ist, sondern sich gesund fühlt und zufrieden ist. Ich denke, dass man sich unabhängig von Kleidergröße, Haut– und Haarfarbe lieben muss. Man soll mit sich im Reinen sein.“

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Am Anfang hatte auch sie Schwierigkeiten, gibt die amtierende Miss zu. Sie war mit ihrem Körper lange Zeit nicht zufrieden. Der Prozess, diesen zu akzeptieren, wie er ist, dauerte lange und war aufreibend. „Ich habe immer wieder zu– oder abgenommen. Nun bin ich so, wie ich bin. Ich fühle mich schön, so wie ich aussehe und das liebe ich jetzt auch.“

Von Almaty nach Zweibrücken

Dina Wacker kam in der ehemaligen kasachstanischen Hauptstadt Almaty zur Welt. Dort lebten sie und ihre Familie, bis sie als Russlanddeutsche 1991 nach Deutschland übersiedelten. Damals war sie elf Jahre alt. Die Wackers kamen damals direkt nach Zweibrücken und leben dort bis heute. Wie viele der Spätaussiedler, konnte auch sie am Anfang kein Deutsch sprechen. Erst in der Schule fing sie an, die neue Sprache zu lernen.

„Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch kein einziges Mal in Kasachstan war“, sagt sie ein wenig beschämt. Es hätte leider wegen Schule, Arbeit oder Familie nie einen passenden Zeitpunkt gegeben. Doch sie hat fest vor, in das Land ihrer Geburt zurückzukommen, unter anderem deswegen, weil sie Interesse an der Entwicklung von Plus Size Mode in Kasachstan hat. „Ich möchte gern rausfinden, wie Leute in Almaty dazu stehen.“
Abgesehen davon verbinden sie selbstverständlich zahlreiche Kindheitserinnerungen mit der Stadt, wie der Gorki Park, der Grüne Basar und ihre Freunde. „So leben meine Gedanken zu Kasachstan immer in mir fort.“

Mutter, Krankenschwester und Miss Plus Size Germany

Früher war das Modeln nur ein Hobby, damals war sie nicht so bekannt wie heute. Wie viele junge Frauen, träumte auch sie von einer Modelkarriere. Doch Dinas Körpermaße entsprechen nicht dem stereotypischen Ideal aus der Werbung.

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Die Initiative zu einer Plus Size Misswahl kam von zwei deutschen Modelabels, die Größen ab 42  vertreiben und auf Plus Size aufmerksam machen wollten. Dabei sollen Frauen wie Dina angesprochen werden. Das war damals auch die Motivation für ihre Bewerbung zur Teilnahme. „Als ich mich als Teilnehmerin bewarb, rechnete ich gar nicht mit dem Gewinn.“

Alles fing mit einer Anzeige zu den Miss-Wahlen im Internet an. Da die angestellte Krankenschwester schon immer Spaß an Fotografie hatte, fehlte es nicht an Bildern. Die Familie unterstützte sie und bestand auch ein wenig darauf, ihre Bilder an die Organisatoren zu schicken. Letztlich gab sie nach, bewarb sich und wartete ohne große Hoffnungen.

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Zunächst kam die Nachricht, dass sich über 1000 Frauen beworben haben und sie unter den ersten 75 sei. Als nächstes kam der Bescheid über die Top 15 und danach kam die Einladung zum Finale. In Hamburg trafen schließlich zehn Finalistinnen aufeinander. Von den Organisatoren, präsentierten wir fünf verschiedene Outfits auf dem Laufsteg und gaben Interviews vor Jury und Massenmedien. Am Ende waren es neben der Jury auch die Zuschauer, die die Entscheidung trafen, dass Dina aus Almaty Miss Plus Size Germany 2015 wurde.

Seitdem ist sie in mehreren Agenturen vertreten. „Wenn früher Shooting und Shopping mein Hobby war, mache ich das jetzt als Zweitjob neben meinem Beruf als Krankenschwester.“ Auch in der Zukunft möchte sie weiterhin als Modell tätig sein. Ihre Familie steht in allem hinter ihr: „Mein sechsjähriger Sohn ist mein größter Fan.“

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Turonbek Kozokov

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