Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute, liebe Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, gestern (am 24.2.2022, Red.) ist das Unvorstellbare eingetreten: Russlands Regierung hat die Ukraine angegriffen. Es herrscht Krieg – mitten in Europa, direkt vor unserer Haustür.
Als Landsmannschaft der Deutschen aus Russland fühlen wir uns sehr betroffen, denn unsere Mitglieder kommen sowohl aus Russland als auch aus der Ukraine. Wir sind zutiefst erschüttert darüber, dass durch politische Machtspiele ein Keil zwischen die beiden Länder und die Menschen getrieben wird.
Als Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und den Nachfolgesaaten der Sowjetunion verurteilen wir aufs Schärfste jegliche Art von militärischer Auseinandersetzung und Gewalt gegen die zivile Bevölkerung. Wir dürfen nie vergessen, welches Leid uns die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert gebracht haben! Unsere Vorfahren haben in der Sowjetunion als Deutsche durch Repressionen und Deportationen unsäglich leiden müssen. Wir erinnern uns noch gut daran, welche Schäden und Traumata der Hass anrichten kann. Wir wissen, welche verheerenden Folgen die Gewalterfahrungen noch für die folgenden Generationen haben können. Ein Krieg bringt immer Leid, Tod, Zerstörung und schürt noch mehr Hass. Im Krieg gibt es keine Gewinner, sondern immer nur Verlierer. Ein Krieg trifft immer die Schwächsten: die Kinder, die Frauen, die älteren Menschen.
Als Landsmannschaft treten wir für die Interessen und Anliegen der in der Ukraine verbliebenen und lebenden Deutschen ein, die nun einer akuten Lebensgefahr ausgesetzt sind. Noch gestern veröffentlichte Dr. Bernd Fabritius, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, eine Pressemitteilung, in der ein Härtefallverfahren für alle deutschen Spätaussiedlerbewerber aus der Ukraine zugesagt wird. Die Bundesregierung sichert die Prüfung der Aufnahme unmittelbar in Friedland zu. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Aussiedlerbeauftragten unter:
www.aussiedlerbeauftragter.de
Der Krieg in der Ukraine liefert auch wieder jede Menge Stoff für Fake-News, die nun massenhaft in Umlauf gebracht werden. Wir appellieren an Sie, nicht unbedacht mit Informationen umzugehen und sich nicht auf hetzerische Stimmungen einzulassen. In dieser schwierigen Situation ist es von großer Bedeutung, trotz allem, zwischen Staat/Politik sowie dem Land und den Menschen zu unterscheiden.
Gestern (am 24.2.2022, Red.) sind in der Russischen Föderation Abertausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Auf der ganzen Welt solidarisierten sich die Menschen mit der ukrainischen Bevölkerung. Das zeigt ganz deutlich, dass wir, die Zivilgesellschaft, diesen Krieg weder wollen noch brauchen! Wir wünschen uns eine friedliche Zukunft in Europa und auf der ganzen Welt: Für uns und vor allem für unsere Kinder.
Unsere Gedanken und Gebete sind jetzt bei den Menschen in der Ukraine. Johann Thießen, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland