In Peking wurde am Mittwoch das dritte Forum für Internationale Zusammenarbeit „Ein Gürtel, eine Straße“ eröffnet – die offizielle Bezeichnung für Chinas Projekt der Neuen Seidenstraße, das vor fast genau zehn Jahren in Kasachstans Hauptstadt Astana seinen Anfang nahm. Angesichts des „Geburtsortes“ der viel beachteten globalen Initiative durfte Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew bei der Jubiläumsveranstaltung nicht fehlen.

Wie bereits im Rahmen eines bilateralen Treffens am Vortag hob er auch in seiner Rede auf der Eröffnungszeremonie die neue Schlüsselrolle Chinas in der Welt hervor. Zudem nannte Tokajew die Volksrepublik trotz ihrer aktuellen Wachstumsschwäche und einer Reihe von strukturellen Problemen (z. B. im Immobiliensektor) eine „Lokomotive der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung“. Die Seidenstraßen-Initiative habe sich als ein „grandioses Projekt globalen Ausmaßes“ erwiesen, sagte der kasachische Staatschef weiter, und hob dabei die hohen Investitionen in den Teilnehmerländern sowie die Förderung gesellschaftlicher und kultureller Verbindungen hervor.

Tokajew ging dabei auch detailliert auf die Rolle Kasachstans bei der Vernetzung zwischen Ostasien und Europa ein, die aktuell auch von deutscher Seite immer wieder angeführt wird. „Derzeit finden rund 85 Prozent des gesamten Landtransitverkehrs von China nach Europa in Kasachstan statt. Wir legen großen Wert auf die Entwicklung der Transit- und Transportbranche und haben in den letzten 15 Jahren über 35 Milliarden US-Dollar für diese Zwecke bereitgestellt.“ Ausruhen auf dem Erreichten wolle sich Kasachstan jedoch nicht, gelobte der Staatschef in Peking: Unter anderem sollen in den kommenden drei Jahren 1.300 Kilometer Eisenbahnschiene verlegt werden und ein dritter Eisenbahnübergang an der Grenze zu China sowie zwei neue „Trockenhäfen“ nach dem Vorbild der Freihandelszone Khorgos entstehen.

Orbán als einziger EU-Regierungschef zu Gast

Auch die anderen zentralasiatischen Länder sind auf dem Forum vertreten. So hielt etwa Usbekistans Präsident Schawkat Mirsijojew auf einer thematischen Sitzung eine viel beachtete Rede, in der er mehr grüne Finanzierung und Entwicklung für Zentralasien forderte. Er hob dabei hervor, dass die Region mehr als andere unter den Auswirkungen des globalen Klimawandels zu leiden habe. Der Temperaturanstieg in Usbekistan und seinen Nachbarländern sei doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt, so Mirsijojew – mit intensiveren Dürrephasen, Sandstürmen und einem Verlust von Biodiversität als Folge.

Große Aufmerksamkeit liegt auf dem Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin, der erst zum zweiten Mal in diesem Jahr Russland für einen Auslandsbesuch verlassen hat, nachdem gegen ihn ein internationaler Haftbefehl vom Strafgerichtshof in Den Haag verhängt wurde. Als einziger EU-Regierungschef auf dem Forum ist Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán anwesend. Eine tragende Rolle in Chinas Seidenstraßen-Initiative hatte bis vor kurzem auch EU-Mitglied Italien inne. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat aber unlängst angekündigt, dass ihr Land sich aus dem Projekt zurückzieht.

cstr.

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